Zündsysteme statt MunitionRüstungsunternehmen widerspricht Troisdorfs Bürgermeister

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Die Zufahrt zu einem Industriegelände. Links stehen Fabrikgebäude, rechts eine Informationssäule mit den Namen ansässiger Firmen.

Auf dem ehemaligen Firmengelände von Dynamit Nobel plant die Firma Diehl Defence den Ausbau ihrer Produktion von Zündern und Sprengstoffen.

Zum geplanten Kauf eines großen Industriegrundstücks und den Plänen für den Ausbau des Standorts hat sich erstmals Diehl Defence geäußert.

Das Rüstungsunternehmen Diehl Defence mit Sitz in Überlingen am Bodensee plant den Kauf eines großen Industriegrundstücks in Troisdorf und eine Vergrößerung des bestehenden Produktionsstandorts. Bürgermeister Alexander Biber (CDU) ist gegen diese Pläne. Die CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Katharina Gebauer sprach sich gegen eine „größere Fabrik für Munitions- und Waffenherstellung“ aus.

„Aktuell findet hier am Standort Troisdorf keine Munitionsfertigung statt“, erklärte Unternehmenssprecher David Voskuhl auf Anfrage der Redaktion. Das sei „mittelfristig auch nicht geplant“. Insofern könne von einer „Munitionsfabrik“ nicht die Rede sein.

Diehl: Partner für „die Sicherheit von Deutschland und Europa“

Vielmehr befasse sich die Dynitec GmbH in Troisdorf „mit der Entwicklung und Produktion militärischer Zünd- und Anzündmittel, energetischer Materialien und elektronischer Zündsysteme.“ Hinter dem Begriff „energetische Materialien“ stehen, so zeigt ein Blick auf die Homepage des Unternehmens, unter anderem Sprengstoffe, pyrotechnische Mischung sowie Vor- und Zwischenprodukte.

Am Standort Troisdorf führe das Unternehmen eine jahrzehntelange Tradition der Sprengstoffindustrie fort; Diehl beabsichtige, so der Sprecher, „diese Aktivitäten zu erhalten und zu modernisieren“, um als Partner der Bundeswehr und der europäischen Verbündeten zur Sicherheit von Deutschland und Europa beizutragen. Dabei entstünden auch neue Arbeitsplätze.

Schon im vergangenen sowie in diesem Jahr hat Diehl Defence demnach Grundstücke erworben. Wie das aktuell genutzte Betriebsgelände einschließlich der vorgeschriebenen Abstandsflächen handele es sich dabei um ehemaliges Betriebsgelände von Dynamit Nobel. Zwei der bis Ende 2022 drei Eigentümer-Gesellschaften hätten ihren Besitz an Diehl verkauft, teilte der Sprecher mit. 

Über den Kauf des dritten Grundstücks liefen die Gespräche mit dem Eigentümer, der Dynamit Nobel, so David Voskuhl. Weitere Informationen werde es derzeit „aus Vertraulichkeitsgründen“ nicht geben.

Troisdorfer SPD beantragt Sitzung des Ältestenrats

Unterdessen hat die SPD-Fraktion im Troisdorfer Stadtrat die unverzügliche Einberufung einer Sitzung des Ältestenrats beantragt. Die Fraktionen sollten „zeitnah und umfassend“ informiert werden, fordert der Fraktionsvorsitzende Harald Schliekert. Und das nicht erst im Hauptausschuss am 14. November.

Zum einen will Schliekert wissen, zu welchem Zeitpunkt die Stadtverwaltung welche Informationen gehabt habe. Zum Stand der Verkaufsverhandlungen, zugleich aber auch den Möglichkeiten, das Grundstücksgeschäft überhaupt zu verhindern, haben die Sozialdemokraten weitere Fragen gestellt.

Eine rot-weiße Absperrung vor einem Industrie-Brachgrundstück.

Auch für das ehemalige Orica-Werksgelände am Ravensberger Weg und der Carl-Diem-Straße gibt es Pläne: Hier sollen Wohnbebauung und Gewerbe entstehen.

Die Kosten eines Grundstückserwerbs durch die Stadt sollen ebenfalls erörtert werden – insbesondere der Aufwand für die Sanierung der Altlasten und die Frage, wer den zu tragen habe. Schließlich fragt die SPD auch nach den städteplanerischen Absichten der Verantwortlichen im Rathaus.

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