GutachtenHochwasserschutz an Blessemer Kiesgrube „absolut fehlerhaft“

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An der Abbruchkante in Blessem wurden auch Autos in den Krater gerissen.

An der Abbruchkante in Blessem wurden auch Autos in den Krater gerissen.

Erftstadt-Blessem – Ein „absolut fehlerhafter“ Hochwasserschutz an der Blessemer Kiesgrube war laut Gutachten der Grund für das Unglück an der Blessemer Kiesgrube nach dem verheerenden Hochwasser im Juli. Laut Gutachten, die auch dieser Zeitung vorliegen, war die Südseite der Kiesgrube nicht wie vorgeschrieben vor den Wassermassen geschützt. Dies berichtete zuerst der WDR.

Ingenieurgeologe Professor Lutz-Heinrich Benner kommt im Auftrag der Stadt zu dem Ergebnis: „Die Totalschäden an mehr als zehn Häusern sind einzig und allein dem Tagebau nördlich Blessem geschuldet. Genauer gesagt, der absolut fehlerhaften Konstruktion des Hochschutzwalles.“

BUND hält Unterspülung der Blessemer Kiesgrube für „Katastrophe mit Ansage“ 

Es soll zwar eine Art kleinen Damm zwischen Kiesgrube und den anliegenden Wohnhäusern gegeben haben, dieser soll allerdings nur aus losem Material bestanden haben. „Die Hochwasserschutzanlage entsprach nicht den Anforderungen an ein technisches Hochwasserschutzbauwerk nach dem Stand der Technik“, schreiben zwei weitere Sachverständige im Auftrag der Bezirksregierung Arnsberg. Der ungeeignete Schutzwall wurde von den Wassermassen unterspült, weil er nicht den Vorschriften entsprach. Millionen Kubikmeter Wasser und abgeschwemmter Boden flossen dann die Böschung hinunter in den Tagebau. Schließlich wurden nicht nur die Böschung, sondern auch ganze Häuser mitgerissen.

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Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND in Nordrhein-Westfalen, spricht im WDR von einer „Katastrophe mit Ansage“ nach Sichtung der Unterlagen. „Für mich ist vollkommen klar, dass es hier starke Versäumnisse gibt auch der Überwachungsbehörde gegenüber dem Betreiber der Kiesgrube. Hier hat auch die Aufsichtsbehörde versagt.“ Die Bezirksregierung Arnsberg hatte die Hochwasserschutzkonstruktion 2015 genehmigt, offenbar ohne Einwände.

Anfang Januar wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren gegen die Betreiber der Kiesgrube in Erftstadt-Blessem durchführt, um zu klären, ob die Flut im Juli 2021 fahrlässig herbeigeführt wurde. (smh)

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