Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

RheinlandtalerZwei Geschichtenerzähler in Bergheim ausgezeichnet

3 min
Das Foto zeigt zwei Frauen, davon eine mit einem Preis in der Hand.

Karin Schmitt-Promny, stv. Leiterin der Landschaftsversammlung Rheinland (r.), und Preisträgerin Susanne Harke-Schmidt.

Der Landschaftsverband Rheinland verleiht den Rheinlandtaler an herausragende Verdienste in der Heimat.

Sie haben einiges gemeinsam, Susanne Harke-Schmidt und Peter Kleinen: Beide sind grandiose Geschichtenerzähler, bei beiden schlägt ein großes Herz für ihren Ort, für Kerpen bei Susanne Harke-Schmidt, für Frechen bei Peter Kleinen. Sie sind Bewahrer des Alten und haben den Wunsch, ihr Wissen weiterzugeben. Und beide sind, das ist ihre neueste Gemeinsamkeit, seit Freitag Preisträger des Rheinlandtalers.

Kerpenerin beschäftigte sich mit jüdischer Geschichte

Mit dem Taler zeichnet der Landschaftsverband Rheinland (LVR) Menschen, Organisationen und Unternehmen aus, die sich im Rheinland besonders engagieren. Karin Schmitt-Promny vom LVR, Landrat Frank Rock, der Kerpener Vize-Bürgermeister Addy Muckes und die Frechener Bürgermeisterin Susanne Stupp fanden anrührende und persönliche Worte für die Preisträger.

Harke-Schmidt war es nicht in die Wiege gelegt worden, eine der Zentralfiguren der Kerpener Geschichtsvermittlung zu werden. Im beschaulichen Todtenhausen, einem Stadtteil von Minden in Ostwestfalen, geboren, interessierte sie sich zunächst für Mathematik und Geschichte, wollte aber auf keinen Fall Lehrerin werden. Man gab ihr den Tipp, Archivarin zu werden: „Akten geben keine Widerworte!“

Alles zum Thema Landschaftsverband Rheinland

Das Foto zeigt eine Preisübergabe.

Karin Schmitt-Promny, stv. Leiterin der Landschaftsversammlung Rheinland (l.), und Preisträger Peter Kleinen.

Nach einer Ausbildung kam sie über verschiedene Stationen am 10. Oktober 1981 nach Kerpen und half, unterstützt vom rührigen Heimatverein, das Kerpener Stadtarchiv aufzubauen. Im Laufe der Jahrzehnte ihrer Tätigkeit als Archivleiterin und Vorsitzende des Kerpener Heimatvereins schob sie eine unübersehbare Zahl an Themen und Projekten an, deren Leuchtkraft weit über Kerpen hinaus strahlte: Die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft und des Holocaust, die Bildungspartnerschaft mit dem Europagymnasium, den Karneval, Adolph Kolping, Graf Berghe von Trips, Braunkohle und Strukturwandel und vieles mehr.

Gefragt, welches Projekt ihr besonders am Herzen liegt, kommt die Antwort schnell: Die Lebensgeschichte des Charles Schwarz, geboren 1932 in Kerpen, der mit seiner jüdischen Familie 1940 vor der Nazibarbarei floh. Schwarz kam 2008 erstmals wieder nach Kerpen. „Spurensuche für eine Familiengeschichte“ heißt das Buch, das der Kerpener Heimatverein auf der Basis der Schwarzschen Lebenserinnerungen herausgegeben hat.

Peter Kleinen ist ein Frechener Urgewächs. In Hücheln aufgewachsen, heute in Bachem lebend, wollte er Maschinenbau studieren, aus gesundheitlichen Gründen kam es aber dann anders. Er heuerte bei Rheinbraun an, heute RWE, arbeitete im kaufmännischen Bereich. Parallel entwickelte er früh zwei Interessensgebiete: Heimatgeschichte und Technik. Diese Kombination bestimmte sein weiteres Leben.

Fotografie und Filmen wurden bald zur Basis seiner Tätigkeit, sowohl für Rheinbraun als auch im Ehrenamt. Er dokumentierte von 1989 an alle wesentlichen Ereignisse im Ort, vom Schützenfest über den Martinsmarkt bis hin zu wesentlichen industriellen Umbrüchen. Die letzte Brikettierung in Wachtberg und den Untergang und Umbau der Brikettfabrik Carl begleitete er filmisch und journalistisch. Seine umfangreichen Arbeiten überließ er dem Frechener Stadtarchiv.