Erkenntnis nach 1:1 in WolfsburgFür einen verbesserten 1. FC Köln war mehr drin

Lesezeit 5 Minuten
Kölns Torhüter Marvin Schwäbe schaut nach dem 1:1 in Wolfsburg nicht sonderlich glücklich drein.

Ordentliche Leistung, aber nicht das erhoffte Ergebnis: FC-Torhüter Marvin Schwäbe weiß auch nicht so recht, wie er das 1:1 in Wolfsburg einordnen soll.

Die Kölner klettern zwar auf Platz 16, haben allerdings jetzt fünf Punkte Rückstand auf Rang 15. Thomas Kessler hadert mit dem Schiedsrichter.

Es war ein Pünktchen Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt. Die Mannschaft hatte eine Leistung gezeigt, auf der sich nach den vielen Rückschlägen zuletzt zumindest aufbauen lässt. Es war zudem ein Zähler, mit dem man immerhin einen Platz in der Tabelle gutmachte, den FSV Mainz 05 überflügelte und nun Relegationsplatz 16 belegt, allerdings seit Sonntag auch fünf Punkte Rückstand auf Rang 15 hat, da Union Berlin im Keller-Duell Darmstadt mit 1:0 bezwang.

Wie lässt es sich nun einordnen, das 1:1 des 1. FC Köln am Samstag beim VfL Wolfsburg? Wurde ein möglicher Sieg verpasst, oder war es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung? Die Kölner Spieler und die Verantwortlichen zeigten sich am Samstag nach dem Abpfiff jedenfalls nicht ganz zufrieden.

1. FC Köln spielt unentschieden in Wolfsburg: Resultat ist unbefriedigend

Im Kölner Lager kam das Gefühl auf: Im Spiel bei erneut enttäuschenden Wolfsburger war für die Gäste mehr drin als. „Von der Leistung her ist der Punkt zu wenig. Wir haben sehr gut gespielt, mit und gegen den Ball. Wir haben alles an Leidenschaft und Kampfgeist auf den Platz gelegt. Deswegen hätten wir den Dreier heute verdient gehabt“, trauerte Torwart Marvin Schwäbe dem verpassten Sieg hinterher. Und Lizenzspielleiter Thomas Kessler befand: „Mit dem Auftritt der Mannschaft bin ich zufrieden, aber nicht mit dem Resultat. Heute wären drei Punkte drin gewesen, obwohl man auch sagen muss, dass Marvin uns in einer Situation herausragend rettet.“

In der Tat hätte der FC am Ende sogar noch den Platz als Verlierer verlassen können, doch erst rettete Jeff Chabot gegen Tiago Tomas kurz vor der Torlinie für die Kölner, dann war es Torhüter Schwäbe, der klasse gegen Kevin Paredes parierte. So blieb es beim Remis nach den Toren von Faride Alidou per Kopf (38.), der das Vertrauen von Trainer Timo Schultz rechtfertigte und endlich eine überzeugende Leistung im FC-Dress bot, und dem fast postwendenden Ausgleich durch Paredes (40.), der den Umstand ausnutzte, dass im Kölner Defensivverbund die Staffelung nicht funktionierte.

1. FC Köln: Kessler redet sich in Rage nach nicht gegebenem Elfmeter

Zudem haderten die Kölner wegen eines nicht gegebenen Elfmeters nach einem aus ihrer Sicht klaren Handspiel. Mehr noch: Sie waren richtig angefressen. „Ich bin extrem sauer, dass sich das nicht angeschaut wurde“, war Kessler alles andere als zufrieden mit der Leitung von Schiedsrichter Sören Storks. Was den Ex-Torwart derart echauffiert hatte, war eine Szene in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. FC-Kapitän Florian Kainz hatte in den Strafraum geflankt, Wolfsburgs Moritz Jenz wollte den Ball mit dem Kopf klären – bekam ihn aber an den rechten Arm. Der FC forderte Elfmeter, Schiedsrichter Storks pfiff jedoch nicht.

