1. FC Köln legt Zeitplan festWehrle sagt zum Abschied leise „Tschüssle"

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Wehrle steigt ins Auto

Alexander Wehrle

Köln – Es war natürlich alles kein Zufall, nach neun Jahren in vorderster Reihe war Alexander Wehrle nichts egal an seinem Abschied vom 1. FC Köln. Auch das Datum nicht. „Am Aschermittwoch ist alles vorbei – irgendwie hat mir das gefallen“, sagte der scheidende Geschäftsführer des 1. FC Köln am Mittwoch im Gespräch mit dieser Zeitung. Kurz zuvor hatte der 1. FC Köln den Zeitplan des Übergangs veröffentlicht. Demnach habe sich Wehrle mit Präsident Werner Wolf darauf geeinigt, dass sein letzter Tag in Diensten des FC der 12. März sein wird. Tags zuvor wird Wehrle noch auf dem DFB-Bundestag sein Stimmrecht für den 1. FC Köln ausüben. Am 8. März steht noch die DFL-Vollversammlung an, an der Wehrle bereits gemeinsam mit Philipp Türoff teilnehmen wird, seinem Nachfolger. Am 10. März wird Wehrle noch einmal in sein Büro zurückkehren, sich von Mannschaft und Mitarbeitern verabschieden, die Post erledigen – dann war es das.

So waren es am Mittwoch die letzten offiziellen Botschaften aus dem Geißbockheim des 47-Jährigen, der den 1. FC Köln im Januar 2013 übernommen hatte. Unter Wehrles Leitung war der Klub in die Bundesliga aufgestiegen, hatte eine bemerkenswerte Wachstumsgeschichte hingelegt und mit der Qualifikation für die Europa League im Mai 2017 den größten Vereinserfolg der vergangenen 30 Jahre verantwortet. Allerdings waren die Kölner anschließend abgestiegen, nachdem sich Kölns Rekordtrainer Peter Stöger und Wehrles Geschäftsführerkollege Jörg Schmadtke zerstritten hatten.

Konstante in wechselhaften Zeiten

In Zeiten wechselnder Trainer, Sportchefs und Vorstände war Wehrle stets die Konstante am Geißbockheim geblieben, nicht selten hatte er die Scherben aufkehren müssen, die andere produziert hatten. Und obgleich seine Großprojekte, die Erweiterung des Geißbockheims sowie Kauf und Ausbau des Stadions in Müngersdorf nicht mehr in seiner Amtszeit umgesetzt wurden, hat der Schwabe den Verein in wechselhaften Zeiten geprägt. Wehrles Hausmacht im Geißbockheim war so legendär wie gefürchtet, Omnipräsenz und der unbedingte Gestaltungswille waren seinen Kritikern ein steter Dorn im Auge. Doch tatsächlich nahm Wehrle vor allem seine Jobbezeichnung ernst – und führte die Geschäfte beim FC – selbst wenn nicht alles, was er anfasste, zu Gold wurde. Doch wirkte Wehrle im Geißbockheim mit großer Entschlossenheit. Und eisernem Fleiß.

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Dass der 1. FC Köln für Wehrle eine persönliche Angelegenheit war, zeigte sich in seinen Abschiedsworten. „Für eine andere, besondere Herausforderung und für die Rückkehr in meine Heimat, zum VfB, ist jetzt der passende Zeitpunkt. Das ändert nichts daran, dass ich beim FC und in Köln Freunde fürs Leben und eine zweite Heimat gefunden habe. Ein Stück von mir bleibt sicher hier“, schrieb Wehle, und weiter: „Danke, FC. Danke, Köln. Tschüssle.“

WehrleSpinner

Alexander Wehrle im Winter 2013 mit dem damaligen FC-Präsidenten Werner Spinner. 

Die Abschiedsformel habe ihm „irgendwie gefallen“, sagte Wehrle am Mittwochnachmittag – offenbar wollte er damit unterstreichen, dass der Abschied für ihn vor allem eine Heimkehr sei. Nach seinem Studium hatte Wehrle zehn Jahre lang beim VfB Stuttgart als Referent des Vorstandes gearbeitet, nun wird er selbst Vorstandsvorsitzender der ausgegliederten Profiabteilung des Meisters von 2007 sein. Für einen Mann, der in Bietigheim-Bissingen geboren wurde, gibt es im Fußball kaum mehr Heimat als den VfB. Nach neun Jahren FC hätte man Wehrle aber wohl auch ein „Maat et joot“ abgenommen.

Türoff dankt seinem Vorgänger

In den vergangenen Wochen hatte Wehrle seinen Nachfolger eingearbeitet. „Ich danke Alex für die vergangenen intensiven Monate und wünsche ihm viel Erfolg für die neue Aufgabe“, teilte Philipp Türoff mit. „Ich bin in den letzten Wochen tief in alle Prozesse und Themen des 1. FC Köln eingetaucht und zuversichtlich, dass wir einen sehr professionellen Übergang erleben werden. Ich danke Alex für seine Offenheit und Akribie in dieser Phase. Ich bin bereit. Im Team mit dem Vorstand und allen anderen Geschäftsführer-Kollegen, die bald einsteigen, werden wir nach vorn schauen und die gesteckten Ziele angehen.“

„Große Professionalität“

Der 1. FC Köln ist zwar Türoffs erste Station im Profifußball, allerdings war der 45-Jährige zuvor bereits in verantwortlichen Positionen großer Konzerne tätig. Präsident Werner Wolf ist mit dem Umbau des 1. FC Köln nun einen großen Schritt weitergekommen, für den Vorstand bedeutet die Ablösung auch den Abschluss eines Zyklus‘. Wolf fand freundliche Worte für Wehrle, mit dem er durchaus Meinungsverschiedenheiten gehabt hatte. „Er hat seine große Professionalität, mit der er den 1. FC Köln in den vergangenen Jahren geprägt hat, auch in dieser Phase unter Beweis gestellt. Er hat die Übergabe sehr gut organisiert. So reibungslos möglich wurde sie aber auch durch den sehr beeindruckenden Aufwand, den unser Geschäftsführer Philipp Türoff in seinen ersten Wochen hier eingebracht hat, um sich bestmöglich einzuarbeiten.“ Türoff wird vom 12. März an die alleinige Verantwortung am Geißbockheim tragen, ehe Anfang April Christian Keller als Geschäftsführer Sport dazukommt. Mittelfristig wird zudem ein Dritter Geschäftsführer am Geißbockheim erwartet.

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