Stationen in AsienSterneköchin Julia Komp nimmt Abschied von Schloss Loersfeld

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Deutschlands jüngste Sterneköchin, Julia Komp, verlässt Schloss Loersfeld in Kerpen in Richtung Asien und Nordafrika.

Deutschlands jüngste Sterneköchin, Julia Komp, verlässt Schloss Loersfeld in Kerpen in Richtung Asien und Nordafrika.

Kerpen – Deutschlands jüngste Sterneköchin, Julia Komp, verlässt Schloss Loersfeld. Aber es wird kein Abschied für immer sein. Mindestens ein Mal werde sie noch wiederkommen, verspricht die vielfach ausgezeichnete 29-Jährige: „Wenn ich einmal heirate, dann wird es hier sein. Ich glaube, es gibt keine schönere Location zum Heiraten als Schloss Loersfeld.“

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Zuvor reist die Junggesellin aber erst einmal in die weite Welt – genauer gesagt nach Asien. Im neuen Jahr wird sie nach Stationen in Katar und Doha zwei Praktika bei Sterneköchen in Indonesien und Vietnam absolvieren. Ende Februar kehrt sie kurz zu einem Zwischenstopp nach Berlin zurück, wo sie auf der Veranstaltung „eat berlin“ kochen wird.

Große Herausforderung

Doch von dort aus zieht es sie wieder der aufgehenden Sonne entgegen. In Shanghai holt sie sich in einem Edelrestaurant weitere Einblicke in die fernöstliche Kochkunst. „In der Küche dort wird nur Chinesisch gesprochen, das wird schwierig“, ist sie sich der Herausforderung bewusst. Aber der Reiz überwiegt: „In diesem Restaurant steht jeder Tisch in einem eigenen Zimmer mitten in einem Park.“ Anschließend folgen Stationen in Japan, Südkorea und Hongkong.

Souschef Paul Spiesberger (r.) tritt ab 2019 in die Fußstapfen seiner Chefin, auf ihn vertraut Restaurantbesitzer Thomas Bellefontaine.

Souschef Paul Spiesberger (r.) tritt ab 2019 in die Fußstapfen seiner Chefin, auf ihn vertraut Restaurantbesitzer Thomas Bellefontaine.

Ihre beiden persönlichen Highlights hat Komp ans Ende der Reise gelegt: „Wenn ich zurückkomme, gehe ich einen Monat lang zum besten Koch von Marokko. Das ist Moha Fedal.“ Er betreibt in Marrakesch sein Restaurant. Zum Schluss zieht es die 29-jährige Starköchin, die sich schon in den vergangenen Jahren erfolgreich von arabischen Kochkünsten und Gewürzen inspirieren ließ, nach Beirut. Und das hat einen besonderen Grund: „Der Ursprung der arabischen Küche kommt aus dem Libanon. Viele deutsche Köche sind dort schon hingegangen, um zu lernen. Manche waren so begeistert, die sind gar nicht mehr zurückgekehrt.“

Sie aber zieht es zurück – und zwar an den Rhein. Die gebürtige Overatherin möchte sich langfristig an der Rheinschiene zwischen Düsseldorf, Köln und Bonn niederlassen. Sie breche jetzt „besser spät als nie“ zu ihren Lehr- und Wanderjahren in die Welt auf, sagt die 29-Jährige: „Meine Oma Renate hat immer gesagt »Lebe deine Träume, wenn du es jetzt nicht machst, dann nie«.“ Daran will sie sich halten.

Noch bis einschließlich Silvester steht Julia Komp mit ihrem designierten Nachfolger und jetzigem Souschef Paul Spiesberger (24) gemeinsam in der Küche von Schloss Loersfeld, in dem sie auch die letzten Jahre gewohnt hat.

Für Restaurantbesitzer Thomas Bellefontaine ist das die richtige Entscheidung: „Ich möchte jemanden als Küchenchef, der aus dem Hause ist und schon als Stellvertreter gearbeitet hat, und keinen fremden Küchenchef.“ Die Abläufe in dem fünfköpfige Küchenteam auf Schloss Loersfeld seien anders als etwa in einer großen Küche auf einem Kreuzfahrtschiff: „Hier muss der Küchenchef selbst mit anpacken, er kann nicht nur dirigieren.“

Auch für die Schlossküche geht die Reise also weiter. Während Julia Komp asiatische und arabische Einflüsse liebt, sagt der Österreicher Spiesberger, mit dem sie schon gemeinsam an Wettbewerben in Dubai teilgenommen hat: „Es wird sicherlich wieder in die europäische Richtung gehen, natürlich gibt es auch österreichische Einflüsse, aber ich liebe es auch auszuprobieren und die Geschmacksrichtungen zu erweitern.“

Noch sieben Wochen sind es bis zum Abschied beim großen Silvestermenü, das erstmals nach 20 Jahren wieder stattfinden wird.

Manchmal wird Julia Komp da wehmütig: „Das Schloss werde ich schon vermissen. Ich hatte vier grandiose, wunderbare Jahre hier. Aber jetzt muss ich weiterziehen und lernen. Ich will schließlich einmal drei Sterne haben.“

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