Traum von Europa lebt„Wollen 61 Punkte holen“ – FC könnte Bestmarke knacken

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Kölns Luca Kilian (l.) und Mark Uth haben nach dem 1:1 gegen den BVB gut lachen.

Köln – Es ist bekannt, dass Dortmunds Trainer Marco Rose mit Kölns Coach Steffen Baumgart befreundet ist. Und zwar seit 2015, als beide gemeinsam den Lehrgang zum Lizenztrainer in der Sportschule Hennef erfolgreich abschlossen. Doch diese Verbindung und die gegenseitige Wertschätzung vernebeln Rose auch nicht die Sinne, seine Spielanalyse wird deshalb nicht anders ausfallen.

Nach dem 1:1 am Sonntag muss den Kölnern wie Öl runtergegangen sein, was Rose da von sich gab. „Ab Minute 15 war da nur noch der 1. FC Köln. Da haben wir eine Menge Probleme bekommen“, beschrieb Rose die erste Halbzeit und stellte dem Gegner insgesamt ein sehr gutes Zeugnis aus: „Wir haben einen starken 1. FC Köln gesehen, mit einer hohen Intensität und einer sehr guten Spielanlage.“

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Man muss weit in die Annalen des Klubs zurückgehen, um derart lobende Worte eines Trainers einer Bundesliga-Spitzenmannschaft über den 1. FC Köln zu finden. Rose trainiert den Tabellenzweiten, der beim Fast-Absteiger der vergangenen beiden Jahre über weite Phasen der Partie in Schwierigkeiten war.

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Und das, obwohl der FC viele Ausfälle zu beklagen hatte. Sieben Spieler standen Baumgart nicht zur Verfügung, nach zehn Minuten musste auch noch Rechtsverteidiger Benno Schmitz passen. In Unterzahl kassierten die Gastgeber den frühen Rückstand, doch das drohende Unheil wandte dieser FC eben ab. Mehr noch: Köln diktierte von Mitte der ersten Halbzeit an das Geschehen, hatte mehr Ballbesitz und mehr Torabschlüsse. Nach personellen und taktischen Umstellungen bekam der Favorit aus Dortmund im zweiten Durchgang sein Spiel zwar wieder in den Griff, doch am Ende stand ein leistungsgerechtes Unentschieden.

„40 Punkte außergewöhnlich"

Der 1. FC Köln hatte mit dem Remis seinen 40. Zähler eingefahren und ist Tabellensiebter. „Es ist außergewöhnlich, dass wir heute hier stehen und 40 Punkte haben. Wir hatten einen schwierigen März mit drei echten Kalibern vor der Brust. Wir sind sehr, sehr glücklich“, sagte Lizenzspielleiter Thomas Kessler am Montag und bezog sich auf die Partien gegen Hoffenheim, in Leverkusen und gegen Dortmund. In diesen holte der FC immerhin vier Zähler.

Restprogramm erscheint machbar

Sieben Punktspiele hat das Baumgart-Team noch zu bestreiten. Das Primärziel, der Klassenerhalt, ist bereits unter Dach und Fach. Was ist jetzt noch möglich? Blickt man auf das Restprogramm (bei Union, gegen Mainz, in Gladbach, gegen Bielefeld, in Augsburg, gegen Wolfsburg, in Stuttgart), warten nur noch schlechter platzierte Mannschaften auf den FC. Der Traum von Europa lebt also.

Ob die Qualifikation für die Europa League oder Conference League, für die am Ende womöglich Platz sieben reichen könnte, aber auch gelingt, ist nicht absehbar. Zu eng ist das Rennen um Europa, die formstarken Frankfurter sind nur zwei Punkte zurück, der nächste Gegner Union ebenfalls. Auch Mainz mischt mit 37 Punkten mit. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen und 61 Punkte holen“, sagte Kessler halb im Ernst, halb im Spaß.

Ein Ziel, das auf jeden Fall möglich erscheint, ist eine Punktebestmarke seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel zur Saison 1995/96. Die bisherige datiert aus der Spielzeit 2016/17, der erfolgreichsten der jüngeren Vereinsgeschichte. Am Ende stand der FC unter Trainer Peter Stöger mit 49 Punkten auf dem fünften Platz und konnte sich erstmals seit einem Vierteljahrhundert für die Europa League qualifizieren. Nach dem 27. Spieltag  und einem 1:0-Sieg über Frankfurt hatte der FC ebenfalls 40 Punkte und war sogar Fünfter. Danach folgten allerdings eine 2:3-Niederlage gegen Gladbach, ein 1:2 in Augsburg, ein 1:1 gegen Hoffenheim und ein 0:0 in Dortmund. Dank eines starken Endspurts ging es für den FC doch noch nach Europa.

Noch sind das alles Rechenspiele. Die Spieler heben vorerst anderes hervor. „Es macht riesigen Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen. Mittlerweile fährt keiner mehr hier hin und freut sich drauf“, sagte Rückkehrer Mark Uth. Und der neue Stammtorhüter Marvin Schwäbe befand: „Die Kurve geht nach oben, wir haben uns super entwickelt.“ Dass die Brust bei vielen Kölnern in dieser Saison breiter geworden ist, bewies auch der kleine Seitenhieb von Verteidiger Luca Kilian, der in Dortmund geboren und beim BVB ausgebildet wurde, in Richtung von Borussias Superstar Erling Haaland. Der hatte bereits während des Spiels mehrfach genervt abgewunken: „Als Team haben wir ihn gut verteidigt. Deshalb ist das schön, ihn so beleidigt auf der Bank sitzen zu sehen.“

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