Fernwärmenetz-UmbauKostensteigerung führt zu personellen Konsequenzen

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Neu gebaut wurde auch der Wärmespeicher am alten Klärwerk.

Neu gebaut wurde auch der Wärmespeicher am alten Klärwerk.

Hürth – Die Kostensteigerung beim Umbau des Hürther Fernwärmenetzes hat zu ersten Konsequenzen geführt. CDU und Grüne setzten in einer Sondersitzung des Verwaltungsrats der Stadtwerke durch, dass die Zuständigkeiten für das Projekt neu geregelt werden. Künftig wird Vorstandssprecher Stefan Welsch den Bereich Fernwärme und Energie verantworten. Bislang war dafür der langjährige Stadtwerke-Chef Dr. Dirk Ahrens-Salzsieder zuständig, der Ende des Jahres aus dem Vorstand ausscheiden wird.

Stadtwerke-Vorstand hört auf

Offiziell wird die neue Aufgabenverteilung damit begründet, dass die Vertragsverhandlungen zur Sicherung der Fernwärme komplex seien und über den Jahreswechsel hinaus dauern würden – dann ist Sozialdemokrat Ahrens-Salzsieder als Stadtwerke-Vorstand nicht mehr im Amt. Durch den Beschluss werde die Verantwortung für die Fernwärme bereits auf denjenigen übertragen, der auch künftig zuständig sein werde, erklärte Bürgermeister Dirk Breuer (CDU).

Rüdiger Winkler, CDU-Sprecher in dem Aufsichtsgremium, wurde deutlicher. „Das Projekt ist aus dem Ruder gelaufen, was die Kosten betrifft“, sagte er. Winkler machte keinen Hehl daraus, dass die CDU-Fraktion „mit der Projektorganisation nicht zufrieden“ sei. Die geänderte Aufgabenverteilung sei die „logische Konsequenz“ daraus. Die „Zukunftsaufgabe Fernwärme“ müsse neu aufgestellt werden, so Winkler.

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18 Millionen Euro mehr als veranschlagt

Der größte Teil der Fernwärme für die 7000 angeschlossenen Haushalte und Gewerbebetriebe soll in Zukunft nicht mehr RWE aus dem Goldenberg-Braunkohlekraftwerk in Knapsack liefern, sondern die Rußfabrik des Unternehmens Orion in Köln-Rondorf an der Stadtgrenze zu Hürth-Kalscheuren. Um die Abwärme nutzen zu können, muss die Rußfabrik für einen höheren zweistelligen Millionenbetrag mit neuen Turbinen und Generatoren ausgerüstet werden.

Doch dabei sind den Stadtwerken, die die Kraft-Wärme-Kopplungsanlage bauen und an Orion verpachten werden, die Kosten davongelaufen. Statt der anfangs kalkulierten 42 Millionen Euro für das Gesamtprojekt, zu dem ein Wärmespeicher und neue Transportleitungen gehören, ist inzwischen von 60 Millionen Euro die Rede.

Sonderprüfung eingeleitet

Der Verwaltungsrat hat zu den Ursachen für die Kostensteigerung eine Sonderprüfung in Auftrag gegeben. Das Ergebnis der Wirtschaftsprüfer lag allerdings zur Sondersitzung am Dienstagabend noch nicht vor, der Bericht ist erst für Ende September angekündigt.

Dass dennoch schon Konsequenzen gezogen wurden, stieß bei SPD und Freien Wählern auf Kritik. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist ein derartiger Wechsel in der Projektverantwortlichkeit nicht nachvollziehbar“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Stephan Renner, der darin eine „politische Vorverurteilung“ sieht. „Inwieweit dieser Wechsel zu Verzögerungen im Projektablauf führen wird, bleibt unklar“, meinte Renner.

Preis soll stabil bleiben

Der Fraktionschef der Freien Wähler, Kurt Martmann, warf dem Bürgermeister „dreiste Informationsverschleppung“ vor. Breuer habe in einer vorangegangenen Sitzung lediglich mündlich aus einem Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfer zitiert, schriftlich liege der Bericht noch immer nicht vor. Der Verwaltungsrat habe ohne Kenntnis wichtiger Informationen „überhastet“ über die Neuaufstellung der Fernwärme entschieden.

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Ahrens-Salzsieder äußerte sich enttäuscht. Er könne nicht nachvollziehen, warum man ihm die Zuständigkeit für die Wärmeversorgung entzogen habe. „Mit mir hat niemand gesprochen, ich kenne auch den Zwischenbericht der Gutachter nicht“, sagte der Stadtwerke-Vorstand. Er gehe davon aus, dass die Fernwärme trotz der höheren Investitionskosten für die Kunden nicht teurer werde.

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