Kein „Corona-Abitur“Siegburger Abiturienten berichten über ihren Abschluss

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Eine von vielen Abiturientinnen, die in der Pandemie ihren Abschluss macht: Lea-Maria Hustedt.

Siegburg – Der aktuelle Abiturjahrgang am Berufskolleg Siegburg musste mit noch größeren Einschränkungen zurechtkommen als der Jahrgang 2020. Das Etikett „Abitur zweiter Klasse“ lehnen die Schülerinnen und Schüler aber entschieden ab. Auch ohne Rituale wie die Mottowoche oder die Abschlussfeier ziehen die Abiturienten Lea-Marie Hustedt, Florian Korn und Tim Ratmann ein überwiegend positives Fazit ihrer fast geschafften Reifeprüfung. In diesen Tagen stehen die letzten Prüfungen an.

Das Schuljahr fand mal im Präsenz- und mal im Distanz-Unterricht statt. Seit Mitte Dezember dominieren die Video-Konferenzen. Anfangs gab es technische Probleme, danach funktionierte der Video-Unterricht reibungslos. Florian Korn beschreibt die Herausforderung: „Der entscheidende Unterschied zum Präsenzunterricht ist beim Distanzunterricht die Selbstorganisation, die einem mehr abverlangt. Die Zusammenarbeit unter uns Schülern hat noch besser funktioniert. Alle haben versucht, sich gegenseitig zu unterstützen.“

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Tim Ratmann, Abiturient des Berufskolleg in Siegburg

Mit dem Umgang der Corona-Regeln an der Schule war das Trio zufrieden. „Ich habe das Gefühl, dass die Schule damit verantwortungsvoll umgeht“, sagt Tim Ratmann. Er habe von anderen Schulen einen deutlich laxeren Umgang mit Regeln mitbekommen. Am Berufskolleg gab es zur Vermeidung von zu vielen Kontakten geänderte Pausenregelungen oder auch ein Einbahnstraßensystem, um Gedränge zu vermeiden.

Abitur in Corona-Zeiten: Der persönliche Kontakt fehlt

Klar wird im Gespräch aber auch, dass den Abiturienten der persönliche Kontakt fehlt. „Man probiert, das Beste draus zu machen und sich in den 15 Minuten Pause zwischen den Stunden über Whatsapp oder Teams mit den Mitschülern zu schreiben. Das ersetzt natürlich nicht den persönlichen Kontakt“, fügt Tim Ratmann an. Lea-Marie Hustedt vermisst vor allem die Gruppenarbeit im Unterricht, „aber auch die Flurgespräche, dieser kurze Austausch über Kleinigkeiten, die einem im Endeffekt aber doch sehr, sehr viel bringen“.

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Florian Korn

Trotz aller Schwierigkeiten versuchen die Abiturienten, das Positive in der Krise zu sehen. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist gestärkt worden. Wir sitzen Schüler wie Lehrer alle in dieser Ausnahmesituation in einem Boot“, sagt Florian Korn. Es sei sogar leichter geworden, in der Distanz Lehrern eine Frage zu stellen. „Früher musste man die Frage vor der gesamten Klasse stellen. Heute fragt man im Chat, und das empfinde ich als einen viel lockereren Kontakt“, so Lea-Marie Hustedt.

„Unser Abi ist genau so viel wert“

Auch dank der gegenseitigen Unterstützung sehen sich die drei Abiturienten bereit für die abschließenden Prüfungen. „Ich kann nicht einschätzen, wie es gewesen wäre, wenn wir Präsenzunterricht gehabt hätten“, sagt Lea-Marie Hustedt. Nachteile gegenüber Schülern aus dem früheren Jahrgängen sehen sie nicht. „Was mich allerdings ärgert ist, wenn Menschen sagen, dass unser Abi nicht so viel wert sei“, sagt Florian Korn.

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Begriffe wie „Corona-Generation“ und „Abi zweiter Klasse“ hören die drei nicht gern. Denn dabei werde übersehen, was der Abijahrgang 2021 an Selbstorganisation, Eigenmotivation und auch im Umgang mit digitalen Medien leiste. „Manche haben das selbstständige Lernen nun lernen müssen“, ergänzt Lea-Marie Hustedt. Für Tim Ratmann hat das Distanzlernen sogar einen zusätzlichen Motivationsschub gebracht: „Man hat viel Freizeit während des Lockdowns. Mit Freunden treffen geht ja nicht. Also kann man sich auch hinsetzen und lernen.“

Die drei vermissen aber die Abschlussfahrt, die Mottowoche, den Abistreich und würden auch gern ihren Abschlussball genießen. „Ich habe nicht den Eindruck, dass ich nach 13 Jahren jetzt die Schule verlasse; das ist wirklich schade“, sagt Lea-Marie Husted.

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