Auf den TV-Bildern war nur zu erkennen, dass der Ball gegen die Hand prallte. Nicht zu sehen war jedoch, ob Jenz zuvor den Ball mit dem Kopf spielte. Doch für Kessler war der Fall klar, er redete sich regelrecht in Rage: „Ich habe es aus 50 Metern Entfernung gesehen. Im Kampf um den Klassenerhalt ist es so wichtig, dass auf Kleinigkeiten dann auch geschaut wird.“ Er verstehe nicht, „warum es keinen Handelfmeter“ gegeben habe, warum sich Storks die Szene nicht noch einmal angeschaut habe. Denn: „Das ist ein klares Handspiel. Und das wäre heute das 2:1 gewesen.“

Zumindest wenn der mögliche Elfmeter verwandelt worden wäre. Dennoch. Für Kessler „eine klare Fehlentscheidung, die uns sehr wehtut“, sagte der Kölner, für den es persönlich noch dicker kam. Wegen seines Ausbruchs sah er bereits die vierte Gelbe Karte in der Saison. Der Lizenzspielleiter ist damit gesperrt. Gut, Kesslers aktive Karriere liegt schon ein paar Jahre zurück, auf den Platz zurückkehrt wäre er im Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt ohnehin nicht. Doch der Manager darf eben nicht wie gewohnt auf der Trainerbank Platz nehmen, sondern wird auf der Tribüne sitzen müssen.

Spiel wird es in jeden Saison-Rückblick schaffen

Die spielerischen Darbietungen beider Mannschaften in Wolfsburg werden nicht lange im Gedächtnis bleiben. Dennoch wird die Partie den Weg in jeden Saison-Rückblick schaffen. Und das lag an einer Szene aus der 14. Minute und einem 32-Jährigen, der urplötzlich und unverhofft im Mittelpunkt stand. Kölns Verteidiger Max Finkgräfe hatte in der 14. Minute Schiedsrichter-Assistent Thorben Siewer unabsichtlich mit voller Wucht derart heftig am Kopf getroffen, dass dieser benommen war, behandelt wurde und schließlich nicht weitermachen konnte. Die Partie musste für 15 Minuten unterbrochen werden. Für Siewer sprang Nicolas Winter ein, eigentlich als Vierter Offizieller vorgesehen.

Der Stadionsprecher bat daher die „Amateur-Schiedsrichter“ unter den 24.525 Zuschauern, sich zu melden, um den Job des Vierten Offiziellen zu übernehmen. Tobias Krull, Sportlicher Leiter beim Landesligisten MTV Gifhorn und im Hauptjob Verkaufsberater in einem Autohaus, tat dies umgehend. Im Gegensatz zum berühmten Namensvetter Felix ist Krull kein Hochstapler, sondern im Besitz eines Schiedsrichter-Scheins. Der wurde dann auch kontrolliert, und fortan stand Krull am Spielfeldrand.

Und der 32-Jährige machte seine Sache gut. Storks lobte: „Er hat es hervorragend gemacht. Respekt für seine Leistung.“ Krull hatte vielleicht den Fußball-Tag seines Lebens erlebt. „Ich hatte ja eh keine Zeit zu überlegen. Umziehen — und dann ging es los. Ganz ehrlich, ob du jetzt in der Kreisklasse pfeifst oder hier einen Job hast — du machst es neutral und versuchst, es bestmöglich zu machen und das Spiel zu leiten“, sagte Krull, aber aufgeregt sei er nicht gewesen. In der Jugend hatte er selbst bei den Wölfen gespielt, ist nach eigener Aussage mit Meistertrainer Felix Magath den berüchtigten „Berg der Leiden“ hochgerannt. Als Spieler habe er es aber nicht nach ganz oben geschafft.

Nach dem großen Trubel wollte Krull dann allerdings nur noch eines: schnell an die Bar. „Jetzt würde ich gerne noch ein kaltes Bier trinken und den Tag ausklingen lassen.“ Und auch für Siewer nahm das Wochenende nach dem Schrecken noch ein versöhnliches Ende: Zwar musste der Assistent nach dem Vorfall ins Krankenhaus, doch das konnte er am Sonntagnachmittag wohlauf wieder verlassen.

KStA abonnieren