Zeitgenössische Musik in Pulheim13 große Gongs schallen durch die Abteikirche

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Stationen aus dem Leben von Franziskus wurden von Uwe Fischer-Rosier an den Gongs und Christoph Ritter (Orgel) präsentiert.

Stationen aus dem Leben von Franziskus wurden von Uwe Fischer-Rosier an den Gongs und Christoph Ritter (Orgel) präsentiert.

Pulheim-Brauweiler – In der Abteikirche fand am vergangenen Wochenende die diesjährige Auflage des europäischen Festivals für zeitgenössische geistliche Musik, „Musica sacra nova“, statt.

Endlich wieder vor Publikum wurde bereits am Donnerstag unter dem Titel „Vita di San Francesco“ ein großes Werk des Komponisten Lutz-Werner Hesse aufgeführt – ein Konzert für Orgel und 13 Gongs.

Gemälde auf Leinwand

Fast eineinhalb Stunden lang tauchten der Düsseldorfer Organist Christof Ritter und der Percussionist Uwe Fischer-Rosier die Kirche in beeindruckende Klänge. Der anwesende Komponist steuerte kurze Beschreibungen der elf Stationen aus dem Leben des heiligen Franziskus bei, die er in Musik gefasst hat, und die sich an Gemälden des Renaissancemalers Giotto in der Basilika in Assisi orientieren, welche auch auf eine große Leinwand projiziert wurden. So hatte das Publikum Gelegenheit, sich neben der Musik in die Geschichte des Franziskus zu vertiefen – und über die Bedeutung des Namens, den der Papst für sich gewählt hat, nachzusinnen.

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Der Komponist, der als Professor für Musikwissenschaft, Musiktheorie und Gehörbildung an der Wuppertaler Musikhochschule gelehrt hat, schrieb das Werk 1992 und wählte Gongs, die ihn immer schon faszinierten, als Gegenpol zur Orgel, mit der sie zwar der kultische Hintergrund verbindet, zu der sie klanglich aber auch in deutlichem Kontrast stehen.

Die metallenen Klangschalen entfalteten, von Rosier meisterlich bedient, die vielfältigsten Klänge vom leisen Zirpen und Schnarren bis hin zu fast ohrenbetäubendem Lärm, der im Raum fast etwas bedrohlich wirkte, während die zartesten Stellen eine große Ruhe verströmten.

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Zusammen mit der Orgel, zeitweise auch nur mit Gongs oder solistisch eingesetzter Orgel wechselten meditative, leise, langsam ausschwingende Passagen mit scharfen, schnellen, dramatischen Abschnitten. Die Reise ins Leben des großen Ordensgründers Franziskus führte von frommer Versenkung und tröstlichen Passagen über dämonische Szenen schließlich zum friedlichen Verebben – man konnte das Weihnachtswunder in schönen Orgelklängen vernehmen, die Stigmatisierung des Heiligen in gewaltigem Schall des großen Gongs – zuletzt waren beide Musiker vom Podium abgetreten und hinterließen den Chorraum in ergreifender Stille.

Es war ein schöner, ernster, würdiger Neubeginn des Festivals nach der langen Zeit der pandemiebedingten Einschränkungen und ein starker Hoffnungsschimmer.

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