Im Aufstiegsfinale gegen Kaiserslautern könnte der Angreifer trotz seiner jüngsten Eskapaden zum Einsatz kommen
Vor Saisonfinale gegen KaiserslauternFunkel begnadigt Lemperle

Tim Lemperle mit Maske am Freitag auf dem Weg zum Trainingsplatz neben seinen Mannschaftskollegen
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Diesmal ließ sich Tim Lemperle nicht im Kleinbus zum Trainingsplatz chauffieren, versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit. Doch auch am Freitagmittag verbarg der Angreifer des 1. FC Köln sein lädiertes Gesicht. Als der 23-Jährige zum ersten Teamtraining seit seiner eskalierten Partynacht erschien, trug er zunächst Kappe und Mundschutz und sah dabei ein wenig aus, als sei die Pandemie zurück. Den Weg zum Trainingsplatz absolvierte er dann bereits mit einer Maske aus Kohlefaser, die ihn im Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am Sonntag (15.30 Uhr, Sky) schützen soll.
Denn, ja: Lemperle soll tatsächlich spielen. Folgen für die Partie am Sonntag wird seine grundsätzlich so folgenreiche Auszeit auf dem „Rhein Roxy“ nicht mehr haben. „Tim konnte erstmals mit der Mannschaft trainieren, hatte leichte Probleme am Knie“, berichtete FC-Trainer Friedhelm Funkel am Freitagnachmittag. Über all die Aufregung war das Knie beinahe in Vergessenheit geraten. Schon beim 2:1 in Nürnberg hatte Lemperle mit Schmerzen und vergleichsweise lausig gespielt, ehe er in der zweiten Halbzeit beide Tore zum Kölner Sieg aufgelegt hatte. Was wiederum ein Ausweis seiner Qualität gewesen war. Starke Stürmer sind eben auch an schwachen Tagen effektiv.
Dass Lemperles Einsatz im Saisonfinale vom Zustand seines Knies abhängen würde, hätte man zu Beginn der Woche nicht gedacht. Die Gesichtsverletzungen scheinen den Profi jedoch nicht entscheidend zu bremsen. Ebenso wenig schließt Funkel wegen der problematischen Umstände, unter denen sich Lemperle die Verletzungen zugezogen hat, einen Einsatz des Spielers aus.
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Er habe im Verlauf der Woche mit dem Mannschaftsrat gesprochen. Er sehe „viele Dinge aus der Körpersprache und dem Umgang miteinander“, erklärte Funkel, daher habe er gleich das Gefühl gehabt, Lemperle sei weiter Teil der Gruppe, kein Ausgestoßener: „Die haben gesagt, was ich hier wiedergebe: Dass sie es nicht in Ordnung fanden, irgendwann aber ein Schlussstrich gezogen werden muss“, referierte der Trainer. Daher sei es für ihn an der Zeit, den Vorfall abzuhaken und sich wichtigeren Dingen zu widmen. „Timmi ist genug bestraft worden, auch körperlich.“
Er habe bereits am Montagmorgen mit Lemperle telefoniert, Donnerstag am Rande des Trainings in der Kabine mit dem Spieler gesprochen. „Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat. Er hat viel Reue gezeigt. Es ist moralisch überhaupt kein Problem, Tim Spielzeit gegeben“, erklärt Funkel: „Die mannschaftliche Geschlossenheit hat darunter überhaupt nicht gelitten. Auf die Leistung am Sonntag hat dieser nicht-schöne Vorfall keinen Einfluss.“ Mannschaft und Trainerstab seien einer Meinung, weitere Klub-Instanzen habe er nicht einbezogen, muss er auch nicht: „Die sportlichen Entscheidungen treffe ich.“
Mich interessiert die Situation hinter uns nicht. Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition. Wir spielen zu Hause und wollen gewinnen. Wer am Ende Dritter, Vierter, Fünfter oder Sechster wird, ist mir relativ wurscht
Am Samstagnachmittag werden die Kölner noch einmal trainieren, anschließend ziehen sie für eine Nacht ins Hotel, „damit wir uns ganz ruhig und ohne Nebengeräusche auf das Spiel vorbereiten können. Wir wollen uns diese Chance im eigenen Stadion nicht nehmen lassen“, beschreibt Funkel.
