Kommentar zu AfghanistanDas Desaster könnte zwei Karrieren in Berlin beenden

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Bundeswehr Afghanistan Flug

Bundeswehrmaschine aus Kabul in Taschkent

Es ist bitter, unglaublich, inakzeptabel – und doch wahr: der Evakuierungseinsatz des Westens in Afghanistan endet. Es ist der Schlussakkord einer 20-jährigen Mission, der einer Kapitulationserklärung gleichkommt. Die Konsequenzen werden noch lange spürbar sein.

In Berlin könnte das Desaster zwei Polit-Karrieren beenden. Außenminister Heiko Maas (SPD) dürfte, selbst wenn die Sozialdemokraten auch an der nächsten Regierung beteiligt sein sollten, dieser kaum noch angehören. Der fatale Umgang mit den Ortskräften geht nicht zuletzt auf sein Konto.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat sich selbst zunächst abstrakt zu ihrer Verantwortung bekannt und schließt nun auch einen sehr konkreten Rückzug nicht mehr aus. Kanzlerin Angela Merkels Regierungserklärung war ohnehin kaum mehr als das: ein Offenbarungseid.

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Lebensgefährlicher Umgang mit Ortskräften in Afghanistan

Gravierender sind die Folgen für die mentale Verfassung der Streitkräfte. Sicher, der Afghanistan-Einsatz stand und fiel mit der Entscheidung der USA. Deutschland zählt wie der Rest Europas zu den Verbündeten, aber militärisch eben auch zu den Abhängigen derer in Washington. Trotzdem haben sich die politisch Verantwortlichen in Berlin schwere Fehler geleistet. Die letzten regulären Afghanistan-Soldaten Ende Juni nicht prominent zu empfangen, war ein solcher.

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Ein zweiter Fehler war der bürokratische und deshalb lebensgefährliche Umgang mit den Ortskräften, dessentwegen jetzt weitere deutsche Soldaten ihr Leben riskieren mussten. Viele Soldaten erkennen in den Ortskräften sich selbst. Sie sehen ihre Arbeit zunichte gemacht und finden, dass weder mit den Ortskräften noch mit ihnen verantwortungsvoll umgegangen werde. Dieser Eindruck ist leider richtig - und verheerend.

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