71 Läden stehen leerWie der Troisdorfer Einzelhandel gerettet werden soll

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Ein zu häufiges Bild nicht nur in der City: Geschäfte geben auf, nur teilweise gelingt die schnelle Neuvermietung.

  • Das Beratungsunternehmen Cima hat den Einzelhandel in Troisdorf analysiert.
  • Bei einem Bürgerdialog sollte die Bevölkerung über die Ergebnisse informiert werden.
  • Viele Leerstände führen in vereinzelten Ortsteilen zu schwierigen Situationen.

Troisdorf – Zum „Bürgerdialog“ über die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts hatte die Stadtverwaltung eingeladen. Die Dialogbereitschaft der Troisdorfer hielt sich in Grenzen, schlecht besucht war die Veranstaltung in einem Tagungsraum der Stadthalle. Dabei warteten die Fachleute von der Cima Beratung und Management GmbH mit Zahlen auf, die sie selbst als „alarmierend“ bezeichneten.

340 Einzelhandelsbetriebe zählten sie in Troisdorf, 2006 – als das erste Einzelhandelskonzept aufgestellt wurde – waren es 452 und 2010 noch 437. Leicht gesunken ist über die Jahre der Umsatz auf nunmehr 312 Millionen Euro bei einer gewachsenen Verkaufsfläche. Dabei könnten die Troisdorfer insgesamt etwa 421 Millionen ausgeben – mehr als 100 Millionen Euro der Kaufkraft fließen ab. Wobei die Kaufkraftbindung je nach Sortiment erheblich schwankt.

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Zum Bürgerdialog hatte die Stadt eingeladen, auch online gibt es die Möglichkeit, sich zum Einzelhandelskonzept zu äußern. 

So kaufen die Troisdorfer Spielwaren, Bekleidung und Bücher zu großen Teilen vor Ort ein, bei Sportartikeln bleibt nur ein Viertel des Geldes in der Stadt. „Erhebliche Werte“, so Dr. Wolfgang Haensch von der Cima, fließen ins Internet: 14 Prozent der gesamten Kaufkraft werden im Online-Handel ausgegeben, bei Kleidung und Unterhaltungselektronik sind es aber schon um die 30 Prozent.

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71 Ladenlokale stehen in Troisdorf leer

„Bunte Punkte sind schöne Punkte“, kommentierte Haensch ein Schaubild, weiße Punkte hingegen markieren Leerstand. 71 leerstehende Ladenlokale haben die Experten allein in der Innenstadt gezählt; besonders betroffen sind die Randlagen wie Alte Poststraße oder die obere Kölner Straße jenseits des Stadttores. Trotz der Sanierung biete aber auch die Fußgängerzone kein ungetrübtes Einkaufserlebnis, so die Experten: Wo Dienstleister, Vergnügungsstätten und Leerstand sich aneinanderreihten, entstünden „Unterbrechungen“. Und die, so Dr. Haensch, „tun der Innenstadt weh“. Erfreulicher ist die Entwicklung in der Hippolytusstraße: Von elf auf zwei sank die Zahl der Leerstände seit 2006.

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Unterschiedlich ist die Situation in den Stadtteilen. In Sieglar sank die Zahl der Betriebe von 31 auf 18, das Verhältnis des – deutlich gesunkenen Umsatzes – zur Kaufkraft ist mit einem Wert von 3,1 besonders ungünstig. Den Plan, an der Stelle des heutigen Pastor-Böhm-Hauses ein Unternehmen der bislang fehlenden Nahversorgung anzusiedeln, unterstützt daher die Cima.

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„Ein bisschen ein Sorgenkind“ ist für die Experten der Cima der Stadtteil Oberlar, wo unter anderem der Netto-Markt geschlossen hat.

Spich kann immerhin ein Drittel der Kaufkraft binden, die wichtigen Eckdaten sind weitgehend konstant. Fast die Hälfte der Kaufkraft können die – nur noch wenigen – Betriebe in Friedrich-Wilhelms-Hütte im Stadtteil halten. Aber auch das Nahversorgungszentrum Hütte ist im Wandel, entlang der Roncallistraße werde es in Zukunft wohl keinen Einzelhandel mehr geben, sagte Matthias Hartmann von der Cima.

Als „ein bisschen unser Sorgenkind“ zeigte sich Oberlar in der Bestandsaufnahme. Seit 2010 habe der Stadtteil einen „erheblichen Bedeutungsverlust“ erfahren. Die Zahl der Betriebe sank von 17 auf zehn mit nur 400 Quadratmetern Verkaufsfläche, der Umsatz ging um drei Viertel zurück, es gibt viel Leerstand. Stärken konnten die Fachleute in Oberlar keine finden, nach der Schließung des Netto-Markts gibt es in Oberlar keine Nahversorgung mehr. Eine Chance sehen die Fachleute in der Nachnutzung der prominenten Immobilie an der Sieglarer Straße.

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