Kandidaten von CDU, SPD, Grünen, FDP und den Linken wollen den Bürgermeisterposten in Brühl übernehmen.
Kommunalwahl 2025Ein Quintett bewirbt sich in Brühl um Dieter Freytags Erbe

Den Chefsessel im Brühler Rathaus wird im September eine neue Frau oder ein neuer Mann einnehmen. Amtsinhaber Dieter Freytag (SPD) steht nicht mehr zur Wahl.
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Brühl erhält im September ein neues Stadtoberhaupt. Das steht bereits vor der Kommunalwahl am Sonntag, 14. September, fest. Amtsinhaber Dieter Freytag (SPD) machte es lange Zeit spannend, ehe der heute 70-Jährige im November 2024 verkündete, nicht mehr antreten zu wollen. Seit 2014 hat Freytag das Amt inne. 2020 behauptete sich der langjährige Kämmerer in der Stichwahl mit 65,4 Prozent deutlich gegen den CDU-Fraktionschef Holger Köllejan.
Die damalige Wahl veränderte dennoch die politische Landschaft. Das vorherige schwarz-grüne Bündnis im Rat, das einiges angeschoben, aber immer wieder den Widerstand der sozialdemokratischen Verwaltungsspitze beklagt hatte, wurde von einer rot-grünen Mehrheit abgelöst. Die personell neu aufgestellten Grünen sahen nun die Chance gekommen, ihre Vorhaben leichter umzusetzen. Dabei hatte die CDU mit 32,5 Prozent die meisten Stimmen auf sich vereint und die SPD (29,1 %), die Grünen (23,7 %), die FDP (4,9 %), AfD (4,7 %), Linkspartei (3,3 %) und Piraten (1,6 %) hinter sich gelassen.
Brühl: Die Schaffung einer zweiten Gesamtschule scheiterte
Die CDU fügte sich in die Rolle der Opposition, wetterte erfolglos gegen das Verkehrsexperiment, das mit einer zwischenzeitlichen Sperrung des Belvedere als Parkplatz einherging und erfolgreich gegen die Schaffung einer zweiten Gesamtschule, für die SPD und Grüne heftig geworben hatten. Gemeinsam – von wenigen Ausnahmen abgesehen – stellten Opposition und Mehrheitsbündnis derweil die Weichen für das kostspieligste Projekt der Stadtgeschichte: den Bau der rund 100 Millionen Euro teuren Feuerwache.
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Die Kür der Bürgermeisterkandidaten verlief harmonisch und auch der Umgang der Bewerber miteinander gilt als fair. Angesichts der jüngsten Bundestagswahlergebnisse geht Marc Prokop (56) als Favorit ins Rennen um die Stadtspitze. Immerhin verbuchte seine CDU im Februar etwas mehr als 30 Prozent der Stimmen, während SPD (20 %) und Grüne (17,5 %) deutlich zurückblieben. Die AfD als viertstärkste Kraft (11,9 %) stellt keinen Bewerber um den Bürgermeisterposten.

Marc Prokop geht als Kandidat der Brühler CDU ins Rennen um den Bürgermeisterposten.
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Der in Brühl aufgewachsene Prokop, bis zur Kandidatenkür Mitgliederbeauftragter der CDU, betont seine Verbundenheit mit der Stadt. Er wolle die Herausforderungen „ideologiefrei angehen und die Wirtschaft wieder nach vorne bringen“, sagt er. Als einstiger Gründer und Professor der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Technischen Hochschule Köln verfüge er über „ein belastbares Netzwerk“. Dieses will er nutzen, um zukunftsträchtige Betriebe nach Brühl zu locken.
Und er will eine aktive Wirtschaftsförderung betreiben, um letztlich Steuereinnahmen und Wohlstand zu steigern. „Wir müssen das Geld haben, um wichtige Dinge in der Stadt finanzieren zu können“, macht er klar. Daher steht er einem Ausbau des Phantasialands auf Kosten des teils geschützten Waldes positiv gegenüber. „Wenn in einem Bauleitverfahren geregelt werden kann, wie man Starkregen, Lärm und Verkehrsprobleme begegnen kann, bin ich dafür“, so Prokop. Die angrenzende Kleingartenanlage will er erhalten wissen.