Einen Punkt braucht seine Mannschaft noch, um sicher aufzusteigen. Je nach Verlauf des Spieltags könnte Köln sogar mit einer Heimniederlage aufsteigen, was recht gut ins Gesamtbild dieser durchwachsenen Saison passen würde. Doch für Funkel zählt nur der Sieg. „Keine Mannschaft hat mehr Spiele als wir gewonnen, als der 1. FC Köln. Und wir wollen auch das 18. Spiel gewinnen. Wenn wir das umsetzen können, steigen wir auf.“

Friedhelm Funkel will am Sonntag zum siebten Mal in die Bundesliga aufsteigen.
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Man habe noch keine Überlegungen angestellt, wie mit den Ergebnissen von den anderen Plätzen umzugehen sei. Sollten Elversberg (bei Schalke 04) und der SC Paderborn (in Karlsruhe) früh führen, bedeutete das für die Gäste aus Kaiserslautern, dass die Chance auf die Relegation in weite Ferne geriete. Gleichzeitig setzten Führungen der direkten Konkurrenz auch den FC unter Druck. Ausgeschlossen ist immerhin, dass Köln am Ende trauert, während Kaiserslautern feiert: Der Erfolg der Kölner Konkurrenz würde die Lauterer Chancen beerdigen.
Funkel weiß, dass sich die Spielstände von den anderen Plätzen ohnehin beinahe in Echtzeit im Stadion verbreiten. Dennoch denkt er darüber nach, seinen Stab anzuweisen, ihm nichts zu sagen. Er wolle sich vollständig auf das eigene Spiel konzentrieren. „Mich interessiert die Situation hinter uns nicht. Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition. Wir spielen zu Hause und wollen gewinnen. Wer am Ende Dritter, Vierter, Fünfter oder Sechster wird, ist mir relativ wurscht“, sagt er, und überhaupt: „Ich bin davon überzeugt, dass wir keine Schützenhilfe brauchen.“
Der 71-Jährige strahlte am Freitag große Zuversicht aus. Er habe ohnehin schon schwierigere Situationen erlebt, berichtete er. Die Mannschaft habe ihn gleich überzeugt, „richtig gut“ sei die, „und wenn die vom Kopf her gelöst ist, ist sie auch in der Lage, gute bis sehr gute Spiele abzuliefern. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft das am Sonntag im eigenen Stadion machen wird.“
Auch unter dem Druck der letzten Partie. „Die Mannschaft hat unter Druck in der Tat das eine oder andere Spiel nicht so stark absolviert und auch nicht gewonnen. Aber in Nürnberg, genau zur richtigen Zeit, hat sie gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann“, sagte Funkel. „Wir haben einen positiven Druck, wir können aufsteigen. Die Spieler können am Sonntag ab 15.30 Uhr darüber nachdenken, dass sie liefern müssen. Bis dahin müssen wir einen Mix aus Anspannung, Konzentration und Lockerheit aufbauen. Und ich glaube, dass ich das schaffen werde.“
Zweitliga-Meisterschale am Sonntag in Köln, nicht in Fürth
Der Rahmen wäre jedenfalls bereitet. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) teilte am Freitagnachmittag mit, dass die Schale für den Gewinner der Zweitliga-Meisterschaft am Sonntag im Kölner Stadion sein wird. Der bereits als Aufsteiger feststehende HSV liegt zwar einen Punkt vor Köln an der Tabellenspitze. Allerdings kann die SpVgg Greuther Fürth am letzten Spieltag noch auf den Relegationsrang zurückfallen. In diesem Fall glaubt man in der DFL-Zentrale, die Stimmung im Fürther Stadion könnte zu erhitzt sein, um eine Schalenzeremonie für die Gäste durchzuführen. Stattdessen würde DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel die Trophäe am Montag in Hamburg überreichen. In Köln stünde sein Kollege Marc Lenz bereit.
1. FC Köln: Schwäbe – Gazibegovic, Hübers, Heintz, Pacarada – Martel, Huseinbasic – Thielmann, Waldschmidt, Kainz – Downs; Kaiserslautern: Krahl – Elvedi, Sirch, Heuer – J. Zimmer, Kaloc, Ritter, Ronstadt – Yokota – Hanslik, Ache; Schiedsrichter: Storks (Velen).