Der 1. FC Köln gefällt mit Intensität und Moral – und sein Trainer zeigt an der Bank vollen Einsatz. Entwarnung bei einem Duo.
Nach FC-Sieg folgten auch am Montag gute NachrichtenKölner Spektakel ganz am Ende und an der Bank

FC-Stürmer Ragnar Ache im Duell mit dem Mainzer Torhüter Robin Zentner
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Der Mann kam ganz schön ins Schwitzen. Lukas Kwasniok ging bei seiner Bundesliga-Premiere für den 1. FC Köln, die zugleich sein erstes Spiel als Trainer im Fußball-Oberhaus war, während der 99 Minuten inklusive Nachspielzeit in Mainz vom An- bis zum Abpfiff emotional mit und verausgabte sich an der Seitenlinie. Als Marius Bülter in der 90. Minute zum 1:0-Sieg eingeköpft hatte, drehte der neue Coach des Bundesliga-Aufsteigers erst jubelnd ab, ballte die Fäuste und schrie seine Freude heraus. Die Gesichtszüge entglitten ihm dabei fast, doch das war dem 44-Jährigen herzlich egal.
In der kompakten Mewa Arena hat man von vielen Plätzen eine hervorragende Sicht auch auf die Bänke der beiden Mannschaften. Und Kwasniok während der Partie zu beobachten, ist schon ein Spektakel. Erst recht im Vergleich zu seinem bedächtigen Vorgänger Gerhard Struber.
Während Struber während seiner letzten Spiele als FC-Coach unter dem modischen dunkelblauen Blouson oft auch ein weißes Hemd trug, sorgt Kwasniok bei seiner Garderobenwahl für einen zünftigen und seltenen Anblick im Profifußball. Der Trainer trägt am Spielfeldrand das Trikot seiner Mannschaft. In Mainz wollte er ursprünglich das schwarze Dom-Trikot anziehen, das zum Verkaufsschlager wurde. Ging aber nicht, da seine Mannschaft im besagten Ausweich-Dress auflief. Stattdessen trug Kwasniok das Kölner Heimtrikot. „Wir haben ja auch noch ein Rotes und ein Schwarzes. Das hat mich echt bei der Vorstellung emotionalisiert. Bei dem Rot-Weißen, erst recht beim Schwarzen. Ich habe gesagt, ich lasse mich auf den Verein und die Stadt ein. Ich finde, es sieht ganz gut aus“, sagte der Trainer. Und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Ich dachte, dass Streifen schlank machen. Aber bei mir wirkt es nicht ganz so.“
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Kwasniok – er pfeift auf die Etikette. Und sorgt mit seiner Kleiderwahl nicht nur ligaweit, sondern sogar auch international für Aufsehen. Der britischen BBC war ein Cheftrainer im Trikot seiner Mannschaft sogar einen Beitrag bei X wert.
Aber was viel wichtiger ist: Kwasniok kommt mit seiner Authentizität und Emotionalität gut im emotionalen Köln und auch bei seiner Mannschaft an. Der Trainer lebt die Intensität vor, die er von seiner Mannschaft erwartet. Und zwar bis zum absoluten Ende. Im Pokal in Regensburg hatte der FC die Partie weit in einer dramatischen Nachspielzeit zu seinen Gunsten gedreht (2:1), in Mainz schlugen die Kölner gegen immer müder werdende und seit der 60. Minute und der Rote Karte gegen Paul Nebel (Notbremse gegen Jakub Kaminski) in Unterzahl befindliche Hausherren, die ihr drittes Spiel innerhalb von sechs Tagen absolvierten, in der 90. Minute zu.
Der Aufsteiger feierte also eine geglückte Bundesliga-Rückkehr. Und die Freude war groß. „Es war sehr emotional, dass wir uns zum Schluss den Sieg holen. Wir haben es uns erarbeitet. Es spricht für die Mannschaft, dass wir bis zum Ende dran glauben. Das gibt uns sicher einen Push und schweißt zusammen“, befand Torschütze Bülter, der einer von sechs Neuzugängen in der Kölner Startelf war. Es sei „ein super Gefühl, mit drei Punkten nach Hause zu kommen“, sagte Torhüter Marvin Schwäbe, der dank der Defensivarbeit seiner Vorderleute nicht viel zu tun hatte. „Es ist natürlich schön, den Sieg nehmen wir gerne mit“, sagte Linksverteidiger Tom Krauß: „Wir freuen uns alle sehr. Es ist erst der erste Spieltag, aber so zu starten in die Bundesliga-Saison – besser geht es nicht.“
Kwasniok wusste aber auch, dass noch wahrlich nicht alles Gold war, was da beim Blick auf das Ergebnis auf der Videowand glänzte. Zwar fügte der FC den Mainzern die erste Niederlage nach zuvor 13 ungeschlagenen Heimspielen zu, doch spielerisch und insbesondere bei seinen Offensivbemühungen müssen sich die Kölner verbessern. Das Potenzial im runderneuerten, deutlich breiteren Kader könnte dafür vorhanden sein. Seine Mannschaft sei „der etwas glückliche, aber nicht unverdiente Sieger“, befand Kwasniok. Die gezeigte Intensität und Bereitschaft seien „die einzige Chance, um in der Bundesliga zu überleben. Mainz hat schon gezeigt, dass sie einen Schritt weiter sind. Da musst du dich schon in alles reinwerfen, um gegen so einen Gegner klarzukommen.“
Das tat der FC, der sich nach einer schwächeren ersten Halbzeit und Problemen in der Zweikampfführung im wahrsten Sinne dann in die Partie reinkämpfte und die Duelle gegen den Mann nach der Pause deutlich aggressiver führte.
1. FC Köln: Keine strukturellen Verletzungen bei Ache und Maina
Doch die Gäste schienen den Sieg erst teuer bezahlt zu haben. Der eingewechselte Ragnar Ache krümmte sich nach einem Foul von Phillipp Mwene in der Nachspielzeit vor Schmerzen auf dem Boden und fasste sich ans rechte Knie. Ache konnte nur gestützt den Platz verlassen, ein langer Ausfall des Torjägers war anfangs befürchtet worden. „Der tritt ihm einfach das Knie weg“, schimpfte Kwasniok und ging mit dem Videoassistenten hart ins Gericht: „Was ich inakzeptabel finde, ist, dass der VAR da nicht eingreift. Das kann ich nicht verstehen. Für mich ist das Rot.“ Doch am Montag konnte der FC bei Ache und auch bei Linton Maina, der sich im Training das Knie verdreht hatte und deshalb in Mainz fehlte, Entwarnung geben. Beide haben sich keine strukturellen Verletzungen zugezogen. „Sowohl bei Ragnar Ache als auch bei Linton Maina sieht es den Umständen entsprechend gut aus, es wird keine weitere Diagnostik geben“, teilte der Klub mit.
Stürmer Ache dürfte aufgrund einer Fleischwunde allerdings ein paar Tage mit dem Training aussetzen und möglicherweise auch fraglich sein für das erste Heimspiel am kommenden Sonntag (19.30 Uhr) gegen den SC Freiburg, das für Kwasniok sogleich seine Kölner Heimpremiere ist. Und dann wird der Coach ziemlich sicher in seinem neuen Lieblingsdress, dem schwarzen Ausweichtrikot, an der Seitenlinie stehen. Oder vielmehr herumtigern und seine Mannschaft antreiben, denn ohne Einsatz und Emotionen geht es beim Kölner Trainer nicht.