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Kommentar

FC-Sportdirektor
Wie Kessler sich auf dem Transfermarkt verhält, ist genau richtig

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3 min
Schließt geräuschlos die Baustellen beim 1. FC Köln: Sportdirektor Thomas Kessler

Schließt geräuschlos die Baustellen beim 1. FC Köln: Sportdirektor Thomas Kessler

Der FC-Sportdirektor unterscheidet sich deutlich von Vorgänger Keller – und geht bei der Kaderplanung pragmatisch bis zupackend vor.

In der vergangenen Woche war erstmals ein Raunen und leichte Kritik zumindest in den sozialen Netzwerken zu vernehmen. Rund einen Monat lang hatte der 1. FC Köln nach den ersten beiden vielversprechenden Verpflichtungen von Ragnar Ache und Isak Johannesson keine weitere Transfer-Vollzugsmeldung zu verkünden. Dabei gibt es im Kader des Bundesliga-Aufsteigers bekanntlich Handlungsbedarf.

Doch Thomas Kessler, der nach der Demission von Sport-Geschäftsführer Christian Keller zum Sportdirektor beförderte Ur-Kölner, ließ und lässt sich davon nicht sonderlich beeinflussen. Und schließt stattdessen im Hintergrund geräuschlos die Baustellen in der Mannschaft des neuen Cheftrainers Lukas Kwasniok.

Transfer von Ron-Robert Zieler ist ein Musterbeispiel für Kesslers Wirken

Der Transfer von Ron-Robert Zieler ist dafür ein Musterbeispiel. Er ist ein smarter Deal, der für allen Beteiligten Sinn ergibt. Der FC benötigte unbedingt noch einen Keeper hinter Stammtorhüter Marvin Schwäbe, den man sofort und ohne Bedenken ebenfalls spielen lassen könnte. Das ist beim 36-Jährigen, der mit ungemein viel Spielpraxis von Hannover 96 kommt, der Fall. Zudem ist Zieler mit dem FC absolut verbunden, der gebürtige Kölner kehrt schließlich zum zweiten Mal zu seinem Heimatklub mit, für den er bis zu seinem Wechsel zu Manchester United bereits in der Jugend aufgelaufen war.

Mit dem 2014-Weltmeister Zieler erhält der 1. FC Köln zudem eine Persönlichkeit, mit der man sich identifizieren kann. Und einen loyalen Profi, der mit seiner besonnenen Art und seiner ungemeinen Erfahrung gut in die Kabine passen sollte. Finanziell ist die Zieler-Rückkehr für den Bundesliga-Aufsteiger zudem kein Wagnis. Der FC profitierte sicherlich davon, dass der neue Hannoveraner Cheftrainer Christian Titz die Personalie Zieler, der für 96 fast 400 Pflichtspiele absolvierte und Mannschaftskapitän war, nicht klug moderierte. Das allerdings kann dem FC freilich herzlich egal sein.

Thomas Kessler nutzt Kontakt mit einflussreichem Kölner Spielerberater Volker Struth

Kessler, und das unterscheidet ihn deutlich von seinem Vorgänger Keller, geht bei der Kaderplanung auch pragmatisch bis zupackend vor. Der frühere FC-Torwart nutzt seine guten Branchen-Kontakte und hat auch beispielsweise kein Problem mit einer Zusammenarbeit mit dem einflussreichen Kölner Spielerberater Volker Struth, der in bestimmten FC-Fankreisen nicht unbedingt positiv gesehen wird.

Doch was Kessler macht, ist genau richtig. Als Aufsteiger, der in den vergangenen 25 Jahren sehr oft zwischen 1. und 2. Bundesliga pendelte, kann man nicht immer selbst die Spielregeln diktieren, sondern muss auch mit gewissen Mechanismen in der Branche und Hierarchien umgehen können. Keller hätte FC-Aufstiegsretter Friedhelm Funkel nie geholt, Kessler war es, der sofort die Trainer-Legende anrief. Von Spielern wie den Neuzugängen Ragnar Ache, der ebenfalls von Struths Agentur Sports 360 beraten wird, oder Tom Krauß, der vom Kölner Spielberater Dirk Hebel vertreten wird, könnten die Kölner noch profitieren.

Und auch die Abgänge von Stürmer Damion Downs und Max Finkgräfe, die dem FC in der Summe inklusive Boni rund 15 Millionen Euro in die Kasse spülen werden, waren am Ende richtig und im Sinne aller Beteiligten.

Kessler weiß, dass seine Arbeit nicht erledigt ist und es weiteren Handlungsbedarf gibt, um die Rahmenbedingungen für das vorrangige Saisonziel, den Klassenerhalt, zu schaffen. Doch einige Lücken im Kader sind bereits geschlossen.