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KooperationDiese Pläne haben RWE und KVB für das Areal der Brikettfabrik in Frechen

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Die Brikettfabrik in Frechen stellt die Produktion Ende des nächsten Jahres ein.

Die Brikettfabrik in Frechen stellt die Produktion Ende des nächsten Jahres ein.

Frechen – Bürgermeisterin Susanne Stupp sprach von einem „Schlag in die Magengrube“, als vor einem Jahr bekannt wurde, dass die Brikettherstellung in der RWE-Fabrik am Wachtberg in Folge des Kohleausstiegs bereits Ende 2022 eingestellt werden soll. Doch jetzt zeichnet sich eine neue Nutzung für das Areal ab.

Die RWE Power AG will dort mit den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) kooperieren. Als ersten Schritt unterzeichneten beide Unternehmen jetzt eine entsprechende Absichtserklärung. Denkbar sei zum Beispiel ein Stadtbahndepot mit Werkstatt und Verwaltungseinheiten der KVB, heißt es in einer Pressemitteilung der Unternehmen. Kooperationsmöglichkeiten bei der Instandhaltung von Bahnen und gemeinsame Ausbildungsangebote werden ebenfalls in Betracht gezogen. Bis zum Ende des Jahres sollen Möglichkeiten der Zusammenarbeit geprüft werden.

Köln: KVB will bald längere Stadtbahnzüge einsetzen

Die Rahmenbedingungen sind gut: Über Bahngleise ist die Fabrik am Wachtberg an das werkseigene Gleisnetz, aber auch an das öffentliche Netz angeschlossen. Bereits unmittelbar nach Ende der Brikettierung stünden große Teile der Betriebsflächen für Folgenutzungen zur Verfügung, heißt es in der Pressemitteilung. Hinzu komme, dass die KVB ihre Werkstatt-Infrastruktur ohnehin modernisieren müsse.

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Die Brikettfabrik Wachtberg

Die Brikettfabrik Wachtberg wurde 1902 in Betrieb genommen. Viele Frechener fanden dort in den vergangenen Jahrzehnten Arbeit. Zuletzt war die Rede davon, dass dort 600 bis 700 Mitarbeiter tätig sind, wenn man Fremdfirmen hinzuzählt.

Neben den Briketts – den „Klütten“, wie es im Volksmund heißt – wird am Wachtberg auch Kohlenstaub für die Industrie produziert. Dies soll auch künftig erhalten bleiben.

Auf dem Wachtberg gibt es fünf Kraftwerkskessel, die in erster Linie der Erzeugung von Dampf für die Kohletrocknung dienen. Es wird jedoch auch Strom produziert, hauptsächlich für den Eigenbedarf. (rtz)

In den nächsten Jahren wollen die Verkehrsbetriebe längere Stadtbahnzüge einsetzen. Schon jetzt sei absehbar, dass sich die dafür erforderliche Erweiterung am heutigen Werkstatt-Standort in Wesseling nicht im notwendigen Umfang realisieren lasse. Deshalb sieht sich die KVB auch in der Region nach anderen Standorten mit entsprechenden Flächen und Gleisanschluss im direkten Umfeld der Stadt Köln um.

Auch für die RWE-Hauptwerkstatt in Grefrath ist eine Kooperation mit der KVB denkbar. Gleisanschlüsse sind auch dort vorhanden, und RWE Power hält dort ohnehin Schwerlast-Lokomotiven und Kohlewaggons instand. Die Auslastung des Betriebs werde im Zuge des Kohleausstiegs zurückgehen, heißt es in der Pressemitteilung.

Frechen/Köln: So geht es mit dem „Leuchtturmprojekt“ weiter

Die nächsten Schritte für die Zusammenarbeit sind schon konkret festgelegt: RWE Power wird zunächst einen städtebaulichen Rahmenplan mit der Stadt Frechen und der KVB erarbeiten, der Grundlage für eine Bauleitplanung werden könnte. Außerdem erstellt RWE ein Verkehrsgutachten und untersucht den Anschluss des Plangebiets ans kommunale Kanalnetz.

Die KVB plant die Gestaltung eines möglichen Depot- und Werkstattstandorts, erstellt ein Lärmgutachten und analysiert die Schienenanbindung der betreffenden RWE-Betriebe an ihr eigenes Netz. Synergien bei der Berufsausbildung junger Menschen sollen ebenfalls ausgelotet werden.

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Von einem „Leuchtturmprojekt“ spricht Dr. Lars Kulik, Mitglied des Vorstands der RWE Power AG. „Unsere zusätzlichen Investitionen in moderne Werkstatt-Infrastruktur könnten damit gleichzeitig zur Bewältigung des Strukturwandels im Rheinischen Revier beitragen“, sagt KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks.

Kein Wunder, dass Bürgermeisterin Susanne Stupp viel zufriedener klingt als noch vor einem Jahr: „Die Aussicht auf den Erhalt von Industriearbeitsplätzen stimmt mich sehr zuversichtlich“, sagt sie. Die Stadt habe die Gespräche begleitet und unterstütze das Projekt nach Kräften. Stupp: „Insbesondere die Aussicht auf die Möglichkeit einer gemeinsamen Ausbildungsstätte ist ein Lichtblick für die jungen Menschen in unserer Stadt.“

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