AusbreitungWie Deutschland für das Coronavirus vorbeugt

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Berliner Charite

Der Coronavirus wird auch in der Berliner Charité untersucht.

Berlin – Das derzeit in Asien, insbesondere in China grassierende Coronavirus könnte sich nach Experteneinschätzung bis nach Deutschland ausbreiten. Trotz erster Fälle, in denen eine Übertragung von Mensch zu Mensch bereits nachgewiesen wurde, stuft das für Infektionskrankheiten zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) das Risiko für die Bevölkerung bisher allerdings noch als „gering“ ein. „

Die Nachricht über begrenzte Mensch-zu-Mensch Übertragungen in China war zu erwarten, da sich eine Reihe von Erkrankungsfällen nicht anders erklären ließ“, sagte RKI-Präsident Lothar H. Wieler dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Gegenwärtig gebe es aber keine Hinweise für eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Der Import einzelner Fälle nach Deutschland könne nicht ausgeschlossen werden. „Damit die Ärzte und Gesundheitsbehörden auf einen solchen Fall gut vorbereitet sind, haben wir Empfehlungen für den Umgang mit Verdachtsfällen veröffentlicht“, so Wieler weiter.

Coronavirus: Offenbar Sars-Variante

An diesem Mittwoch wollen sich Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit der Lage beschäftigen. Das aktuelle Virus ist offenbar eine Variante des Sars-Erregers, der 2003 ausgehend von China eine Pandemie mit hunderten Todesfällen ausgelöst hatte. Die Mortalitätsrate wird jedoch als deutlich geringer eingeschätzt. Die Symptome ähneln der bei einer Grippe.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich am Dienstag noch zurückhaltend, was die jüngsten Berichte aus Asien angeht. Natürlich beobachte man die Situation in China aufmerksam und stehe dazu in ständigem Austausch mit den internationalen Partnern. „Koordiniert wird die Lagebeobachtung durch das Robert-Koch-Institut. Wie in solchen Fällen üblich, werden alle relevanten Stellen über den aktuellen Sachstand fortlaufend informiert“, sagte Spahns Sprecher auf RND-Anfrage.

Coronavirus: SPD will Vorkehrungen treffen

Dagegen sieht die SPD-Bundestagsfraktion unmittelbaren Handlungsbedarf. „In Europa wurden bisher zwar keine von Reisenden eingeschleppten Fälle bekannt. Durch die Reisewelle zu den Chinesischen Neujahrsfesten kann sich das aber schnell ändern“, sagte Bärbel Bas, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, dem RND. „Daher ist die Bundesregierung aufgerufen, hier Vorkehrungen zu treffen. Es ist zum Beispiel zu prüfen, ob an Flughäfen, wie in anderen Ländern weltweit auch, wegen der neuen Lungenkrankheit Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt werden sollten.“

Coronavirus: Flughäfen sind vorbereitet

Tatsächlich gibt es für den Umgang mit Verdachtsfällen konkrete Vorbereitungen und Verfahrenswege. „Die deutschen Flughäfen sind für den Umgang mit Verdachtsfällen gut vorbereitet und stehen mit den zuständigen Behörden in engem Kontakt“, sagte eine Sprecherin des Flughafenverbandes ADV dem RND. Die WHO-Vorschriften würden für Deutschland fünf Flughäfen vorsehen, die zum Schutz der öffentlichen Gesundheit sogenannte Kernkapazitäten vorhalten müssten: „Im Falle der Ankunft eines Passagierflugzeuges, das einen Verdachtsfall an Bord hat, würde die betreffende Maschine zu einem dieser Flughäfen umgeleitet. In Deutschland zählen dazu Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin.“

Grundsätzlich seien die Gesundheitsbehörden der jeweiligen Bundesländer zuständig für die Umsetzung der Maßnahmen. „Notfallpläne für den Umgang mit gefährlichen Infektionen auf deutschen Flughäfen existieren seit Jahren und haben sich in der Vergangenheit bewährt“, so die Sprecherin des Flughafenverbandes unter Verweis auf Erfahrungen etwa mit Sars, Lassafieber oder der Schweinegrippe. Bisher gebe es keine angeordneten Reisebeschränkungen. Fieberkontrollen an Airports wären angesichts von einer Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen ohnehin nur von begrenzter Wirkung.

Unterstützung durch das Robert-Koch-Institut

Auch die Gesundheitsminister der einzelnen Bundesländer lassen sich über die Entwicklungen laufend informieren – und setzen zur Vorbereitung auf mögliche Verdachtsfälle auf Unterstützung durch das Robert-Koch-Institut in Berlin. „Wir möchten schnell die Möglichkeit haben, die Diagnostik vorzunehmen“, sagte Carola Reimann (SPD), Gesundheitsministerin in Niedersachsen, dem RND. Dass es nun zu Übertragungen von Mensch zu Mensch gekommen sei, bedeute eine neue Qualität. „Das Virus ist mobiler geworden“, so Reimann weiter.

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