Gedenkfahrt für HenryHunderte demonstrieren für sichere Radwege in Pulheim

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Das Foto zeigt Kinder, Jugendliche und Erwachsene nahe der Unfallstelle am Pau-Decker-Platz.

Rund 750 Kinder und Jugendliche aus fünf Pulheimer Schulen, aber auch Erwachsene nahmen an der Gedenkfahrt teil.

Am Paul-Decker-Platz haben ADFC und das Kidical Mass Aktionsbündnis ein Geisterfahrrad aufgestellt und Pulheims Bürgermeister eine Petition übergeben.

Es waren bewegende Szenen, die sich am Vormittag am Paul-Decker-Platz abgespielt haben. 750 Kinder und Jugendliche aus fünf Pulheimer Schulen, aber auch viele Erwachsene versammelten sich dort zum Abschluss der Gedenkfahrt für Henry. Ein Lkw hatte den Jungen dort am am 18. September überrollt. Der Junge starb wenige Stunden später

Nun erinnert ein weiß gestrichenes Geisterfahrrad an den tragischen Unfall. Axel Fell vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), einer der Redner am Paul-Decker-Platz, rang um Fassung. Er hatte den Fahrradkonvoi, der am Schulzentrum an der Hackenbroicher Straße gestartet ist, mit einem Lastenrad angeführt. Darauf befestigt war das Geisterrad.

Mir ist auf der Fahrt immer wieder ein Schauer über den Rücken gelaufen
Axel Fell, ADFC Rhein-Erft

An jeder weiteren Schule — den katholischen Grundschulen am Buschweg und Kopfbuche sowie der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Schule – reihten sich weitere Radlerinnen und Radler ein. „Mir ist auf der Fahrt immer wieder ein Schauer über den Rücken gelaufen“, so Axel Fell an die Menschenmenge.

Mitzuerleben, dass ein so trauriger Anlass so viele Menschen bewegt, habe ihn emotional total berührt. „Es muss aufhören, sofort. Es darf nicht so weitergehen, dass Menschen, nur weil sie sich mit ihrem Rad im Straßenverkehr bewegen, sterben. Das ist der Grund, warum wir Geisterräder aufstellen“, sagte er. Mit Tränen in den Augen bat er um eine Schweigeminute für Henry.

An einer Straßenlaterne nahe der Unfallstelle lehnt das weiß gestrichene Geisterfahrrad.

Ein Geisterrad als Mahnung und Erinnerung an Henrys tragischen Tod.

Auch Linus, wie Henry Schüler am Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG), griff zum Mikrofon. Der Siebtklässler engagiert sich im Klimarat. Dieser setze sich für mehr Fahrräder an der Schule und bessere und sicherere Fahrradwege ein.„Die Stadtverwaltung hat manche unserer Vorschläge umgesetzt, doch das reicht natürlich noch lange nicht. Deshalb unterstützt der Klimarat heute voll und ganz diese Aktion“, sagte der Siebtklässler unter Applaus.

Henning Schnurbusch, Vertreter von Schülereltern in Pulheim, appellierte an „alle“, die Petition „Sichere Schulwege für Pulheim“ auch jetzt noch zu unterzeichnen. Die „Elternhaltestelle“, die die Stadt auf dem Parkplatz der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft einrichten werde, könne nur ein erster Schritt sein. „Henrys Tod sollte Mahnung und Antrieb für alle sein, dass die Schulwege so gestaltet sind, dass sie Fehler verzeihen.“

Mehr als 10.000 unterstützen Pulheimer Petition

Klare Forderungen formulierte Simone Kraus vom Kidicall Mass Aktionsbündnis, das die Gedenkfahrt auf Initiative von Henrys Eltern mit dem ADFC organisiert hat: Dazu zählen beispielsweise ein Fahrverbot für Lastwagen auf Schulwegen, ein Schulwegenetz und temporär autofreie Schulstraßen.

Zum Abschluss übergaben Axel Fell und Simone Kraus vom Verein Kidicall Mass die Petition Sichere Schulwege für Pulheim, der sich 10.375 Unterstützer angeschlossen haben, an Frank Keppeler.  Der Bürgermeister fand sehr persönliche Worte. Er begrüße die Aktion ausdrücklich, er selbst sei „GSG-Vater“ und habe Henry persönlich gekannt.

Dies mache ein solch tragisches Ereignis viel konkreter als ein Bericht in den Medien. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, dem Vater von Henry, der hier dabei sei, dies zu sagen: „Wir werden uns den Vorschlägen, wir werden uns den Anregungen widmen und schauen, wo wir sukzessive die Situationen entschärfen und verbessern können.“ 

Seit dem tragischen Unfall schaue er seinem Sohn und seiner Tochter, wenn sie morgens losfahren, hinterher und sage: „Kommt gut an und kommt gut zurück.“ 

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