Bayer-04-KriseLeverkusens Trainer Peter Bosz helfen nur noch Ergebnisse

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Bosz Stuttgart

Trainer Peter Bosz bei der Pokal-Pleite in Essen.

Leverkusen – Zum ersten Mal in seiner Zeit bei Bayer 04 Leverkusen steht Peter Bosz vor einem Bundesliga-Spiel unter dem Druck, ein Ergebnis liefern zu müssen, damit seine gesamte Arbeit nicht infrage gestellt wird. Nach dem hochnotpeinlichen Ausscheiden im DFB-Pokal beim Viertligisten Rot-Weiß Essen trotz einer 1:0-Führung in der Verlängerung ist die Stimmung im Werksklub angespannt.

Die Klubführung verlangt Resultate, die Fans verleihen ihrer Unzufriedenheit in den sozialen Medien massiv Ausdruck. Vier Tage nach dem Schlamm-Debakel an der Hafenstraße taucht der VfB Stuttgart in der BayArena auf (Samstag, 15.30 Uhr) und will den auf Platz fünf abgerutschten Bundesliga-Tabellenführer des Dezembers ärgern. Bayer-04-Klubchef Fernando Carro, der vom Trainer die Qualifikation für die Champions League, also am Ende einen Platz unter den ersten Vier der Tabelle verlangt, hat keine Lust auf Ausreden und sagt: „Jeder Trainer muss Ergebnisse liefern, das ist ganz normal.“

Erst Recht gilt das, wenn die Ergebnisse über lange Zeit nicht gestimmt haben. Sechs der vergangenen sieben Bundesliga-Spiele hat die Werkself nicht gewonnen, fünf davon sogar verloren. Ohne den 2:1-Sieg über Borussia Dortmund wäre die Dramatik der Entwicklung noch stärker zu spüren. Und die Analyse des Trainers stünde auf noch brüchigerem Gerüst. Peter Bosz glaubt nach wie vor, dass vor allem die Chancenverwertung das Problem seiner Mannschaft sei. 24 ungenutzte Torgelegenheiten haben seines Analysten bei der Pokal-Blamage in Essen gezählt. Woher diese Häufung kommt, sei manchmal nicht erklärbar. „Aber es wird nicht für immer sein, dass wir nur noch den Pfosten oder Torwart treffen. Irgendwann geht auch wieder einer rein“, sagt der Niederländer.

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Vier Tage sind ihm geblieben, um seine körperlich und seelisch angegriffene Mannschaft wieder aufzurichten. Peter Bosz gehört nicht zu den Trainern, die von ihrer Verantwortung ablenken, indem sie ihre Spieler als unfähig beschimpfen. Er weiß, dass sein Publikum gern markige Worte hören würde. Aber er liefert sie nicht, denn er weiß auch, dass alles am nächsten Ergebnis hängt. Also preist er den Wert harter Arbeit und den rationalen Umgang mit Misserfolg. „Ich gebe der Mannschaft, was sie braucht“, sagt Bosz, „wenn sie Druck braucht, bekommt sie Druck, wenn sie weniger Druck braucht, bekommt sie weniger Druck.“

Mitten in der Krise hat der Trainer drei Alternativen bekommen, die seinen Kader tiefer und flexibler machen. Timothy Fosu-Mensah, der von Manchester United kam, hat als Rechtsverteidiger bereits zwei ordentliche Startelfeinsätze hinter sich. Jeremy Frimpong, der den Glasgow Rangers abgekauft wurde, hat die letzten sechs Minuten des Pokal-Dramas von Essen auf dem Platz miterlebt. Flügelstürmer Demarai Gray, ehemals Leicester City, hat nach überstandener Quarantäne mittrainiert und könnte gegen Stuttgart sein Debüt geben. Rund 16 Millionen Euro hat Bayer 04 für dieses junge Trio ausgegeben. Fernando Carro hofft, dass diese Profis den Kader langfristig resistenter gegen Verletzungen und Mehrfachbelastungen machen. Peter Bosz aber muss kurzfristig denken: an das nächste Spiel.

Er kann sich auch nicht darauf verlassen, einen angeschlagenen Gegner anzutreffen, obwohl auch die Stuttgarter aus dem DFB-Pokal geflogen sind. Allerdings musste Borussia Mönchengladbach alles geben, um die spielstarken Schwaben am Mittwoch 2:1 zu besiegen. Deren Trainer Pellegrino Matarazzo hat es bislang geschafft, das von einem beispiellosen Machtkampf in der Klubzentrale bisher kaum erschütterte sportliche Konstrukt des Aufsteigers mit gutem Offensivfußball durch sichere Regionen der Tabelle zu navigieren. Er möchte allerdings mehr. Deshalb sagt er nach der Niederlage gegen Mönchengladbach: „Wir müssen mehr Killer werden.“ Der US-Amerikaner mit dem spektakulär italienisch klingenden Namen meint, dass sein Team nach Vorsprüngen konsequenter auf Sieg spielen müsse. Sein Kollege Bosz hält weniger martialisch dagegen: „Wir müssen die Antwort auf dem Platz geben.“ Etwas anderes bleibt ihm auch gar nicht übrig.

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