FC-Rückkehrer Ljubicic„Werden nicht bis zum Ende um die Klasse zittern"

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07.08.2022, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: Bundesliga, 1. FC Köln - FC Schalke 04, 1. Spieltag, RheinEnergieStadion. Kölns Dejan Ljubicic jubelt nach seinem Treffer zum 3:1

So wollen ihn die FC-Fans schon bald wieder sehen: Dejan Ljubicic bejubelt in der Hinrunde einen eigenen Treffer

Dejan Ljubicic war in bestechender Form, als ihn eine Knieverletzung jäh stoppte. Jetzt hat sich der Mittelfeldspieler zurückgemeldet. Im Interview äußert sich der 25-Jährige auch über seine Zukunft. 

Herr Ljubicic, nach Ihrem vor drei Monaten erlittenen Innenbandriss sind Sie wieder im Mannschaftstraining. Werden Sie zum Bundesliga-Start gegen Werder Bremen fit?

Dejan Ljubicic: Ich fühle mich gut. Die Reha verlief nach Plan, ich habe keine Schmerzen mehr. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber das wird bis zum Bremen-Spiel der Fall sein. Vielleicht bekomme ich am Samstag schon ein paar Minuten im Testspiel gegen den HSV. Ich bin zuversichtlich, dass ich relativ schnell wieder zu meiner alten Form zurückfinden kann.

Vor der Knieverletzung waren Sie sogar in bestechender Form. Wie ärgerlich war der lange Ausfall?

Das war extrem schade, denn ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich den bisher besten Fußball meiner Karriere gespielt hatte. Ich war vom Läuferischen und vom Zweikampfverhalten her top, und sogar fast jeder Schuss ging rein (lacht). Ich hatte mich im Vergleich zur letzten Saison nochmal weiterentwickelt – und auch bei der Mannschaft lief es zu dem Zeitpunkt richtig gut. Es hatte alles gepasst. Und dann passierte so ein Foul, gefolgt von der Diagnose. Aber so ist das halt im Profigeschäft, es kann nicht immer alles optimal verlaufen. Aber ich komme wieder stärker zurück.

Hatten Sie nach dem Foul im Derby von Gladbachs Ramy Bensebaini gleich ein schlechtes Gefühl?

Ja, ich wusste sofort, dass da irgendwas im Knie kaputt ist. Ich konnte nicht weiterspielen und hatte sogar das Schlimmste befürchtet. Und einfach nur gehofft, dass es kein Kreuzbandriss ist. Zuvor hatte ich ja noch keine schlimme Verletzung. Nach der Diagnose Innenbandriss war ich sogar etwas erleichtert.

09.10.2022, Nordrhein-Westfalen, Mönchengladbach: Fußball: Bundesliga, Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln, 9. Spieltag, Stadion im Borussia-Park. Kölns Trainer Steffen Baumgart nimmt Dejan Ljubicic (2.vl) in den Arm, der verletzt vom Platz muss.

Dejan Ljubicic verletzte sich am 9. Oktober beim Derby in Mönchengladbach schwer, FC-Trainer Steffen Baumgart musste den Kölner Mittelfeldspieler vorzeitig auswechseln.

Vor dem Jahreswechsel schrieben Sie auf Instagram, dass für Sie ein „besonderes Jahr“ zu Ende gegangen sei, in dem sie „viel gelacht und geweint“ hätten. Konkretisieren Sie das doch bitte.

Gelacht habe ich, weil wir mit dem FC, mit dieser tollen Mannschaft und den tollen Fans im Rücken den Einzug in den Europapokal perfekt gemacht haben. Ich hatte so viel von 2017 gehört. Das selbst mitzuerleben, war überragend. Geweint habe ich bei der Geburt unseres ersten Sohnes – es waren also Freudentränen.

Was sind Ihre Ziele für das Jahr 2023?

