Einkaufszentren in Brühl und HürthCorona-Lockerungen wecken Zweifel und Hoffnungen

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Das Einkaufszentrum Giesler-Galerie in Brühl ist bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen.

Brühl/Hürth – Die Inzidenz steigt, Omikron ist weiter auf dem Vormarsch. Und dennoch überlegt die Politik, die derzeit geltende 2G-Regel im Einzelhandel aufzuheben. Möglicherweise ändern sich am Mittwoch die Vorschriften grundlegend.

Rund zwei Jahre Pandemie haben dem Einzelhandel arg zugesetzt. Händler beklagen heftige Umsatzeinbrüche und deutlich zurückgegangene Besucherzahlen; die Kauflaune wird offenbar auch durch die Corona-Auflagen getrübt. Dennoch sei man bislang vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, heißt es aus den Einkaufszentren Hürth-Park in Hürth und Giesler-Galerie in Brühl. Geschäftsaufgaben und Leerstände gebe es bisher kaum, berichtet auch das Brühler Citymanagement.

Händler in Brühl klagen über eine heftige Durststrecke

Doch dieser Zustand ist offenbar fragil. „Seit Weihnachten ist die Kundenfrequenz sehr niedrig. Viele Geschäftsleute beklagen eine heftige Durststrecke. Wir machen uns Sorgen“, sagt Sebastian Dieck, der im Citymanagement der Stadt Brühl und als Geschäftsführer der Brühler Einzelhandelsinteressengemeinschaft Wepag tätig ist.

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Alexandra Oeser, Center-Managerin des Einkaufszentrums Hürth-Park mit 150 Geschäften, berichtet, dass die Besucherzahl im Vergleich zu 2019 – dem Jahr vor der Pandemie – um 30 Prozent eingebrochen sei. Damals wurden im Schnitt 25 000 Besucher am Tag gezählt.

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Auf steigende Besucherzahlen hofft der Einzelhandel im Hürth-Park.

Offenbar fürchteten sich viele Kunden vor einer Infektion mit der Omikron-Variante des Virus, mutmaßt Dieck. Daher wisse er auch nicht, ob eine Abschaffung der 2G-Regel im Einzelhandel für einen schnellen Impuls sorgen könne. Auch Angelika Assenmacher, die als Center-Managerin der Unternehmensgruppe ILG die Geschicke des Brühler Einkaufszentrums Giesler-Galerie überblickt, hat Bedenken.

„Die Infektionszahlen sind eben noch sehr hoch“, sagt sie, „den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Läden würde eine Abschaffung jedoch sicherlich einige Diskussionen mit Kunden ersparen.“ Ohnehin sei es schwer zu vermitteln, dass das Modegeschäft mit großer Verkaufsfläche Zertifikate kontrollieren müsse, der Supermarkt direkt nebenan aber selbst bei starkem Kundenandrang nicht.

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Ein Stempel wurde im Hürth-Park als 2G-Nachweis eingesetzt.

Ein Wirrwarr bei den Regeln beklagt auch Oeser. So sei von 2G-plus über 2G und 3G bis hin zu gar keinen Beschränkungen im Hürth-Park alles drin, je nachdem, ob man in die Gastronomie, in die Boutique, zum Friseur oder in die Drogerie und zum Lebensmittelladen wolle.

Immerhin muss man im Hürther Einkaufszentrum seit Mitte Dezember nur noch an einer Ladentür Impfnachweis und Personalausweis vorzeigen und bekommt dann einen Stempel auf die Hand gedrückt, der auch in den anderen Geschäften gilt. „Die Regelung funktioniert gut“, berichtet Oeser. „Nichtsdestotrotz ist das immer noch eine Hürde. Mehr noch als die Maskenpflicht, denn die hat inzwischen jeder verinnerlicht.“ Die Lust auf einen Einkaufsbummel sei durch diese Erleichterung auch nur zum Teil zurückgekehrt.

Hürth-Park-Managerin hofft auf steigende Besucherzahlen

Oeser begrüßt deshalb, dass die 2G-Regel auch in Nordrhein-Westfalen zum 16. Februar gekippt werden soll. Die Erfahrung aus anderen Bundesländern wie Bayern, Niedersachsen und dem Saarland, in denen der Einzelhandel wieder „offen für alle“ sei, habe gezeigt, dass sich das sehr positiv auf die Kundenfrequenz auswirke. Und gerade jetzt komme es „auf jeden Euro Umsatz an“.

Für ein Center dieser Größenordnung sei der Hürth-Park aber trotz Corona „gut aufgestellt“, betont Oeser. Die Pandemie habe zu keiner Ladenschließung geführt. Mit den Mietern, meist große Ketten, seien im Einzelfall Regelungen über Minderungen oder Stundungen der Mietzahlungen getroffen worden, vor allem für die Zeit des Lockdowns.

Im Vergleich zu anderen Shoppingzentren sei auch die Giesler-Galerie bislang recht gut durch die Krise gekommen, betont Angelika Assenmacher. Das liege am großen Anteil von Nahversorgern. Bei Rewe, Aldi und Rossmann liefen die Geschäfte gut. Textilläden hingegen durchlebten schwierigere Zeiten, auch wenn sie bislang als Mieter geblieben seien. „Diese Läden trifft es hart, aber sie gehören großen Ketten an und haben wohl eine gewisse Substanz im Hintergrund.“

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Klaus Walth ist hingegen Geschäftsführer eines der wenigen inhabergeführten Geschäfte in der Galerie. In seinem Laden „be U“ verkauft er handgefertigte Seifen, Badesalze, Taschen, Kissen und maßgefertigte Bettwäsche. „Der Umsatz ist um zwei Drittel geschrumpft. Wir machen jeden Tag Verlust“, sagt Walth. Für den Verkauf seiner duftenden Produkte sei die Maskenpflicht ein Hemmnis. „Und das Einkaufserlebnis leidet ohnehin massiv unter der 2G-Regel.“ Genau jenes positive Erlebnis sei aber wichtig, um im Wettbewerb mit Online-Shops bestehen zu können.

Seinen 2020 eröffneten Geschäftsableger an der Uhlstraße hat Walth nach wenigen Monaten wieder geschlossen. Denn dort blieben auch die Touristen als potenzielle Kundschaft weg. „Uns bleibt eigentlich nur die Hoffnung, dass es irgendwann wieder losgeht.“

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