Kölns Kapitän Timo Hübers will sich zum Vorfall um Tim Lemperle nicht äußern. Der verletzte Stürmer trainiert am Mittwoch individuell.
Trotz des Lemperle-EklatsFC-Kapitän Hübers geht mit Vorfreude und Zuversicht ins Saisonfinale

FC-Kapitän Timo Hübers (l.), Angreifer Tim Lemperle
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Nicht nur das Fan-, sondern auch das mediale Interesse am 1. FC Köln war am Mittwoch enorm. Neben vielen Trainings-Kiebitzen hatten sich auch zahlreiche Medienvertreter im Franz-Kremer-Stadion eingefunden. Und auch der langjährige FC-Kapitän Jonas Hector war am Geißbockheim zugegen, der Ex-Nationalspieler nahm einen Live-Podcast auf und sprach nebenbei mit früheren Teamkollegen. Mit jedem Tag weniger bis zum Anstoß steigt die Anspannung: Denn am letzten Zweitliga-Spieltag geht es für den FC im Duell am Sonntag (15.30 Uhr) mit dem 1. FC Kaiserslautern im Kampf um Aufstieg schließlich um alles.
Zudem gibt es seit Sonntagabend beziehungsweise Montagmorgen in Köln ein gewaltiges Thema, auf das alle FC-Protagonisten liebend gerne verzichtet hätten: Der Skandal um Tim Lemperle, der am Sonntag unter erheblichem Alkoholeinfluss auf einer Daydrinking-Party auf dem Eventschiff „Rhein Roxy“ am Rodenkirchener Rheinufer mit mehreren Gästen aufgrund seines Verhaltens im Aufstiegsendspurt in Streit geraten und anschließend von einem FC-Fan im Gesicht verletzt worden war, schlägt weiterhin hohe Wellen.
Es ist ein Vorfall, der unmittelbar vor dem wichtigsten Saisonspiel zur Unzeit kommt. Der für gewöhnlich nicht auf den Mund gefallene FC-Verteidiger Timo Hübers dürfte am Mittwoch beim Gang in die Öffentlichkeit mit entsprechenden Nachfragen gerechnet haben. Zumal der 28-Jährige der Kapitän seiner Mannschaft ist.
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Doch diesmal blockte Hübers jegliche Nachfragen ab. „Ich sage heute nichts zu Tim Lemperle. Wir können aufsteigen am letzten Spieltag. Also tut mir den Gefallen und stellt mir Fragen zum Sport.“ Auch auf die Frage, ob die Vorkommnisse die Vorbereitung auf das finale Spiel störten, wollte der Abwehrspieler nicht eingehen.
Im März war dies noch etwas anders gewesen. Damals hatte sich Hübers nach einer Party-Tour von drei Teamkollegen, die entgegen der Absprache an Weiberfastnacht feiern waren, noch kritisch geäußert. Man habe mit dem Trio „offen und ehrlich“ über die Situation gesprochen, die Spieler hätten sich entschuldigt. Und Hübers forderte im Anschluss, dass so etwas nie wieder vorkommen dürfe. Was allerdings überhaupt nicht geklappt hat. Doch Hübers wollte den Vorfall zumindest aus seiner Sicht nicht unnötig weiter anheizen. Alles ist der Partie am Sonntag untergeordnet, in der der FC einen Punkt benötigt, um sicher aufzusteigen. Doch sollten die Kölner verlieren, ist im Fall von Siegen der Kontrahenten aus Elversberg (bei Schalke 04) und Paderborn (in Magdeburg) sogar noch der Absturz auf Platz vier möglich.
