Tilman M. Brauns hat den Koalitionsvertrag des Ampelbündnisses in Frechen gebunden.
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Frechen – Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung kommt aus Frechen. Wenn man so will, hat das Werk der Ampel-Koalition, das die gemeinsamen politischen Ziele von SPD, Grünen und FDP für die kommende Legislaturperiode enthält, hier den nötigen Zusammenhalt bekommen. Denn in Frechen ist der Vertrag gebunden worden – in der Werkstatt von Buchbindermeister Tilman M. Brauns, der an der Keimesstraße bereits seit 25 Jahren seinem Handwerk nachgeht.
„An den Auftrag bin ich über die Schlömer-Gruppe aus Düren gekommen, die schon seit 2008 unter der Marke »Grün gedruckt« ökologisch arbeitet und mit der uns eine langjährige Partnerschaft verbindet“, berichtet Brauns. Das Dürener Unternehmen hat den Koalitionsvertrag auf hochwertigem Büttenpapier von der Papierfabrik Zerkall (Hürtgenwald) gedruckt. Für die Bindung sorgte Tilman Brauns in Frechen.
14 Exemplare gedruckt
Den Auftrag vermittelt hat Dietmar Nietan, Bundestagsabgeordneter aus Düren und SPD-Schatzmeister. „Frank Schnorrenberg von der Schlömer-Gruppe hat mich vor etwa zehn Tagen vorgewarnt und gefragt, ob ich demnächst spontan Zeit für viel Arbeit hätte“, berichtete Brauns. Am Donnerstag vergangener Woche wurde es ernst: Die gedruckten Seiten des Koalitionsvertrages kamen in Frechen an.
Der Koalitionsvertrag erhielt in Frechen den letzten Schliff, bevor die Politiker ihn in Berlin unterzeichneten.
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Nachdem Brauns dort 14 Exemplare gebunden hatte, wurden sie nach Berlin gebracht, wo die Ampel-Koalitionäre um Olaf Scholz, Robert Habeck, Annalena Baerbock und Christian Lindner das Vertragswerk am Dienstag öffentlichkeitswirksam unterzeichneten.
Zeitgeschichtlich bedeutsam
Der Vertrag, der seinen letzten Schliff in Frechen erhalten hat, wurde dabei in sämtliche Kameras gehalten. Wie hat Tilman Brauns reagiert, als sein „Werk“ derart prominent in allen Medien gezeigt wurde? Von Stolz möchte er ungern sprechen. „Gefreut habe ich mich aber schon“, so der 48-Jährige. Er hat zwar schon viele wichtige Bücher angefertigt, ein zeitgeschichtlich so bedeutsames Werk aber noch nicht.
Die 14 Unterschriftsexemplare sind haptisch anspruchsvoll gestaltet worden. Brauns hat sie mit einer offenen Fadenheftung in neun Lagen versehen, mit Heftzwirn in den Ampel-Farben an der Seite drei Lesezeichen-Bändchen in Rot, Grün und Gelb kommen hinzu. Knapp vier Tage hat Brauns daran gearbeitet. Hat er das Vertragswerk dabei auch ausführlich studiert? Inhaltlich setze er sich schon mit den Büchern auseinander, die in einer Werkstatt landen. Schließlich nehme er auch nicht jeden Auftrag an. „Es gibt jedoch ein Sprichwort: »Ein Buchbinder, der liest, ist ein fauler Buchbinder«“, sagt Brauns mit einem Augenzwinkern. Das Hauptaugenmerk liege beim Binden auf der handwerklichen Arbeit: „Man achtet dann mehr auf den Satzspiegel und die korrekte Paginierung.“