Dass meine Mitspieler und ich gesund bleiben. Dann können wir auch wieder richtig guten Fußball spielen wie zu Beginn der Saison. Und ich will wieder an meine Leistung vor der Verletzung anknüpfen.

Wie fällt Ihr Zwischenfazit anderthalb Jahre nach dem Wechsel von Rapid Wien zum FC aus?

Am Anfang war es auch schwierig für mich. Ich war Kapitän bei meinem Heimatklub Rapid. Den zu verlassen, das war nicht so leicht. Doch mit dem FC habe ich genau den richtigen Verein gefunden, der wie Rapid sehr viel Tradition und großartige Fans hat. Dieser Rückhalt und diese Emotionen geben mir einen Extra-Push. Ich bin beim FC sehr zufrieden, auch meine Familie fühlt sich in Köln sehr wohl. Und mit Steffen Baumgart habe ich einen sehr guten Trainer erwischt.

Ihr Vertrag beim FC läuft bis 2025. Durch Ihre Leistungen haben Sie sicherlich auch die Begehrlichkeiten anderer Klubs geweckt. Können Sie sich einen Vereinswechsel vorstellen?

Es gab schon mal Anfragen, aber ich bin glücklich beim FC. Ich habe hier noch einen längerfristigen Vertrag und werde meine bestmögliche Leistung für den Klub geben. Was in Zukunft passiert, weiß ich natürlich auch nicht. Ich weiß nur: Mein Bruder (Robert Ljubicic spielt bei Dinamo Zagreb, d. Red.) hat mir mittlerweile etwas voraus, er spielt in der Champions League (lacht). Die ist irgendwann auch mein Ziel.

Es gab schon mal Anfragen, aber ich bin glücklich beim FC
Dejan Ljubicic

Ist es auch ein Ziel, dass Sie in Zukunft wieder mit Ihrem Bruder in einer Mannschaft zusammenspielen? In der Nationalmannschaft geht das ja offenbar nicht mehr.

Das stimmt, ich spiele für Österreich, und mein Bruder hat sich für Kroatien entschieden. Seine Gefühle für Kroatien waren etwas stärker, er hat das auch mit unseren Eltern besprochen. Und so, wie es aussieht, wird er bald auch erstmals für die kroatische Auswahl nominiert.

Kroatien ist besser als Österreich...

…dazu sage ich jetzt lieber nichts. Wir sind auch ganz gut (lacht). Aber es stimmt natürlich, dass solch ein kleines Land wie Kroatien in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich war.

Der FC hat vor der Winterpause eine sehr schwierige Phase durchlaufen. Viele Verletzte, fast keine Punkte. Wie gefährlich ist die Situation?

Das ist schwierig für mich zu beantworten, ich war noch nie in einer solchen Situation. Trotzdem bin ich sehr zuversichtlich. Wir arbeiten hart und haben viel Potenzial, einige Spieler sind nach Verletzungen zurückgekommen oder werden bald fit sein. Es ist zwar schade, dass wir in Europa ausgeschieden sind, auf der anderen Seite haben wir aber keine Doppelbelastung mehr. Ich bin optimistisch, dass wir nicht bis zum Ende um den Klassenerhalt zittern müssen.

Ist der Auftakt gegen Werder Bremen am 21. Januar schon eine Art Schlüsselspiel?

Auf jeden Fall. Mit einem Sieg zu starten, gerade zu Hause, sorgt einfach für ein positives Gefühl. Das würde uns wieder viel mehr Selbstvertrauen geben. Dazu haben wir danach zwei schwere Auswärtsspiele (Bayern und Schalke, d. Red.) vor der Brust.

Anfang der Woche hat der FC den dringend benötigten Mittelstürmer verpflichtet. Welchen Eindruck haben Sie von Davie Selke?

Er ist ein super, offener Typ. Du erkennst schon in den ersten Trainingseinheiten, dass er heiß aufs Tore schießen ist und dafür richtig hart arbeitet. Die Mannschaft hat ihn auch super aufgenommen. Wir sind froh, dass Davie bei uns ist.

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