Kölner GedankenspieleFC-Profi Jan Thielmann könnte als Rechtsverteidiger agieren

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Jan Thielmann im Spiel als Rechtsverteidiger

Jan Thielmann im Spiel als Rechtsverteidiger

Im Spiel der Deutschen U21-Auswahl gegen den Kosovo spielte Kölns Jan Thielmann als Rechtsverteidiger.  Das könnte nun auch in der Bundesliga der Fall sein.

Im vergangenen Jahr bei der U21-Endrunde in Georgien hatte Jan Thielmann tatenlos zusehen müssen, wie eine enttäuschende DFB-Auswahl in der Gruppenphase vorzeitig ausschied und somit auch das Olympia-Ticket verspielte. Der Traum von Paris 2024 — ausgeträumt, auch für Thielmann, der sich unmittelbar vor dem Turnier schwer am Knie verletzt hatte.

EM-Qualifikation in eigener Hand

Jetzt läuft es zumindest für den Profi des 1. FC Köln und der DFB-Auswahl in der Qualifikation zur U21-EM 2025 in der Slowakei besser. Bis zum vergangenen Freitag hatte die Mannschaft von Trainer Antonio di Salvo sogar eine weiße Weste und alle ihre vier Spiele gewonnen. Doch dann ließ das Team in Chemnitz erstmals Federn, verzweifelte am Kosovo. Folge nach dem 0:0 war, dass die Polen mit 15 Punkten die Tabellenführung in der Gruppe D übernahmen, die allerdings auch ein Spiel mehr absolviert werden.

Das DFB-Team hat die direkte Qualifikation also noch in der eigenen Hand, steht aber am Dienstag im nächsten Heimspiel schon unter größerem Druck. Gegen Israel muss in Halle (18 Uhr) ein Sieg her.

Thielmann spielt als Rechtsverteidiger 

Dazu beitragen soll auch Thielmann. Am vergangenen Freitag bot der Kölner eine solide Leistung auf einer für ihn noch recht ungewohnten Position. Der FC-Profi, der in dieser Bundesliga-Spielzeit bisher als Rechts- und Linksaußen sowie als Mittelstürmer zum Zuge kam, ließ auf der rechten Verteidigerposition nur wenig zu. Und schaltete sich mehrfach in die Offensive mit einigen Flügelläufen ein. Gut möglich ist nun, dass auch sein Vereinstrainer das Experiment mit Thielmann hinten rechts wagt. Timo Schultz kann sich jedenfalls sehr gut vorstellen, den schnellen Flügelmann ebenfalls in die Viererabwehrkette hinten rechts zu beordern.

Thielmann, der wie U21-Teamkollege Eric Martel am Mittwoch am Geißbockheim zurückerwartet wird, ist am Sonntag (15.30 Uhr) für das so wichtige Auswärtsspiel beim formstarken FC Augsburg wieder spielberechtigt, nachdem er seine Rotsperre aus dem Derby gegen Leverkusen (0:2) abgesessen hat.

Ich spiele einfach da, wo mich der Trainer aufstellt, und gebe alles, was ich habe.
Jan Thielmann, über seine Positionen

Der Spieler scheint mit der angedachten neuen Rolle kein Problem zu haben und sagte bereits: „Ich spiele einfach da, wo mich der Trainer aufstellt, und gebe alles, was ich habe. 100 Prozent – ob als Rechtsverteidiger, auf der rechten Acht oder im Sturm. Das ist mir ganz egal.“ Schultz betonte bereits, dass der FC im Saisonendspurt mehr Risiko gehen müsse.

Der 1. FC Köln braucht Siege

Unentschieden würden den Vorletzten der Liga in der aktuellen Situation nicht mehr weiterhelfen. Mit seinem Drang zum Tor und seiner großen Passion könnte Thielmann dem FC auf der neuen Position sicherlich weiterhelfen. Die Dynamik hat er auch dem etablierten Rechtsverteidiger Benno Schmitz voraus. Der 29-Jährige hatte zuletzt sogar seinen Stammplatz an Rasmus Carstensen verloren, doch glücklich wurde der FC auch mit dieser Lösung nicht.

