Kirchenvorstand von Sankt Martin sauerIpplendorfer Kirche in Wormersdorf ist marode

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Die Barockkirche in Wormersdorf verliert an Glanz.

Rheinbach – Der Kirchenvorstand von Sankt Martin in Wormersdorf ist der Verzweiflung nahe. „Wir haben mittlerweile das Gefühl, dass wir gar nichts mehr zu sagen haben“, schüttelt der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Markus Leven, den Kopf. Das Erzbistum Köln reagiere schon seit mehr als zehn Jahren nicht auf die Anfragen aus Wormersdorf, was mit der Pfarrkirche Sankt Martinus, im Volksmund als „Ipplendorfer Kirche“ bekannt, geschehen soll.

„Die Ipplendorfer Kirche verwahrlost und das Erzbistum Köln schaut tatenlos zu, obwohl es seit Jahren informiert ist und die Lösung kennt“, versteht auch Bauausschuss-Vorsitzender Markus Pütz die Welt nicht mehr.

Falscher Putz wurde verwendet

Schon seit Jahren gibt die Ipplendorfer Kirche Anlass zu großer Sorge. Wer an der Kirche vorbeispaziert, sieht die mittlerweile großflächigen Abplatzungen vom Außenputz. „Die sind nicht nur hässlich anzuschauen, sie schädigen vor allem die Bausubstanz der Kirche immer weiter“, so Gemeindemitglied Dr. Thomas Dold. Immerhin seien die Wände am Sockel der Kirche etwa 1,20 Meter dick und aus Bruchstein.

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Pütz erinnert sich: „Nachdem Anfang 2010 eine notwendige turnusmäßige Außenputz-Sanierung durch Fachfirmen durchgeführt worden war, selbstverständlich unter Aufsicht der Bauabteilung des Generalvikariats in Köln und unter Beteiligung der zuständigen Denkmalschutzbehörden, zeigten sich bereits wenige Jahre später massive Abplatzungen am neu aufgebauten Außenputz.“ Da sich jahrelang niemand aus dem Erzbistum darum kümmern wollte, sei der Kirchenvorstand gezwungen gewesen, ein zivilgerichtliches Beweisverfahren beim Landgericht Bonn durchzuführen. Ein dort eingeholtes unabhängiges Fachgutachten eines öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen habe die Ursache aufgeklärt: „Es ist schlicht der falsche Putz verwendet worden.“ Ein moderner, hochversiegelnder Putz sei auf einem 300 Jahre alten, massiven Gebäude nicht ausreichend durchlässig für die üblicherweise in solch alten Kirchengebäuden vorhandene Feuchtigkeit. „Diese sammelt sich zwangsläufig in den Wänden, und bei entsprechenden Witterungsverhältnissen, die hierzulande häufig anzutreffen sind, platzt der Putz ab“, weiß Pütz. Mittlerweile ist der Putz am Kirchturm fast rundum auf etwa einem halben Meter Höhe abgeplatzt, der Verfall beschleunige sich.

Eventuelle Ansprüche mittlerweile verjährt

Der Sachverständige habe aber auch in seinem Gutachten im Jahr 2016 klar erläutert, wie die vorhandenen Mängel abzustellen seien. Geschehen sei jedoch nichts. „Der Kirchenvorstand musste wieder massiv bei der dafür zuständigen Bauabteilung des Generalvikariats insistieren“, erinnert sich das langjährige Kirchenvorstandsmitglied Dr. Günter Buchstab. In der Folge habe es einen Ortstermin an der Kirche gegeben, an dem die Bauabteilung des Generalvikariat teilgenommen habe. „Es wurde noch einmal das Ergebnis des Gutachtens besprochen und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen. Das Generalvikariat sagte zu, dass man alles notwendige veranlassen wurde. Jetzt ist es Jahre später, ohne dass irgendetwas passiert wäre“, zeigt Pütz sein Unverständnis.

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Eventuelle Ansprüche gegen die ausführenden Firmen seien mittlerweile verjährt, bedauert der Rechtsanwalt. „Und die Kirche sieht immer schlimmer aus.“ Unzählige Nachfragen nach dem Sachstand, sowohl vom Kirchenvorstand als auch vom leitenden Pfarrer Dr. Reinhold Malcherek und einigen mehr, seien vom Generalvikariat in Köln bislang nicht inhaltlich beantwortet worden. „Sogar persönlichen Vorsprachen des Kirchenvorstandes und auch des leitenden Pfarrers in Köln blieben ohne jedwede Reaktion.“ Mittlerweile wendeten sich immer mehr Bürger und Anwohner an den Kirchenvorstand und gäben ihrem Unmut über den Zustand der schönen Kirche Ausdruck. Deshalb habe der Kirchenvorstand nun beschlossen, die Bürger über die Hintergründe zu informieren und lade zu einem Informationsgespräch ein. Die Hoffnung: „Vielleicht tut sich etwas, wenn wir mit der Sache an die Öffentlichkeit gehen.“

Kirchenvorstand informiert

Der Kirchenvorstand von Sankt Martin Wormersdorf lädt ein zu einem Informationsgespräch am Donnerstag, 25 August, um 17 Uhr vor der Ipplendorfer Kirche in Wormersdorf, Ipplendorfer Straße 91. Dabei geht es um den Zustand der spätbarocken Kirche, die von 1714 bis 1717 erbaut wurde und vielen Kirchenbesuchern als eine barocke Perle gilt. Die einschiffige Saalkirche mit Langchor und dreiseitigem Schluss wurde in die offizielle Liste der Denkmäler der Stadt Rheinbach aufgenommen.

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