Kölns Ausnahmetalent Said El Mala kehrt im Derby zum Ex-Klub Gladbach zurück: Das sagen die Eltern über das Spiel und den Hype um ihren Sohn.
„Kneift uns mal“Said El Malas Eltern über das Derby und den Hype beim 1. FC Köln

Familienalbum: Said El Mala als Jugendspieler mit Maskottchen „Jünter“ am Borussia-Park. Der FC-Profi spielte von der U12 bis zur U15 für Gladbach.
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Im Hause El Mala überschlagen sich gerade die Ereignisse. Man muss sich das einmal vorstellen: Noch am 11. Mai lief Said El Mala für Viktoria Köln im Drittliga-Spiel vor 2897 Zuschauern im Sportpark Höhenberg gegen Hannover 96 II auf, in der Woche darauf vor 3287 in Sandhausen – und traf jeweils beim 2:0- und 4:0-Sieg.
Jetzt, am Donnerstag, wurde der 19-Jährige erstmals von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Nationalmannschaft nominiert, deren Spiele zuletzt im Schnitt rund acht Millionen vor die Bildschirme lockten. Und am Samstag tritt der Offensivspieler mit dem 1. FC Köln im brisanten Derby vor 54.042 Zuschauern bei seinem früheren Verein Borussia Mönchengladbach an.
Den kometenhaften Aufstieg muss nicht nur El Mala selbst, der sich aufgrund seiner unbekümmerten Art vielleicht gar nicht so einen großen Kopf macht, realisieren und mit ihm umgehen. Auch für Familie und Freunde sind die Entwicklungen totales Neuland. „Ja, die Ereignisse überschlagen sich gerade, man kommt kaum hinterher. Wir sind sehr stolz und glücklich. Die Nominierung hat sich Said verdient, sein großer Traum wird wahr. Doch in manchen Momenten denken wir in der Familie dann schon: Kneift uns mal“, sagt Mutter Sabrina El Mala dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
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Die Ereignisse überschlagen sich gerade, man kommt kaum hinterher. Wir sind sehr stolz und glücklich. Manchmal denken wir in der Familie: Kneift uns mal!
Sabrina und ihrem Mann Mohamed ist es wichtig zu betonen, wie eng dabei der Austausch der Familie mit dem Verein ist. Und auch für ihren Sohn war es eine Selbstverständlichkeit, nach dem Telefonat mit Bundestrainer Julian Nagelsmann als erstes auch FC-Sportdirektor Thomas Kessler zu informieren. Natürlich freut es auch den Bundesliga-Aufsteiger ungemein, dass er nach einigen Jahren und der Ära von Jonas Hector mal wieder einen deutschen Nationalspieler in seinen Reihen hat, der die positive Entwicklung des Klubs dokumentiert.

