51-Jähriger vom SEK angeschossenMutmaßliche Drogenbande fliegt nach Insider-Tipp auf

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Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Bonn/Sankt Augustin – Showdown in den frühen Morgenstunden: Rund 120 Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten am 9. Dezember 2021 um 6 Uhr zeitgleich acht Wohnungen in Bonn, zwei weitere in Sankt Augustin und Koblenz. Im Visier der Rauschgiftfahnder: eine mutmaßliche Drogenbande, die mit Kokain, Heroin und anderen Rauschgiften gehandelt haben soll.

In der Weststadt, hinter der Viktoriabrücke, kamen an dem Tag sogar Spezialeinsatzkräfte der Polizei NRW in Einsatz: Denn dort befand sich die Wohnung eines 51-jährigen, von dem es hieß, dass er dort Waffen lagere.

Eine kluge Entscheidung: Denn bei der Durchsuchung soll einer der SEK-Beamten von dem gesuchten Hausbewohner mit einem Revolver bedroht worden sein. Der Beamte gab zum Selbstschutz mehrere Schüsse ab und verletzte den 51-Jährigen am Arm.

Sieben Personen wurden vorläufig festgenommen

Ein halbes Jahr nach der erfolgreichen Razzia, bei der am Ende sieben Personen vorläufig festgenommen sowie kapitale Drogenmengen und Geld beschlagnahmten worden waren, hat die Bonner Staatsanwaltschaft ein Trio wegen besonders schweren Handels mit Betäubungsmitteln angeklagt.

Wie Gerichtssprecherin Gerlind Keller am Dienstag auf Nachfrage bestätigte, muss sich außer dem Kopf der mutmaßlichen Bande auch seine 61-jährige Lebensgefährtin wegen Drogenhandels mit Waffen verantworten. Denn in den beiden Wohnungen des Paares fanden sich außer Heroin und Kokain-Base auch ein Messer, ein Baseballschläger sowie eine sogenannte PTB-Waffe.

In der Wohnung der dritten Angeklagten, einer 43-Jährigen, gab es zwar keine Waffen, dafür machten die Fahnder einen kapitalen Fund: 2400 Gramm Heroin-Base, 490 Gramm Kokain-Base sowie 1800 Gramm Amphetaminsalz-Zubereitung.

Keine Anklage wegen der Bedrohung des SEK-Beamten 

Wegen der Bedrohung des SEK-Beamten wurde der 51-Jährige jedoch nicht angeklagt: Die Strafverfolgung sei im Hinblick auf die hohe Straferwartung – mindestens fünf Jahre bei schwerem Drogenhandel – beschränkt worden, hieß es aus der Anklagebehörde.

Schließlich habe sich der versuchte Widerstand des Angeklagten in sein Gegenteil verkehrt; mit den Rettungsschüssen des SEK-Beamten habe er zudem direkt „Schaden genommen“. Er wurde im Krankenhaus behandelt, Lebensgefahr jedoch habe nicht bestanden.

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Aufgeflogen war die mutmaßliche Drogengang bereits Monate vor dem Zugriff durch einen anonymen Hinweis aus der Szene: Sie betreibe „einen schwunghaften Handel“, hatte der Insider berichtet. Seit der Razzia sind alle drei Angeklagte in Untersuchungshaft, alle sind einschlägig vorbestraft: Der 51-Jährige hat bereits im Gefängnis gesessen, die 43-jährige Mitangeklagte steht unter laufender Bewährung.

Der Prozess vor der 7. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts soll noch im Sommer beginnen.

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