1. FC Köln: Tim Lemperle kann individuell leicht trainieren
Auch Lemperles Seite, also weder der Spieler noch dessen Management von der Agentur Rogon, wollten sich bisher auf Anfrage dieser Zeitung zu dem Vorfall äußern. Die Behörden ermitteln weiter, Strafanzeigen sind bisher nicht eingegangen. Der Torjäger (zehn Saisontreffer, sechs Torvorlagen), der sich neben einem Nasenbeinbruch auch eine noch eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen hat, konnte am Mittwoch trotz seiner Verletzung individuell leicht trainieren. Der 23-Jährige hatte bereits am Dienstag einen HNO-Arzt konsultiert und wird sich auch am Donnerstag erneut einer Untersuchung unterziehen. Unabhängig von dem Vorfall am Sonntag schleppt sich Lemperle mit Knie-Problemen herum, unmittelbar vor dem 2:1-Sieg am Freitag in Nürnberg war der Angreifer, der in der kommenden Saison ablösefrei zur TSG Hoffenheim wechselt, fitgespritzt worden. Mit Erfolg, denn in Nürnberg bereitete Lemperle die beiden Tore von Florian Kainz vor.
Trainer-Altmeister Friedhelm Funkel war nach dem Eklat bemüht, die Wogen etwas zu glätten. Und versprach gegenüber dieser Zeitung: „Der Vorfall wird keinen Einfluss auf unser Spiel am Sonntag gegen Kaiserslautern haben. Die Stimmung in der Mannschaft ist weiterhin intakt und sehr gut, das war auch in den ersten beiden Einheiten in dieser Woche zu spüren. Ich gehe fest davon aus, dass uns am Sonntag der Aufstieg gelingen wird. Ich habe die Mannschaft als eine echte Einheit wahrgenommen, die Tim jetzt auch nicht verurteilt. Tim wiederum weiß, dass er am Sonntag einen Fehler gemacht hat, der ihm so hätte nicht passieren dürfen. Über eine mögliche Bestrafung von Vereinsseite haben wir noch nicht entschieden.“
Der Coach hat sogar die Hoffnung auf ein Mitwirken von Lemperle noch nicht ganz aufgegeben: „Wir wünschen uns erst einmal, dass Tim schnell wieder gesund wird. Und dann müssen wir gucken, ob er überhaupt einsatzfähig ist. Sollte dies der Fall sein, fällt es in meine Befugnis darüber zu entscheiden, ob er dann auch spielt.“ In der Startelf wird Damion Downs erwartet. Das ließ Funkel bereits durchblicken: „Damion ist ein sehr wichtiger Spieler für die Mannschaft, der bereits viele Tore in dieser Saison für den FC erzielt hat. Er genießt ebenfalls mein absolutes Vertrauen.“
Ich gehe mit einem guten Gefühl und optimistisch in das Spiel. Wir wollen nicht nur den Fans etwas zurückgeben, sondern uns auch
Trotz vieler unbefriedigender Leistungen in den vergangenen Wochen, die am Ende zu den Trennungen von Sport-Geschäftsführer Christian Keller und Trainer Gerhard Struber führten, geht Kapitän Hübers mit „großer Vorfreude“ ins letzte Spiel. „Mit einem Blick in den Rückspiegel hätte sich vor einem halben Jahr jeder so ein Saisonfinale gewünscht. Ich gehe mit einem guten Gefühl und optimistisch in das Spiel. Wir wollen nicht nur den Fans etwas zurückgeben, sondern uns auch. Wir wollen uns selbst beweisen, dass wir zu den zwei besten Mannschaften in dieser Liga gehören. Dann wollen wir nächste Saison hoffentlich wieder da spielen, wo sich der ganze Verein und das Umfeld sieht. Es war kein schönes Abstiegsjahr. Dann haben viele gesagt, dass sie hierbleiben. Wenn dann am Ende der Aufstieg bei rumspringen sollte, können wir uns alle einmal dick anlächeln“, befand der Kapitän. Hübers attestierte der Mannschaft einen „guten Mix aus Angespanntheit, aber auch der nötigen Lockerheit“.
Zu der trage auch Funkel mit seiner immensen Erfahrung und Herangehensweise bei. Der Trainer, so Hübers, habe solche Situationen halt schon mehrfach erlebt. „Ich nehme ihn sehr optimistisch war, er bestärkt uns in den Sachen, die wir gut können. Gleichzeitig spricht er die Dinge an, die vielleicht nicht so gut waren. Er strahlt eine Zuversicht aus, hat den Tick Gelassenheit, den es in dieser Situation braucht. In Nürnberg hat man schon gesehen, dass es sich auf die Spieler übertragen hat. Jetzt gilt es, das nochmal zu wiederholen.“