Bernhard Schumacher heißt der Bürgermeisterkandidat der Brühler SPD.
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Letzteres will auch sein Kontrahent von der SPD, Bernhard Schumacher. Der 59-jährige gelernte Erzieher und Gründer des „Schumaneck“, einer Einrichtung für Kinder aus schwierigen Lebensverhältnissen, setzt beim Ausbau des Freizeitparks zudem auf einen Erhalt des „Ententeichs“, was eine Lösung rein räumlich schwierig erscheinen lässt. Ein Bauleitverfahren will er „nicht unkritisch begleiten“.
Ein großes Anliegen ist ihm die Beteiligung der Menschen an kommunalen Prozessen. „Das ist die Basis der Demokratie“, betont er und führt beispielhaft Maßnahmen zum Hitzeschutz an. Mehr Grün und die Installation von Sonnensegeln gehe nur zusammen mit den Menschen. Schumacher will das Ehrenamt stärken und trotz der angespannten Haushaltslage die Kitas mit zusätzlichem Personal aus Notbetrieb holen und die Kunst- und Musikschule in der heutigen Form erhalten. „Sonst sackt die Attraktivität der gesamten Stadt ab“, sagt der derzeitige Ratsherr. Das rot-grüne Bündnis hält er „für ein tragfähiges, vitales Konstrukt, das vieles auf Weg gebracht hat“.
So sieht es auch Simone Holderried, Fraktionschefin und Bürgermeisterkandidatin der Grünen. „Ich finde, die Zusammenarbeit war richtig gut“, sagt die 56-jährige, als Supervisorin tätige Diplom-Pädagogin. Es sei aber zu früh, um über eine Verlängerung der Kooperation zu sprechen. Zum Stolperstein könnte das Thema Phantasialand werden. Der Ausbau auf Kosten der Natur ist für Holderried und ihre Partei ein Tabu. „Da sind wir klar. Das ist ein zentrales Thema, mit hoher Priorität“, betont sie.

Simone Holderried von den Grünen ist die einzige Bewerberin um den Bürgermeisterposten in Brühl.
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Die Ratsfrau will die Mobilitätswende voranbringen, eine „gute Wahl zwischen allen Verkehrsmitteln“ ermöglichen. Dafür brauche es besser gestaltete Bus-Takte, gute Fahrradwege, Platz für Fußgänger. „Das hilft nicht nur dem Klima, sondern sorgt auch für eine höhere Lebensqualität“, ist sie sicher.
Die Stadt will sie klimaresilient machen, Mitbestimmung ausbauen, das Ehrenamt fördern, den knappen Kassen mit Digitalisierung und einer effizienteren Verwaltung begegnen, denn „wir werden weiterhin in Schulen und Infrastruktur investieren müssen“.

Andre Kuhn ist der Bürgermeisterkandidat der Brühler Linkspartei.
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Diese Notwendigkeit sieht auch Andre Kuhn (37), der Bürgermeister-Kandidat der Partei Die Linke, die seit der Bundestagswahl in Brühl (8,37 Prozent in Brühl) großen Zulauf erfährt. „Wir haben marode Schulgebäude, es fehlen Kitaplätze. Außerdem brauchen wir mehr Sozialwohnungen“, sagt der Germanist und wirbt für eine Stärkung der städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebausie, für Inklusion und Integration.
Ermöglichen will er das mit der Einführung einer Bettensteuer und einer veränderten Nutzung der personellen Ressourcen in der Verwaltung. Eine Erweiterung des Phantasialands lehnt Kuhn, der in der Brühler Kommunalpolitik als Newcomer gilt, ab.

Michael Loosen ist der Bürgermeisterkandidat der Brühler FDP.
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Damit vertritt er eine völlig andere Position als Michael Loosen, Kandidat der FDP, und damit wie Kuhn eher ein Mann mit Außenseiterchancen. „Eine Erweiterung brächte zusätzliche Erträge und Arbeitsplätze, also neue Steuerzahler. Dieses Geld brauchen wir für unsere Infrastruktur. Zumal es in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Neuansiedlungen in Brühl gab“, unterstreicht der 40-jährige Gesundheitsökonom, der sich derzeit als Sachkundiger Bürger der FDP-Fraktion im Sozialausschuss und stellvertretender Vorsitzender der Brühler FDP engagiert.
Die Wirtschaftsförderung müsse aktiver sein, findet er und fordert zudem Anstrengungen, um dem Mangel an Altenpflegeplätze zu begegnen. Mit Blick auf die Verkehrswende betont er, „die Erreichbarkeit der Menschen muss gewährleistet bleiben. Nicht alles ist mit Lastenfahrrad möglich“.
Sieben Parteien treten in Brühl an
Sieben Parteien treten bei der Kommunalwahl in Brühl an. CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP sind derzeit als Fraktion im Stadtrat vertreten. Die AfD büßte den Status ein, für den zwei Ratsleute benötigt werden, nachdem Markus Hausmann der Partei den Rücken gekehrt hatte. Er tritt nun als Einzelbewerber im Wahlbezirk 06.0 in Brühl-Pingsdorf an. Die Linkspartei war anfangs durch Eckhard Riedel im Rat vertreten, der sich später der Partei Volt anschloss. Damit platzte auch die Zwei-Mann-Fraktion mit dem Piraten-Ratsherrn Harry Hupp, der inzwischen sein politisches Engagement beendet hat. Volt setzt nun auf neue Gesichter. Anders als die anderen Parteien hat Volt nur in 17 von 22 Wahlbezirken Kandidierende aufgestellt. (wok)