DRK, DLRG, MHD und THW probten Hochwasserszenario mit über 150 Einsatzkräften.
Was tun, wenn Hochwasser kommt?Großeinsatz der Hilfskräfte am Rotter See in Troisdorf

DLRG, DRK und MHD übten gemeinsam den Aufbau eines BTP 500, eines Betreuungsplatzes für 500 Personen, bei einem Hochwasserereignis.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Viele Badegäste am Rotter See in Troisdorf wunderten sich am Freitagabend, 19. September, wohl über die roten Boote mit Außenbordmotor, die zur Halbinsel fuhren, das rotierende Blaulicht am Badestrand und die Registrierungstische an der Einstiegstreppe nahe der Westfalenstraße. Doch es wurde kein Vermisster im Wasser gesucht.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Malteser-Hilfsdienst (MHD) und Technisches Hilfswerk (THW) übten gemeinsam den Aufbau eines sogenannten BTP 500, eines Betreuungsplatzes für 500 Betroffene. Das ist Teil eines Landeskonzepts, jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt muss so etwas vorhalten.
150 Helferinnen und Helfer sowie die Laiendarsteller übernachteten im Berufskolleg
Das Szenario war Hochwasser, angelehnt an die Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021: „Häuser wurden durch Wassermassen zerstört, die Menschen können nicht zurückkehren und eine große Personengruppe ist auf einer Insel eingeschlossen“ beschrieb Jens Kölzer, Kreisbereitschaftsleiter des DRK die Situation und einer der beiden Übungsleiter. 103 Betroffene waren es im fiktiven Szenario, die mit DLRG-Booten gerettet werden mussten. Die hatte mit dem Wasserrettungszug den Part des Transports übernommen. Helferinnen und Helfer holten die Geretteten noch an Land und übergaben sie dort an das DRK.
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DLRG-Kräfte übernahmen nach der Übergabe an Land die Erstversorgung.
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Geübt wurde auch eine Sammelstelle, inklusive Registrierung und Betreuung, bevor es zum Transport in Richtung BTP 500 kam. Der wurde im Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg eingerichtet. Das THW unterstützte mit einem großen Sattelauflieger, der Feldbetten geladen hatte. Per Gabelstapler wurden sie abgeladen und von Ehrenamtlichen in Klassenräumen aufgebaut. Übrigens war das nicht nur zum Spaß, die gut 150 Helferinnen und Helfer sowie die Laiendarsteller von Feuerwehren und Spontanhelfer übernachteten in dem Gebäude.
Auch die Beobachter der Bundeswehr mit Oberstleutnant Thomas Kohrs an der Spitze fanden ihr Plätzchen. Es ist neben dem Carl-Reuther-Berufskolleg in Hennef und der Europaschule in Bornheim eines der drei Objekte im Kreis, die für diesen Zweck vorgeplant sind. Auf dem Schulhof bauten MHD und DRK gemeinsam eine Großküche auf. „Es war das erste Mal, dass wir die beiden Module zusammengeflanscht und das komplette Material benutzt haben“, erklärte Jeff Reichel, stellvertretender Leiter Einsatzdienste des MHD und der andere Übungsleiter.
Aus dem Rotter See wurde bei der Übung ein Smart gezogen
Mit ein bisschen Verzögerung blubberte der Gulasch, das Salz für die Nudeln hatte gefehlt und musste noch eingekauft werden. „Es ist beispiellos, wie die Verzahnung der Hilfsorganisationen funktioniert“, lobte er. Landrat Sebastian Schuster und Troisdorfs Bürgermeister Alexander Biber jedenfalls waren mächtig angetan. „Gut, dass wir die Rahmenbedingungen bieten können“, betonte Biber, quasi Hausherr.
In Richtung DLRG bekräftige er noch mal die Unterstützung für die Retter, ihnen in der Stadt eine dauerhafte Bleibe zu verschaffen. „Toll, dass das so realistisch geübt werden kann“, freute sich Schuster, der daran erinnerte, wie schnell das realistisch werden kann. Er dankte den Hilfsorganisationen für ihr ehrenamtliches Wirken.

Ehrenamtliche Helfer bauten in Klassenräumen Feldbetten auf.
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Michael Behrens von der DLRG versprach, dass sowohl die Strömungsretter als auch die Taucher noch in den Einsatz kommen. Sein Wasserrettungszug hatte gerade geparkt und wollte zum Essen schreiten, als der nächste Übungs-Alarm kam. Im Rotter See war ein Auto versunken, mit Personen im Inneren, andere Menschen würden am Ufer und auf dem Wasser sein, unterkühlt, verletzt, hilflos. Tatsächlich war ein Smart mithilfe des THWs ins Wasser gerollt worden. Statt essen also retten.
Mit hoher Professionalität, so die Beobachter der Bundeswehr beeindruckt, sei auch diese Lage abgearbeitet worden. Die Boote, ausgestattet mit Scheinwerfern, fanden die Opfer schnell, der Einsatztaucher zog gleich beide Puppen aus dem Wageninneren heraus. Kölzer und Reichel zogen am Ende eine positive Bilanz aus der Übung. „Wir haben zahlreiche Erkenntnisse zur Verbesserung gewonnen“, meinten sie. Ein Kühlanhänger wird zum Beispiel künftig mitgeführt, für Lebensmittel und kalte Getränke. Und natürlich Salz. „Da werden wir noch in Jahren als Anekdote von reden.“