Der Verein Hennef Power hatte zu einer neuen Ausgabe seiner Veranstaltungsreihe „Green Drinks“ in die Meys Fabrik eingeladen.
Ziel: KlimaneutralitätWelche Möglichkeiten ein Nahwärmenetz Bürgern in Hennef bietet

Dr. Reinhart Brünig stellte seine Ideen zu einem Nahwärmenetz in Happerschoß und Heisterschoß vor.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Nahwärmenetze können ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität sein. Das hat auch der Verein Hennef Power auf der Agenda. Zu seiner jüngsten Ausgabe des Veranstaltungsformats „Green Drinks“ hatte er eine Expertin und drei Experten in die Meys Fabrik eingeladen. Der Saal war gut gefüllt, das Thema interessiert offensichtlich zahlreiche Menschen.
Die Stadt hat bereits ein Nahwärmekonzept vorgestellt
Nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden Marc. C. Schmidt stellte Sarah Einheuser vom Umweltamt der Stadt noch einmal das Nahwärmekonzept vor. Im Kern sagt es aus, dass das Zentrum ausreichend Potenzial für eine wirtschaftlich tragfähige Lösung für einen potenziellen Investor biete. Mit Happerschoß und Heisterschoß gibt es zudem zwei Prüfgebiete, wo Investitionen lohnen könnten.
Robin Siepker von Energy4Climate des Landes skizzierte die allgemeinen Grundlagen solcher Netze, die Wärmequellen erschließen, die für Einzelgebäude nicht möglich sind. Während klassische Varianten die direkte Wärmebereitstellung und direkte Versorgung mit hohen Vorlauftemperaturen liefern, könnten sogenannte kalte Netze mit niedrigeren Temperaturen auskommen. Die Wärmequellen könnten Geothermie aus Bohrungen, Abwärme, Abwässer oder Seen und Flüsse sein.
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Ein gemeinsam genutztes Netz muss von den Beteiligten finanziert werden
An den Gebäuden könnten Wärmepumpen die hohe Quelltemperatur gut umsetzen. Allerdings muss das gemeinsam genutzte Netz finanziert werden. Und je weniger Beteiligte es sind, umso teurer wird es. Der Anfangsinvest ist hoch, ebenso die langfristige Verantwortung und der Bedarf an Koordination bei Planung und Umsetzung.
Dafür kann es Chancen für Kommunen geben, identitätsstiftende, gemeinsame Lösungen anzugehen. Interessant können große Gebäude, Schulen, Schwimmbäder und Wohnungsbaugenossenschaften als Ankerkunden sein.

Die vier Referenten des Abends waren (v.l.): Robin Siepker (Energy4Climate), Sarah Einheuser (Umweltamt Stadt Hennef), Jörg Moser (Energiegenossenschaft Overather Bürger) und Dr. Reinhart Brüning (AG Wärme Hennef Power).
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Anschließend stellte Siepker konkrete Beispiele vor. Für die warme Nahwärme nannte er Marienthal im Ahrtal. Dort wurden nach der Flut innerhalb von zwei Jahren 34 Gebäude angeschlossen, die von einer 1000 Meter langen Leitung bedient werden. Wärmequelle sind Holzpellets und Solarthermie. 2,1 Millionen Euro wurden investiert, 0,94 Millionen Euro gab es als Förderung. Die Heizkosten für ein Einfamilienhaus von 1962 mit 160 Quadratmeter Wohnfläche liegen bei 196 Euro im Monat.
Schon seit 2001 ist das Bioenergiedorf Lieberhausen mit eigener Energiegenossenschaft Bettreiber. 85 von 103 Gebäuden sind angeschlossen, Holzhackschnitzel, aus umliegenden Wäldern sowie Landschaftsgehölze und Sägeresthölzer werden verfeuert.
In Rech, ebenfalls im Ahrtal, ist ein kaltes Nahwärmenetz in der Umsetzung. 53 Gebäude sind schon angeschlossen, bis zu 100 sind möglich. In Benroth ist seit 2020 eine 1,1 Kilometer lange kalte Nahwärmetrasse entstanden, die von Eisspeicher, Solarthermie und Erdwärme gespeist wird.
Jörg Moser von der Energiegenossenschaft Overather Bürger präsentierte eine gemeinschaftliche Hybrid-Heizungslösung für drei Einfamilienhäuser mit dem Ziel der CO₂-Reduzierung und dem Ersatz fossiler Brennstoffe. Sie setzten eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine Brennwert-Anlage ein. 75 Prozent CO₂-Reduktion haben sie erreicht, im Sommer kommen sie ohne Erdgas aus.
Happerschoß und Heisterschoß eignen sich gut für kalte Wärmenetze
Dr. Reinhart Brüning, der die AG Wärme von Hennef Power leitet, hat sich tief eingearbeitet in das Thema Nahwärmenetze im Dorf. Happerschoß und Heisterschoß, das hat er sich von einem Spezialisten bestätigen lassen, eignen sich gut für kalte Dorfwärme. Er sieht als Voraussetzung dafür eine Machbarkeitsstudie, sozusagen als Startrampe.
Das Dorf hat er untersucht nach Abwässerkanälen als Wärmequelle, oberflächennahe Erdwärme kann angezapft werden. Mit einer großen Einrichtung der Jugendhilfe hat er Kontakt aufgenommen. Die denkt über eine solche Lösung nach, ist derzeit größter Verbraucher. Er möchte ermitteln, wie viele mitmachen und will dafür Befragungen durchführen.
Je mehr mitmachen, desto günstiger wird es.
Seine Idee ist es, klein zu beginnen und den späteren Einstieg zu ermöglichen. Er kann sich eine Erdwärme-Flat vorstellen. „Je mehr mitmachen, desto günstiger wird es“, sagte Brüning. Nächster Schritt ist für ihn, das Geld für eine Vorstudie - etwa 3000 bis 5000 Euro pro Dorf - zu akquirieren. Über die Referate wurde anschließend angeregt diskutiert.

