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Mit Ministerpräsident WüstDHL weiht Innovation Center in Troisdorf ein

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Zwei Männer vor einem Fahrzeug im Design der Deutschen Post und mit rotem DHL-Aufdruck.

Ministerpräsident Henrik Wüst (links) ließ sich von Dr. Tobias Meyer, Vorstandsvorsitzender Global Business Services bei DHL, durch die neue Präsentation führen.

Nach 15 Jahren hat das alte Center im Kriegsdorfer Gewerbegebiet Junkersring ausgedient und wird an den Vermieter zurückgegeben.

Für den Service mit kühlen Getränken war an diesem Mittwoch ein kleiner Roboter zuständig. Bei der offiziellen Einweihung des DHL Innovation Center in Troisdorf spielte aber Robotertechnik in ganz anderen Maßstäben die Hauptrolle: Nach eineinhalb Jahren Bauzeit nahm der Logistikkonzern das Center in Betrieb. Der Neubau löst das „alte“ Innovation Center im Kriegsdorfer Gewerbegebiet Junkersring ab.

Neubau in Troisdorf dient dem Austausch mit Kunden und Herstellern

Kein Ort zum Unterzeichnen von Verträgen sei an der Kaiserstraße neben der Stadthalle Troisdorf entstanden, sagte Dr. Tobias Meyer, Vorstandsvorsitzender Global Business Services der DHL Group. Vielmehr ist der in Holzständerbauweise errichtete Komplex eine Art Schaufenster, in dem neueste Entwicklungen in der Logistik den möglichen DHL-Kunden präsentiert werden. Zudem solle hier, so die Bauherren, eine Plattform sein „für die Zusammenarbeit mit Kunden, Start-ups, wissenschaftlichen Einrichtungen und Industriepartnern.“

Das stärkt den Wirtschaftsstandort
Henrik Wüst, NRW-Ministerpräsident

Zur Einweihung des weltweit größten von vier derartigen Zentren, die DHL unterhält – die anderen drei stehen in Singapur, Dubai und Chicago – war auch Ministerpräsident Henrik Wüst nach Troisdorf gekommen. „Unheimlich wertvoll“ nannte er die erneute Investition von DHL in Nordrhein-Westfalen. „Das stärkt den Wirtschaftsstandort“, sagte er vor seinem Rundgang durch die Präsentation.

Beeindruckt zeigte sich der CDU-Politiker vom Gezeigten: Dazu gehört das Lieferdreirad, das, elektrisch betrieben und mit Wechselcontainern ausgestattet, die Pakete zu den Kundinnen und Kunden bringt. Während diese kleinen Fahrzeuge längst im Einsatz sind, werden wiederverwertbare Verpackungen noch in Pilotphasen erprobt, wie Innovationsmanager Julian Selders erklärte: Aus den Kunststoff-Taschen wird eines Tages die gelieferte Ware ohne weitere Umverpackung dem Kunden ausgehändigt.

Boxen mit dem Aufdruck DHL in Rot, Grün, Gelb und Schwarz.

Noch in der Pilotphase sind die wiederverwendbaren Transportboxen.

An der Verpackung wird auch in anderen Zusammenhängen geforscht. „Bei den Pharmazeutika sind 85 Prozent dessen, was transportiert wird, nicht die Ware“, informierte Dr. Meyer den Gast aus Düsseldorf. Ziel ist es, dass Kunden weniger verpackte Ware anliefern, die zum Beispiel mit voluminösem Trockeneis gekühlt wird, und stattdessen der Logistiker „fliegende Kühlschränke“ unterhält.

In Troisdorf kann modernste Lagertechnik besichtigt werden

Hinter den Mauern der großen Warenlager kommen Systeme wie der Dexory-Roboter zum Einsatz. Maximal 14 Meter kann der selbstfahrende Teleskopturm in die Höhe reichen; bis zu 10.000 Lagerplätze, so noch einmal Julian Selders, kann die Maschine in einer Stunde scannen: Sie erkennt, wo was steht, bemerkt Beschädigungen und falsch einsortierte Pakete. Tagesaktuell kann das System Inventur machen – eine Aufgabe, die bislang viel Handarbeit verlangte.

In einer Ecke der großen, und dämmrig beleuchteten Halle steht neue Technik, die vorwiegend im Online-Handel genutzt wird. Da fahren, von einer KI gesteuert, gelbe Schalen auf Rollen hin und her. Was in der Demonstration ein wenig chaotisch wirkt, hat doch System: Die Anlage des Herstellers Libiao aus China sortiere kleinere Pakete den richtigen Postleitzahlen zu, weiß Julian Selders.

Will man Hemd und Hose, im Lager an weit entfernten Orten zu finden, für den Kunden in einem Karton zusammenführen, hilft „Autostore“, wie Tobias Meyer demonstrierte. Ein lernendes System beweglicher Boxen, von dem DHL weltweit zwölf Exemplare im Einsatz hat. „Wir setzen das ein für unsere Kunden“, erklärt Julian Selders: für Mode oder Sportartikel zum Beispiel.

Ein gelber Container, im Hintergrund zeigt ein Film das Entladen durch einen Roboterarm.

Der Roboterarm entlädt die DHL-Container, im Vordergrund fahren die Schalen, um Pakete den passenden Postleitzahlen zuzuordnen.

Beim Entladen von Containern setzt DHL inzwischen unter anderem auf den „Stretch Roboter“ des Herstellers Boston Dynamics. Eine Herausforderung für die Sensoren ist dabei schwarze Plastikfolie, die so manches Paket umhüllt: Diese Sendungen zu bearbeiten, so Tobias Meyer, sei der „Olympiastandard“. 

Dass die Logistik auch in Zeiten von Künstlicher Intelligenz nicht ohne Menschen auskommt, zeigt der Rundgang durch das Innovation Center ebenfalls. Neben Ausrüstung, die bei der nach wie vor oft körperlich anstrengenden Arbeit unterstützt („Bionic Enhancement“ heißt das in der weitgehend anglophonen Logistikwelt), zeigt das Unternehmen hier kleine Scanner für den Zeigefinger und Brillen für den Virtual-Reality-Einsatz. Damit könne man neues Personal inzwischen auch für komplexe Prozesse anlernen, erklärte am Mittwoch der Vorstandsvorsitzende Tobias Meyer: Zum Beispiel im Umgang mit Gefahrstoffen, den man lieber nicht „in echt“ ausprobieren wolle.