Trotz angespannter Corona-LageBundeswehr zieht Soldaten aus Siegburger Kreishaus ab

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21 von 26 Helfern der Bundeswehr werden ab Montag nicht mehr bei der Corona-Datenverarbeitung im Kreishaus mitwirken.

Rhein-Sieg-Kreis – „Wir haben zwar eine neue Bundesregierung, aber die performt nicht viel besser als die alte.“ Landrat Sebastian Schuster ist von den sich abzeichnenden Entscheidungen zur Corona-Pandemie in Berlin und Düsseldorf nicht begeistert. Er fürchtet gar, dass die Schutzmaßnahmen in Nordrhein-Westfalen zum „Spielball im Wahlkampf“ werden.

Denn statt auf Bundesebene werde demnächst auf Landesebene entschieden. „Da können Sie sich vorstellen, wie das zwei Monate vor der Landtagswahl läuft“, sagte er bei der turnusmäßigen Pressekonferenz am Donnerstag. Er offenbarte zudem ein neues Problem: Die Bundeswehr zieht 21 ihrer 26 Helfer aus der Kreisverwaltung ab. Schuster: „Es hat uns überrascht.“

Team ist mit 37.000 Tests im Rückstand

Wie groß die Not im Kreishaus schon ist, offenbart ein Blick auf die Zahlen: Das Team, das Testergebnisse erfasst und ans Land beziehungsweise das Robert-Koch-Institut weitergibt, ist mit 7200 PCR-Tests und 37.000 Schnelltests im Rückstand. Noch vor einer Woche betrug der Rückstau bei den PCR-Tests 3600 und bei den Schnelltests 30.000.

Viel zu schnell infizieren sich derzeit die Menschen an Rhein und Sieg, als dass ihre Erkrankung in die Statistik einfließen könnte. 50 Mitarbeiter seien mit der Erfassung der Daten beschäftigt, davon derzeit noch 26 Mitarbeitende der Bundeswehr, berichtete Schuster. Im Grunde seien die Zahlen schon nicht mehr aussagekräftig, wenn sie erfasst seien. Von „reiner Datenerfassung ohne Mehrwert“ sprach Dr. Kirsten Hasper, die Chefin des Gesundheitsamtes.

Ein Vorstoß von Verwaltungschefs in den Regierungsbezirken Köln und Arnsberg ziele darauf, die Daten nur noch repräsentativ zu erfassen und hochzurechnen. Das laufe bei der Influenza seit Jahren gut. Dort würden einzelne Arztpraxen ausgewertet und dann hochgerechnet. Eine Reaktion aus Düsseldorf zum Vorstoß der Landräte gebe es bislang nicht. Allerdings gehe sie davon aus, dass die Meldepflicht in naher Zukunft angepasst werde, sagte Hasper.

Landrat kritisiert Abläufe der Berliner Corona-Entscheidungen

Schuster wies darauf hin, dass der Kreis zurzeit „drei große Baustellen“ zu bedienen habe, neben der Pandemie den Wiederaufbau nach der Flut vom vergangenen Jahr und nun auch noch den Ukraine-Krieg. Das binde Personal, das Arbeit an anderer Stelle liegen lassen müsse. Mit Unverständnis reagieren der Landrat und sein Team auch auf die Zeitabläufe bei den Corona-Entscheidungen in Berlin.

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Mittwochs flatterten Beschlüsse auf die Tische des Kreishauses, die dann bis Sonntag umzusetzen seien, monierte Schuster. Berlin habe „in zwei Jahren noch nichts gelernt“. Zwei Arbeitstage Tage seien zu knapp, um komplette Hygienekonzepte anzupassen.

Die Kernaufgabe des Kreises sieht Hasper nach wie vor darin, „die vulnerablen Gruppen im Blick zu behalten“. Das gelinge nach wie vor. Landrat Schuster berichtete, dass die Jüngeren derzeit stärker von der Pandemie betroffen seien als Ältere.

Die Hospitalisierung sei mit einer Rate von 7,78 an Rhein und Sieg auf einen Höchststand angekommen. Gleichzeitig habe der neue Impfstoff Novavax die Kampagne nicht beschleunigt.

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