Mit der Spendenaktion in Troisdorf geht das DRK gegen den Mangel an Blutspenden vor und hofft, auch jüngere Altersgruppen zu erreichen.
Spendenmangel in den FerienDRK veranstaltet erstmals Blutspende-Marathon in Troisdorf

160 Anmeldungen gab es für den Blutspende-Marathon in der Troisdorfer Stadthalle, dazu kommen einige spontan vorbei.
Copyright: Lilian von Storch
Acht Stunden, 160 Anmeldungen, dazu einige spontane Spenderinnen und Spender: In Troisdorf hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am Dienstag, 5. August, den ersten Blutspende-Marathon organisiert. Von 12 bis 20 Uhr standen die Türen der Stadthalle offen. Hintergrund ist der Mangel an Blutspenden vor allem in der Sommer- und Ferienzeit.
„In den Ferien sind viele Menschen unterwegs oder müssen auf ihre Kinder aufpassen“, sagte Moritz Kistler, DRK-Referent für Köln und den Rhein-Sieg-Kreis. Auch Hitzewellen minderten die Spenden. „Die Krankenhäuser sind aber auch im Sommer voll“, betont Kistler, „da sind wir darauf angewiesen, Sonderaktionen zu veranstalten, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten.“
Die meisten Blutspenden kommen von Boomern – junge Altersgruppen spenden seltener
Nur zwei bis drei Prozent der Bevölkerung in Deutschland gingen regelmäßig Blut spenden, erklärte Moritz Kistler. „Wir wissen, dass jeder Vierte mindestens eine Konserve in seinem Leben braucht. Man muss nicht Mathe studiert haben, um zu wissen: Da kommt weniger rein, als gebraucht wird.“
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Pro 15 Minuten können immer jeweils 7 Menschen beim Troisdorfer Blutspende-Marathon spenden.
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Termine konnten die Spenderinnen und Spender, die heute in die Troisdorfer Stadthalle kamen, online vereinbaren. Am Eingang meldeten sie sich mit ihren Blutspende-Ausweisen oder der Blutspende-App an. Dann füllte jeder einen Fragebogen aus, Körpertemperatur und Hämoglobinwert des Blutes wurden gemessen.
Bevor es an die Spende ging, führte jeder noch ein etwa zehnminütiges Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin. Hier wurde abschließend geklärt, ob die Person heute spenden sollte oder nicht. Voraussetzungen sind unter anderem ein Körpergewicht von mindestens 50 Kilogramm, ein Mindestalter von 18 Jahren, keine aktuelle Schwangerschaft, keine Tätowierungen in den vergangenen drei Monaten.

Sebastian Miebach (25) aus Troisdorf spendete zum ersten Mal Blut.
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Auch einige ehemalige Erkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente machen das Spenden nicht möglich. Seit 2023 gibt es für das Blutspenden keine Altersgrenze mehr. „Mit Abstand den größten Teil der Spenden kriegen wir von der Generation der Babyboomer“, sagte Moritz Kistler.
Wir wissen, dass jeder Vierte mindestens eine Konserve in seinem Leben braucht. Man muss nicht Mathe studiert haben, um zu wissen: Da kommt weniger rein, als gebraucht wird.
Jüngere Menschen kämen verhältnismäßig selten zum Blutspenden. Dem wolle das Rote Kreuz unter anderem mit früher Aufklärung über das Thema und neuen Marketing-Strategien entgegenwirken, so Kistler. „Wir gehen in Schulen und Berufskollegen und organisieren dort Informations- und Spendentermine, um die Hürde für junge Menschen gering zu halten.“
160 Anmeldungen zum ersten Troisdorfer Blutspende-Marathon – DRK ist zufrieden
Auch mit der Möglichkeit des Reservierens von Terminen beim Blutspende-Marathon wolle man sich an die Bedürfnisse jüngerer Menschen anpassen. „Ich zum Beispiel mit Mitte 30 hätte beruflich gar keine Zeit, irgendwo hinzugehen und dann nicht zu wissen, wann ich dran bin“, sagt Kistler.
Viele Stammspender stünden in den Ferien nicht zur Verfügung; dafür erreiche man in dieser Zeit mit höherer Wahrscheinlichkeit neue Spender, die in ihrem Alltag wenig Zeit zum Blutspenden fänden. Durch den Zeitraum der Aktion von 12 bis 20 Uhr wolle man das Spenden außerdem für Berufstätige erleichtern.

Blutspenden ist anstrengend für den Körper: Bei einem Buffet können sich die Spenderinnen und Spender im Anschluss stärken.
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Der 25-jährige Sebastian Miebach spendet zum ersten Mal Blut. „Einige Freunde von mir spenden regelmäßig, und weil die Aktion heute direkt bei mir um die Ecke ist, dachte ich, ich mache das auch mal eben in der Mittagspause“, sagte Miebach. Dabei habe ihn auch ein trauriger Vorfall beeinflusst: „Ein guter Freund von mir ist vor zwei Monaten bei einem Autounfall gestorben.“
Vielen jungen Menschen sei der Zeit- und Energieaufwand beim Blutspenden zu hoch, vermutet er. Für ihn sei der kurze Weg unkompliziert gewesen: „Wenn es wieder hier im Ort ist, würde ich wahrscheinlich auch zum nächsten Blutspende-Marathon kommen.“
Wenn man es kann, sollte man es machen.
Ein halber Liter Blut wird jeder Person bei einer Blutspende entnommen; für den Körper ein durchaus anstrengender Vorgang, von dem sich der Großteil der Blutspendenden aber schnell erholt. Im Anschluss ruhten sich die Spenderinnen und Spender kurz auf aufgestellten Liegen aus, dann konnten sie sich an einem Buffet stärken. „Hier achten wir jetzt darauf, auch veganes oder mindestens vegetarisches Essen anzubieten – um uns auch da ein bisschen an die jüngere Generation anzupassen“, sagte Moritz Kistler.

Vor allem in den Sommerferien mangelt es an Spenderinnen und Spendern.
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Mit der Zahl an Anmeldungen sei das Team des Roten Kreuzes bisher zufrieden, stellte Kistler fest; vor allem dafür, dass es der erste Troisdorfer Spendenmarathon sei. Blutspenderinnen und -spender seien in der Regel „Gewohnheitstiere“ und kommen gerne zu regelmäßigen Terminen an dieselben Orte.
160 Anmeldungen gab es für heute, 224 wären maximal möglich gewesen – mit Spontanspendern also insgesamt eine gute Quote, bestätigte Kurt Wildemann vom Troisdorfer Ortsverein des DRK. Zwölf Ehrenamtliche des Troisdorfer DRK stemmten den gesamten Tag über die Versorgung der Spenderinnen und Spender, kümmerten sich um das Buffet und die Betreuung von mitgebrachten Kindern.
Christine Kausch (63) war früher regelmäßig Blut spenden, nach einer gesundheitsbedingten Pause von 15 Jahren war sie jetzt zum ersten Mal wieder dabei. „Ich habe das kurzfristig in der Zeitung gelesen und mich dann heute Morgen ganz spontan entschieden, vorbeizukommen, weil ich mich ja gut fühle“, berichtete die Troisdorferin.
„Wenn man es kann, sollte man es machen“, sagte Kausch. Was sie Menschen rate, die zögerten? „Keine Scheu vor der Blutspende haben, einfach mal hingehen und es ausprobieren. Gerade die jungen Leute. Es sind ja Ärzte und Sanitäter da, da kann einem eigentlich nichts passieren.“