Trophäensammler: Said (r.) und Malek El Mala in der Jugend bei Borussia Mönchengladbach
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Doch auf den jungen Spieler und seine Familie prasselt derzeit viel ein. Die Familie weiß allerdings ihre Söhne Said und den ein Jahr älteren Malek, der beim FC in der U21 spielt, bei einem Berater aus dem Rheinland, der die beiden seit Jahren betreut, in guten Händen. Gemeinsam ging man durch schlechte und seit geraumer Zeit gute Zeiten. „Den Hype nehmen wir wahr, bleiben dabei aber ganz ruhig und meistern den Alltag wie gewohnt. Wir sind sehr, sehr stolz auf beide. Wir haben sie so erzogen, wie sie heute sind – bodenständig, zielstrebig, sympathisch, herzlich und loyal“, sagt Vater Mohamed El Mala.
Den Hype nehmen wir wahr, bleiben dabei aber ganz ruhig und meistern den Alltag wie gewohnt. Wir haben sie so erzogen, wie sie heute sind – bodenständig, zielstrebig, sympathisch, herzlich und loyal.
Die Eltern leben in Krefeld. Mutter Sabrina ist im Büromanagement tätig, Vater Mohamed arbeitet als Handwerker. Wie in den Jahren zuvor unterstützen die Eltern ihre Söhne, wo sie nur können. „Die Beiden haben sich gegenseitig, wohnen zusammen in Köln in einer WG. Sie gehen durch dick und dünn. Und wir als Eltern haben niemals aufgehört, an sie zu glauben. Unser Motto lautet: Immer weiter, nicht aufgeben und an sich glauben“, sagt Sabrina El Mala.
Am Samstag nun geht es für Sohn Said erstmals als Profi zu dem Verein zurück, für den er von der U12 bis U15 gespielt hat, Malek sogar noch ein Jahr länger bis zur U16. Ist aber auch der Klub, der Said 2021 aussortiert hat, vor allem, weil Borussias Verantwortliche dem Talent körperlich nicht die nächsten Schritte zutrauten. Was der Nationalspieler in spe kürzlich bei „Radio Köln“ wie folgt Revue passieren ließ: „Es war nicht so leicht, das zu verarbeiten. Von Null auf Hundert einfach raus. Da fragst du dich als 14-Jähriger: Was habe ich falsch gemacht?“
Wohl gar nichts, das ist die Antwort. Sein Cheftrainer beim FC, Lukas Kwasniok, wird sein vielleicht bestes Pferd im Stall im Duell bei den Fohlen fast sicher von Beginn an galoppieren lassen, das ließ der Coach am Freitag durchblicken. Und dies trotz eines Schreckmoments am Mittwoch im Training, als der 19-Jährige einen Schlag auf das linke Sprunggelenk abbekommen und Schmerzen hatte. Es sei „keine Amputation“ notwendig gewesen, sagte Kwasniok süffisant.
Und wichtiger: „Wenn ich ihn wenig spielen lassen würde, würde ich ihn hindern, noch besser zu werden. Und dann kann man sich ausrechnen, wie hoch seine Chancen sind, im Derby von Beginn an zu spielen“, sagte der Trainer, der sich nach der DFB-Einladung einfach nur für seinen jungen Spieler gefreut hat: „Jetzt wird philosophiert, ob es zu früh ist. Der Junge hat geliefert, Julian Nagelsmann hat Bock auf einen Spezialisten.“ Kwasniok glaubt auch nicht, dass El Mala im Derby überdrehen und übermotiviert sein könnte. Die persönliche Geschichte „spielt gar nicht rein, in keinster Form“, befand Kwasniok.

Malek El Mala lief von der U12 bis U16 für Borussia auf und sammelte Pokale.
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Dazu passt: Weder Said El Mala noch seine Familie hegen einen Groll auf Borussia, selbst wenn die Zeit dort auch aufgrund der Corona-Pandemie nicht immer leicht gewesen sei und man seit geraumer Zeit keinen Kontakt mehr zum VfL habe. „Insgesamt war es eine sehr schöne Zeit. Die Jungs haben viel dazugelernt und auch einiges von der Welt gesehen – sei es in Amerika, London oder an vielen anderen Orten“, erinnert sich Mohamed El Mala, der die Adresse des Borussia-Parks immer noch in seinem Auto-Navi abgespeichert hat.

Gereift: In dieser Saison sorgt Said El Mala für den 1. FC Köln in der Bundesliga für Furore und wurde jetzt erstmals zur Nationalmannschaft eingeladen.
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Mit dem Anpfiff um 18.30 Uhr fiebern die Eltern, Bruder Malek und die 13-jährige Schwester dann vor Ort auf der Tribüne mit. Dass es kein ganz normales Spiel ist, stellen Sabrina und Mohamed El Mala nicht in Abrede: „Für uns als Eltern ist es schon etwas Besonderes, an den Ort zurückzukehren, an dem die Jungs und wir fünf Jahre unseres Lebens verbracht haben. Wir fahren mit einem positiven Gefühl und ohne negative Gedanken nach Mönchengladbach.“ Und womöglich mit drei weiteren Punkten für den FC nach einem neuerlichen begeisternden Auftritt ihres Sohnes nach Hause zurück.

