Hoffen und bangenDirektor des Sportmuseums zum Start in die Fußballsaison der Profis

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Museumsdirektor Andreas Höfer aus Brühl im Deutschen Sport- und Olympiamuseums.

Museumsdirektor Andreas Höfer aus Brühl im Deutschen Sport- und Olympiamuseums.

Andreas Höfer ist der Direktor des Deutschen Sport- und Olympiamuseums im Kölner Rheinauhafen. Der 60-jährige gebürtige Westerwälder wuchs in Wesseling auf und spielte dort bis zur A-Jugend Fußball. Heute wohnt der Sportwissenschaftler und Historiker mit seiner Frau und seinem Sohn in Brühl. Manfred Christoph hat ihn zum Beginn der Fußballsaison befragt.

Herr Höfer, der Profi-Fußball startet an diesem Wochenende mit dem DFB-Pokal. Was überwiegt bei Ihnen in Zeiten von Corona: Vorfreude oder Bedenken?

Andreas Höfer: Als engagierter Freund des Fußballs verbindet sich Vorfreude irgendwie immer mit Bedenken. Vor allem, wenn das Herz, nur zum Beispiel, königsblau oder rot-weiß eingefärbt ist. Doch wenn Sie auf Corona anspielen, ist sicher beides am Platze.

Alles zum Thema Anthony Modeste

Ist der Fußball gesellschaftlich tatsächlich so relevant, wie seine Befürworter gern behaupten?

Sie wissen doch: Beim Fußball geht es nicht um Leben und Tod – es geht um mehr. Doch ernsthaft: Natürlich generiert sich aus Aufmerksamkeit und Wirtschaftskraft auch Relevanz, doch relativiert sich, bei aller Liebe, die Bedeutung des Fußballs im Blick auf Themen, bei denen tatsächlich Leben und Tod in Rede stehen.

Der Fußball lässt nur wenig Raum für andere Sportarten. Was macht das mit Ihnen als Museumsdirektor?

Man fühlt sich umso mehr herausgefordert, den Sport in seiner ganzen Breite und Tiefe abzubilden. Was freilich nicht bedeutet, den Fußball kleiner zu machen, als er ist. Ich will mal behaupten, dass uns dies bei uns im Haus gelingt.

Da den FC-Fan wahrscheinlich eine schwere Spielzeit erwartet, an welchen Exponaten bei Ihnen im Sport- und Olympiamuseum würde er Trost finden?

Selbstredend bei allen. Ganz sicher aber beim Anblick eines äußerst hübschen Kaffeeservices namens »Mariposa«, zu Deutsch »Schmetterling«, das wir im Foyer des Hauses präsentieren. Dies nämlich war die Prämie, die, ganz großzügig, der DFB seinen Frauen für den Gewinn der Europameisterschaft von 1989 spendierte.

Wie wird die Saison für den 1. FC Köln aus Ihrer Sicht?

Spannend natürlich. Und eine stetige Folge von Hoffen und Bangen. So ist das doch beim Fußball.

Die Geißböcke leiden unter akutem Stürmermangel. Der einzige Mittelstürmer Jhon Córdoba hat am Dienstag erstmals mit der Mannschaft trainiert, Anthony Modeste nur eingeschränkt. Da steht der Klub gleich zu Saisonbeginn mächtig unter Druck, oder?

Der FC steht doch immer unter Druck. Warum sollte es ihm diesbezüglich besser gehen als allen anderen Klubs. Im Übrigen sind gute Stürmer immer Mangelware und also auch entsprechend teuer. Von daher ist zu vermuten, dass ein Transfer von Robert Lewandowski nicht in Frage kam. Und bedauerlich auch, dass Messi wohl bleibt, wo er ist.

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Hätte man den Kölner Mark Uth nicht um jeden Preis halten sollen?

Gibt es hierzulande Millionen von Bundestrainern, gibt es mindestens Tausende von FC-Trainern. Die wissen das alle besser als ich. Zu Mark Uth will ich nur sagen, dass der FC Schalke 04 meines Erachtens ja durchaus auch bedürftig ist.

Gerade in der Hauptstadt hat Union Berlin jüngst vor 4500 Zuschauern gespielt. Sollten nicht alle unter einheitlichen Bedingungen in die Saison gehen?

Das wäre sicher zu begrüßen. Gleiches Recht für alle. Doch auch für den Fußball sind es gerade außergewöhnlich schwierige Zeiten. Da muss man jenseits von Wettbewerbsverzerrung wohl auch einmal elf gerade sein lassen.

Wo landet der FC am Ende und was für einen Eindruck macht der Klub auf Sie?

Da halten wir es gerne mit Sepp Herberger: Das Schöne am Fußball ist – man weiß nie, wie es ausgeht. Und natürlich gilt auch, dass wir es hinterher immer schon gewusst haben werden.

Die VSG Altglienicke hat auf ihr Heimrecht verzichtet. Wie wird das Spiel vor 300 Zuschauern atmosphärisch und wie geht es aus?

Das ist nun wirklich dünnes Eis. Denn der Pokal – Sie wissen schon. Und dann kommt wieder Sepp Herberger ins Spiel. In jedem Fall aber ist es höchst bedauerlich für die VSG Altglienicke, dass es kein rauschendes Fest werden wird. Es bliebe nur die Hoffnung auf die nächste Runde. (red)

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