Norton-Gelände in WesselingKVB investieren dreistelligen Millionenbetrag in neuen Betriebshof

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Auf dem Foto sind Wesselings Bürgermeister Ralph Manzke, KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks und Projektleiter Manuel Franke (v.l.) vor dem Bauzaun der Industriebrache der ehemaligen Norton-Fabrik in Wesseling am Kronenweg zu sehen.

Wesselings Bürgermeister Ralph Manzke, KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks und Projektleiter Manuel Franke (v.l.) vor dem Bauzaun der Industriebrache der ehemaligen Norton-Fabrik in Wesseling am Kronenweg. Die alte Schleiffabrik wurde 1992 geschlossen, seitdem ist es dem Verfall ausgeliefert.

Mehr als 30 Jahre nach der Schließung der Norton-Schleifmittel-Fabrik bauen die KVB dort neu. Nicht alle finden das gut.

Schon zum Jahresbeginn 2025 können im günstigsten Fall die Abrissarbeiten der alten Fabrikhallen auf dem Norton-Gelände beginnen. Das jedenfalls hofft der Projektleiter der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Manuel Franke. Am Freitag (1. Dezember) war er mit der KVB-Vorstandsvorsitzenden Stefanie Haaks nach Wesseling gekommen, um zusammen mit Bürgermeister Ralph Manzke über die neuen Entwicklungen dieses seit über 30 Jahren brachliegenden und 87.310 Quadratmeter großen Norton-Geländes zu berichten.

Denn die KVB baut dort ihren neuen Betriebshof. Nach ersten Gesprächen mit den Eigentümern des Norton-Geländes im Januar 2023, sind die KVB und die Eigentümer sich schnell handelseinig geworden. „Noch vor den Sommerferien haben wir den Kaufvertrag unterschrieben“, berichtete Haak. Am 24. August habe dann auch der Aufsichtsrat zugestimmt. Damit sei der Kaufvertrag rechtskräftig gewesen. „Doch erst seit dem 24. November haben wir die Sicherheit, auch Eigentümer zu werden“, erklärte sie.

Bisheriger Standort in Wesseling erfüllt die Bedingungen der KVB nicht mehr

Dieser Sicherheit ist eine nichtöffentliche Sondersitzung des Stadtrats Wesseling vorausgegangen, bei der mehrheitlich entschieden wurde, dass die Stadt nicht von ihrem vor drei Jahren mühsam erstrittenen Vorkaufsrecht Gebrauch macht.

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Die KVB möchte expandieren und in Wesseling einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Der derzeitige Betriebshof wird laut Projektleiter Franke den Herausforderungen nicht mehr gerecht. Die Werkshallen seien veraltet und für die Instandhaltung der geplanten längeren Stadtbahnen gar nicht ausgelegt.

Auf dem Foto ist ein Entwurf für den künftigen Betriebshof zu sehen.

So könnte der neue Betriebshof einer Machbarkeitsstudie zufolge aussehen.

Das neue Grundstück beschrieb er mit rund 87.000 Quadratmetern als fast fünfmal so groß. Es bietet, direkt an der KVB-Trasse gelegen, die Möglichkeit, von beiden Seiten in den Betriebshof hineinzufahren und lässt zudem Platz genug für den Bau neuer Abstellflächen, Werkstätten und eines Bürokomplexes. Von aktuell 138 könnte die Zahl der Mitarbeitenden auf 500 steigen, die dann in drei Schichten in Wesseling Arbeit hätten.

„Ich freue mich, dass die KVB das Gelände erworben hat und dort nun endlich etwas passiert“, sagte Manzke. Das Gelände berge ja ein riesiges Gefahrenpotenzial. In der Vergangenheit habe es dort schon Schwerverletzte gegeben. „Im Keller haben wir sogar Hundekadaver gefunden, was vermuten lässt, dass dort auch Hundekämpfe stattfanden“, erklärte er. Nun werde dem städtebaulichen Missstand an diesem Standort ein Ende gesetzt. „Wir leisten so als Stadt auch einen großen Beitrag für die Verkehrswende in der Region“, betonte Manzke.

CDU hätte lieber das Vorkaufsrecht für das Norton-Gelände gezogen

Aktuell gehen die KVB davon aus, dass der neue Betriebshof schon 2030 vollständig bezogen werden kann. Eigentümer des derzeitigen Betriebshof-Standorts ist die HGK. „Wir sind dort nur Mieter“, erklärte Haaks und Manzke ergänzte: „Wenn ein solches Grundstück frei wird, werden wir uns natürlich auch als Stadt darum bemühen.“ Nach Informationen dieser Redaktion hat sich die Stadt Wesseling ein Vorkaufsrecht gesichert.

Allerdings nicht alle Ratsmitglieder waren so happy wie der Bürgermeister und die SPD. So hätte etwa die CDU lieber vom Vorkaufsrecht der Stadt für das Norton-Gelände Gebrauch gemacht. Auf Anfrage sagte Fraktionschef Paul Hambach: „Wir hätten uns eine räumliche Anbindung des Areals an die umgebenen städtischen Strukturen und an die Innenstadt gewünscht.“ Auf immer verzichte die Stadt jetzt auch auf die Einnahme von Gewerbesteuer für dieses Areal. Dabei gebe es in Wesseling viele kleinere und größere Handwerksbetriebe, die dringend größere Flächen für ihre Betriebe suchten.

Schriftlich bezog die Stadt dazu Stellung: „Die Gewerbesteuereinnahmen, die auf dem Norton-Gelände zu erzielen gewesen wären, hätte unser angespannter städtischer Haushalt gut gebrauchen können.“ Umso wichtiger sei es deswegen jetzt, dass die Vermarktung des geplanten 25 Hektar großen Gewerbegebiets in Wesseling-Urfeld vorantrieben werde.

Schriftlich äußerte sich auch SPD-Fraktionschef Detlef Kornmüller: Nicht zuletzt wäre der sehr hohe Kaufpreis des Norton-Geländes eine enorme Belastung für die Stadt gewesen. Mit diesem Geld wolle man nun den Schulneubau oder die Feuerwache oder neue Kitas finanzieren.

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