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Neue VorwürfeErfstädter Pfarrer Winfried Jansen bittet Opfer um Entschuldigung

Lesezeit 3 Minuten

Der Erftstädter Pfarrer Winfired Jansen

Köln – Der Erftstädter Pfarrer Winfried Jansen (73) hat unter dem Eindruck neuer Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe in den 70er und 80er Jahren die betroffenen Frauen erstmals um Entschuldigung gebeten. „Ich sehe nach und nach, dass mein damaliges Verhalten für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sexuell grenzverletzend war“, heißt es in einer mit dem Erzbistum Köln abgestimmten Erklärung, die von Jansen und Personalchef Stephan Weißkopf unterschrieben ist. Eine weitere Entschuldigung richtet der Geistliche an seine Gemeinde „dafür, dass mein Verhalten zu großer Unruhe und zu emotionaler Erschütterung geführt hat“. Die gemeinsame Erklärung sei auch „einer großen Belastung für die betroffenen Frauen und deren Angehörige“ durch das öffentliche Interesse an dem Fall des Pfarrers geschuldet, heißt es im Text.

Am 1. Februar hatte das Erzbistum Jansens Gemeinde über die ersten Vorwürfe gegen den heute 73 Jahre alten Jansen informiert. Eine Betroffene hatte sich 2014 beim Erzbistum Köln gemeldet und laut Erzbistum „detailliert und glaubhaft“ von mehrjährigem sexuell grenzverletzenden Verhalten Jansens berichtet, als sie etwa neun Jahre alt war. Jansen räumte engen persönlichen Kontakt zur Familie der Betroffenen und auch zu dieser selbst – mit gelegentlichem Streicheln über Kopf und Rücken und ähnlichem Verhalten ein, bestritt aber eine sexuelle Konnotation oder gar Missbrauch. Er sah sich vom Erzbistum unbarmherzig behandelt. Weder seien seine Jahrzehnte langen Verdienste als Seelsorger noch die laufenden Projekte in der Gemeindearbeit berücksichtigt worden.

Als Priester beurlaubt

Gemäß den bischöflichen Leitlinien zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs wurde Jansen nach Bekanntgabe der gegen ihn erhobenen Vorwürfe von seiner Tätigkeit als Priester beurlaubt. Das Erzbistum leitete den Fall an den Vatikan weiter, wo die weitere Zuständigkeit liegt. In Jansens Gemeinde kam es daraufhin zu einer starken Solidarisierung mit Jansen und zu Vorwürfen gegen das Erzbistum Köln und den Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki. Der Pfarrer sei öffentlich vorverurteilt worden. Außerdem seien die gegen ihn eingeleiteten Maßnahmen – insbesondere die sofortige Beurlaubung  – unverhältnismäßig.

Nachdem sich nun zwei weitere betroffene Frauen beim externen Ansprechpartner des Erzbistums gemeldet haben und Jansen zu den Vorwürfen gehört worden ist, äußert sich der Pfarrer zum ersten Mal wieder selbst. „Mir ist klar, dass ich mich mit dem Vorgefallenen weiter auseinandersetzen muss. Dieser persönlichen Aufarbeitung will ich mich ebenso stellen wie dem kirchlichen Verfahren.“ Bisherige  Unterstützer des Pfarrers zeigten sich tief betroffen und rückten von ihrer massiven Kritik am Vorgehen des Erzbistums ab. „Die neuen Informationen waren so nicht zu erwarten gewesen.“ Jansens zeitweiliges Leugnen wurde in seiner Umgebung nicht als bewusste Täuschung, sondern als Verdrängen gewertet. Im Licht der neuen Sachlage sei allen – auch dem Pfarrer – klar, dass er nicht in seine Gemeinde zurückkehren könne.

Die neuen Vorwürfe beziehen sich laut der gemeinsamen Erklärung Jansens und Weißkopfs auf mehrjähriges sexuell grenzverletzendes Verhalten gegenüber einem Kind Anfang der 1970er Jahre. Damals war Jansen Kaplan in Köln-Sülz. Sie beziehen sich weiter auf mehrjähriges sexuell grenzverletzendes Verhalten gegenüber einer Jugendlichen in den 1980er Jahren in Erftstadt. Zu den neuen Vorwürfen sei er in Begleitung seiner Vertrauensperson gemäß den Leitlinien gehört worden.

Gespräche im erzbischöflichen Generalvikariat

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ war Jansen am Dienstag zu Gesprächen im erzbischöflichen Generalvikariat. Beteiligt war auch Jansens Vertrauensmann, der pensionierte Kölner Oberstaatsanwalt Rainer Wolf. Am Abend brachte das Erzbistum die Erklärung Vertretern von Jansens Gemeinde zur Kenntnis. 

Auf deren dringende Bitte sagte das Erzbistum das Bemühen um Aufstockung des Seelsorgepersonals sowie Beratungsangebote für die Gemeinde zu. Angesichts der „Spannungen“ zwischen Gemeinde und Bistum wurde eine externe Prozessbegleitung vereinbart.