Anspruchsvoller Bayer-BossDie Sorgen des Fernando Carro

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Fernando Carro

Essen – Die Zahlen zum Leverkusener Versagen am Dienstagabend in Essen legen einen der Hauptgründe für das DFB-Pokal-Aus von Bayer 04 beim Regionalligisten sehr deutlich offen. 27 Mal schoss der Europapokal-Teilnehmer aufs Tor des Viertligisten. Nur achtmal versuchte es RWE bei Lukas Hradecky. Und dennoch gewann Essen 2:1 nach Verlängerung gegen Leverkusen und steht nun in der Runde der letzten Acht im Pokal – während die Werkself tief in die Krise rutscht. Die Saison droht Bayer 04 zu entgleiten. Eine Titel-Hoffnung ist geplatzt, die Ziele in Liga und Europapokal sind angesichts der aktuellen Leverkusener Form in großer Gefahr.

Das bereitet auch Geschäftsführer Fernando Carro Sorgen. Der ehrgeizige Spanier kann zwar nicht persönlich dafür sorgen, dass Moussa Diaby, Lucas Alario oder Patrik Schick die Bälle ins Tor schießen. Sehr wohl aber hat er die Macht, den Druck auf alle sportlich Verantwortlichen zu erhöhen. Das macht Carro, langjähriger Manager bei Bertelsmann, seit seinem Amtsantritt in Leverkusen 2018. Seine Forderung, in allen Wettbewerben um Titel mitzuspielen und diesen Anspruch auch vehement nach außen zu tragen, wiederholt Carro regelmäßig.

Samstag gegen Stuttgart

Im September, als Bayer 04 gerade die im Sommer verpassten Ziele betrauerte, sagte der Geschäftsführer dieser Zeitung: „Wir müssen besser werden wollen. Auf allen Ebenen.“ Anspruch und Realität würden auseinanderliegen. „Man hat zwei Möglichkeiten: Den Anspruch zu senken, damit er näher an die Realität heranrückt.  Oder man arbeitet daran, die Realität dem Anspruch anzugleichen. Und da habe ich eine klare Haltung: Den Anspruch werden wir nicht senken“, sagte Carro.

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Daran hält der 56-Jährige auch nach dem peinlichen Pokal-Aus in Essen fest. Für die Niederlage gebe es „keine Ausrede“, sagte Carro, die Enttäuschung sitze „sehr tief. Und zwar unabhängig davon, dass der FC Bayern schon raus war. Der Pokal ist ein Wettbewerb, in dem man mit sechs Siegen einen Titel gewinnen kann. Diese Sehnsucht gibt es in Leverkusen“, so Carro. „Und wenn man dann gegen einen Viertligisten auf diese Weise ausscheidet, ist die Enttäuschung extrem groß.“

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Nach zahlreichen vergebenen Großchancen – viermal wurden Pfosten oder Latte getroffen – hatte Leon Bailey in der 105. Minute für die vermeintliche Erlösung gesorgt. Doch Leverkusen hatte RWE nach der Führung zu schnell abgeschrieben. Der Außenseiter kämpfte sich auf katastrophalem Untergrund zurück und drehte die Partie nach Toren von Oguzhan Kefkir (108.) und Simon Engelmann (117.) zum Pokal-Wunder. „Rasen, Regen, Gegner, alles egal! Wir müssen das Ding gewinnen“, hatte Trainer Peter Bosz kritisiert.

Carro erwartet nun, dass Bayer 04 aus Bundesliga und Europa League „das Maximale“ herausholt. Jeder Spieler und jeder Mitarbeiter müsse diese Ansprüche teilen: „Die Ziele bleiben gleich, egal, ob wir momentan Erster oder Achter sind. Zusammen- und abgerechnet wird am Ende.“ Das gilt auch für die sportlich Verantwortlichen. Eine Diskussion um die Zukunft von Trainer Bosz hält Carro derzeit für „nicht angemessen“.

In der Bundesliga geht es für Bayer 04 am Samstag weiter. Aufsteiger VfB Stuttgart ist zu Gast in der Bay-Arena. Alles andere als drei Punkte würde die Lage in Leverkusen weiter verschärfen. Der Geschäftsführer fordert eine Siegesserie: „Ich nehme immer den Zwei-Punkte-Schnitt als Basis. Demnach müssten wir nach 19 Spieltagen 38 Punkte haben. Wir haben 32. Das ist zu wenig für unsere Ansprüche. Wir werden uns im weiteren Verlauf der Rückrunde nachhaltig steigern müssen.“

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