Der 23-jährige Däne ist zwar flinker auf den Beinen, leistete sich aber wiederholt schwere Patzer. Jetzt soll möglicherweise Thielmann auf einer Position für Abhilfe sorgen, die seit vielen Jahren eine Schwachstelle im Kölner Spiel ist. Wenn auch nicht in der Startelf, so hatte Thielmann auch beim FC schon vereinzelt Erfahrung als Rechtsverteidiger sammeln können. Im Verlaufe der Spiele in Darmstadt (1:0) und gegen den FC Bayern (0:1) war er jedenfalls nach hinten gewechselt.

Offensiv verfügt Timo Schultz über genügend Optionen

Womöglich ist Thielmann in der defensiveren Rolle für die Kölner aktuell auch wertvoller. Denn in der Offensive hat Schultz mittlerweile mehrere Optionen. Mittelstürmer Davie Selke ist wieder fit. Als hängende Spitze dürfte erneut Sargis Adamyan auflaufen, der sich zuletzt in den Vordergrund gespielt hatte. Auf den Außenpositionen sind vorerst Kapitän Florian Kainz und Faride Alidou erste Wahl. Zudem steht Luca Waldschmidt, der seit Mitte Januar verletzt fehlt, kurz vor der Rückkehr ins Mannschaftstraining.

Seit fast sieben Jahre nun trägt Thielmann das FC-Trikot. Der gebürtige Föhrener galt als der Lieblingsschüler des ehemaligen FC-Trainers Steffen Baumgart, doch auch sein Nachfolger Schultz schätzt den U21-Nationalspieler sehr, der trotz der großen Krise von einer „wirklich guten“ Stimmung im Team spricht. „Wenn wir ein Spiel verloren haben, beschäftigt das einen auch mal mehrere Tage. Aber man merkt, dass die Kabine einem da auch helfen kann – wie nach meiner roten Karte zuletzt. Die Jungs fangen einen auf“, sagte Thielmann jüngst im FC-Podcast.

Thielmann möchte mit Köln wieder international spielen

Beim FC steht Thielmann noch bis zum 30. Juni 2026 unter Vertrag, den Kontrakt hatten Spieler und Klub erst im vergangenen Herbst vorzeitig verlängert. Die aktuelle Saison freilich wird ihn nicht zufriedenstellen. Anfang November war er nach dem Auskurieren seiner schweren Knieverletzung erstmals wieder in den Kader und sogleich auf den Platz zurückgekehrt, seitdem absolvierte er 15 Ligaspiele über insgesamt 1077 Minuten, in denen ihm erst ein Tor und noch keine Torvorlage gelang.

Und die erst 18 Punkte seiner Mannschaft nach 26 Spieltagen sind ohnehin ungenügend. Dabei hat Thielmann hohe Ambitionen. Ob diese sich auch beim FC realisieren lassen, das steht auf einem anderen Papier. „In der Zukunft möchte ich ständiger Bundesligaspieler bleiben, vielleicht den ein oder anderen Titel gewinnen und nochmal international mit dem FC spielen“, sagte Thielmann, für den der FC „Heimat, Liebe, große Verbundenheit“ ist.

Und der durch die vielen Anhänger ganz besonders gepusht wird. „Die FC-Fans sind sich für keinen Weg zu schade. Es ist echt Wahnsinn, wenn man sich vorstellt, wie viele Menschen den Weg in andere Städte auf sich nehmen. Das merken wir als Spieler definitiv und es gibt uns nochmal einen Kick nach vorne.“ Das dürfte auch am Sonntag wieder der Fall sein, wenn sich trotz des Oster-Feiertags wieder tausende Kölner Anhänger auf den langen Weg nach Augsburg machen werden.

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