Das Filialsterben geht weiter: In Siegburg-Stallberg schließen zwei Banken. Als kleiner Ersatz soll ein Pavillon am Rewe dienen.
FilialsterbenRegional-Banken setzen Sparkurs fort - Umzug in Siegburg in Pavillon

Sparkurs: Nach der Beratung wird die VR-Bank auch den SB-Service an der Kaldauer Straße dicht machen. Zusammen mit der Kreissparkasse plant man einen kleinen Ersatz.
Copyright: Cordula Orphal
Noch vor 10, 15 Jahren gab es auch in vielen kleinen Orten zwei Bankfilialen: eine der Kreissparkasse Köln (KSK), eine der VR-Bank. Dann rollte eine Schließungswelle an, die nach den Beratern und den Schalter oft auch die Geldautomaten und sogar die Metallkästen für die Überweisungsformulare ergriff. Und der Sparkurs geht weiter: Im Herbst, am 2. November, wird die VR-Bank am Stallberg, einen Monat später die benachbarte KSK dicht machen.
Beide Zweigstellen waren zuletzt nur noch Selbstbedienungsstandorte. Dann wird es nach Auskunft der Genossenschaftsbank, die in den vergangenen Jahren mit anderen Schwesterinstituten fusionierte, im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis noch 17 Regional- und Servicegeschäftsstellen geben, plus acht reine SB-Filialen. Man werde sich nicht komplett vom Stallberg zurückziehen, hieß es auf Anfrage der Redaktion, sondern wie in Lohmar-Birk mit der Kreissparkasse kooperieren.
Bürgergemeinschaft Siegburg-Stallberg beklagt reduzierten Service
Als kleiner Ersatz ist ein Pavillon auf dem Rewe-Parkplatz um die Ecke geplant, doch der sei unzureichend, beklagt die Bürgergemeinschaft Stallberg. „Hier werden nur Auszahlungen möglich sein, keine Einzahlungen und kein Kontoausdruck.“
Alles zum Thema Einzelhandel Köln und Region
- Neue Filiale In Eitorf ist jetzt das Geschäft „Mobile plus“ Partner der Deutschen Post
- Soft-Opening auf der Outlet-Ebene Ravensburger lädt im Huma in Sankt Augustin zum Spielen ein
- „Marsch für das Leben“ Tausende demonstrieren in Köln für und gegen Abtreibung
- Neues Konzept Ehemaliges Deichmann-Haus auf Kölner Schildergasse wird umgebaut
- Citymarketing Wiehler Autoschau brachte die Stadt in Bewegung
- An der Frankfurter Straße Ehemalige Sparkasse im Porz-Eil wird Fitness-Studio
- Nachhaltige Modeaktion ArmedAngels in Köln repariert und personalisiert Kleidung kostenlos
Im rechtsrheinischen Kreisgebiet ist die Kreissparkasse dann noch mit 26 Zweigstellen, 13 Haltepunkten der mobilen Filiale und 24 SB-Standorten vertreten. Für 2026 sei keine Schließung geplant, hießt es aus der Zentrale in Köln. Desgleichen bei der VR-Bank, teilt Sprecherin Raphaela Kreutz mit, „wir analysieren aber regelmäßig den Bedarf und das Verhalten unserer Kunden“. Vielerorts werde in moderne Technik investiert.
Der Grund für den Sparkurs ähnelt ein wenig der Frage, was zuerst da war, die Henne, oder das Ei. Mit dem Online-Banking ging die Besucherfrequenz in den Zweigstellen zurück, und je weniger Service und Beratung vor Ort verfügbar sind, desto mehr Leute erledigen ihre Transaktionen im Internet.
Am Ende der Kosten-Nutzen-Rechnung schauen die Kunden, oft ältere, die nicht am Laptop oder Smartphone Bankgeschäfte tätigen wollen oder können, in die Röhre. Es gibt immer weniger Orte, an denen man Papier-Formulare in schmale Schlitze friemeln darf, denn sowohl das Leeren als auch die Buchung bedeutet zeitlichen und finanziellen Aufwand.

Die KSK-Filiale auf dem Stallberg schrumpfte zunächst ebenfalls zum Selbstbedienungsstandort, nun wird auch der geschlossen.
Copyright: Cordula Orphal
VR-Bank-Sprecherin Kreutz verweist auf die Alternative Telefon-Banking im Dialog-Kunden-Center. Man setze aber nach wie vor auf nach wie vor auf die von vielen Kunden gewünschte persönliche Beratung. Nur halt nicht mehr überall.
Die Bargeldversorgung folgt einer ähnlichen Logik. 80.000 bis 100.000 Euro kostet laut VR-Bank ein Geldautomat, der gewartet und – nach Vorgaben der Versicherungen – häufiger als früher aufgefüllt werden müsse. Hintergrund sind die Sprengungen, die auch Menschen gefährden, wenn der Automat in einem Wohnhaus verbaut ist.
Landeskriminalamt rät zur Schließung von Geldautomaten
Das Landeskriminalamt nimmt vor allem die Standorte in der Nähe von Autobahnauffahrten ins Visier - und rät zur Schließung. So sank die Zahl der Automaten in der Region in vier Jahren um zehn bis zwanzig Prozent, die KSK hat noch etwa 100, die VR-Bank rund 60; etliche würden gemeinsam betrieben, so wie künftig in Siegburg-Stallberg. Die regionalen Geldinstitute lägen aber immer noch weit vor den Großbanken wie Deutscher Bank/Postbank und Commerzbank, betonen die Sprecher.
VR-Bank und KSK verweisen auf die Möglichkeit der Bargeldabhebung an der Supermarktkasse. Die Frage nach den Kosten, die den Geldinstituten dafür entstehen, haben beide Pressestellen unbeantwortet gelassen. Tatsächlich hätte die Antwort 0 Euro lauten müssen. Oder, noch klarer: Wir profitieren davon mehrfach.
Denn die Händler müssen für die Bargeldauszahlung Gebühren an die jeweilige, Konten führende Bank zahlen. Dagegen regt sich langsam, aber sicher Widerspruch. So fordert der Handelsverband Deutschland (HDE), auf Gebühren zu verzichten. Der Service könne zwar die Kundenbindung der Lebensmittel-Einzelhändler stärken, so der HDE, die Geldinstitute dürften aber nicht auf deren Rücken Kosten sparen und zudem noch Gewinne einstreichen.