EuropapokalBayer 04 freut sich über Abschaffung der Auswärtstorregel

Lesezeit 3 Minuten
imago0001921206h

Die famose Champions-League-Saison 2001/02: Oliver Neuville (M.) nach seinem Ausgleichstreffer im Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester United. Bayer 04 kam dank der Auswärtstorregel weiter.

Leverkusen – Wie fast jeder Topklub hat auch Bayer 04 Leverkusen spektakuläre Erinnerungen an K.o.-Runden im Europapokal, in denen die Auswärtstore die Entscheidung über Ausscheiden oder Weiterkommen brachten. Und für ein Spannungsfeld zwischen Offensivbemühungen auf fremdem Platz und der panischen Angst vor Gegentoren im eigenen Stadion sorgten.

Besonders gerne wird man beim Werksklub ans Frühjahr 2002 zurückdenken, der international größten Zeit für Bayer 04. Im Halbfinal-Hinspiel der Champions League war die Mannschaft von Klaus Toppmöller zu einem 2:2 bei Manchester United gekommen. Der überragende Michael Ballack erzielte im Old Trafford eines der wichtigen Auswärtstore, Joker Oliver Neuville das zweite. So hatte sich Leverkusen gegen die mit Weltstars gespickte Mannschaft von Alex Ferguson eine „hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel“ erkämpft, wie es in der K.o.-Phase so schön hieß. Und tatsächlich: Eine Woche später gelang in der Bay-Arena durch ein weiteres Neuville-Tor ein 1:1 und Leverkusen stand bei einem Endstand nach 180 Minuten von 3:3 dank der mehr erzielten Auswärtstore sensationell im Finale.

Das könnte Sie auch interessieren:

Gut 20 Jahre später ist vieles anders. Toppmöller, Ferguson, Ballack und Neuville befinden sich längst im verdienten Ruhestand. Bayer 04 spielt eine Klasse tiefer in der Europa League, United ist gar nicht mehr im Europapokal vertreten. Und: Die Auswärtstorregel gibt es nicht mehr.

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

Seit der K.o.-Phase der aktuellen internationalen Wettbewerbe muss ein Team zwingend ein Tor mehr als der Gegner erzielt haben, um die nächste Runde zu erreichen. Bei Gleichstand geht es in die Verlängerung und gegebenenfalls ins Elfmeterschießen. Im Juni hatte das Uefa-Exekutivkomitee den Beschluss gefasst, die seit 1965 geltende Auswärtstorregel in K.o.-Spielen des Europapokals abzuschaffen. Bayer 04 muss sich vor dem  Achtelfinal-Hinspiel am Donnerstag bei Atalanta Bergamo (21 Uhr/RTL), Sechster der Serie A,  erstmals mit der Neuerung auseinandersetzen.

„Jetzt ist es egal, ob du 1:0 oder 2:1 gewinnst“

Nicht verändert hat sich die offensive Grundausrichtung von Bayer 04. Weshalb Trainer Gerardo Seoane mit der Entscheidung der Uefa auch gut leben kann. „Die Idee, den offensiven Fußball zu belohnen, ist aus meiner Sicht der richtige Weg“, sagte der Schweizer. „Es verändert natürlich etwas in der Spielvorbereitung. Vor allem für das Heimteam ist es eine zusätzliche Erleichterung. Jetzt ist es egal, ob du 1:0 oder 2:1 gewinnst. Da bist du gut beraten, nach dem 1:0 weiter nach vorne zu spielen. Ein Gegentor ist nicht mehr so schlimm.“ Von Nostalgie ist bei Seoane nicht viel zu spüren, obwohl es dank der Regel immer wieder zu spektakulären Europapokal-Abenden gekommen war. „Man denkt immer: Das, was man hatte, war gut. Aber wenn man sich mal erinnert – beim Rückpass zum Torwart kann man sich nicht mehr vorstellen, dass es mal anders war und der Torwart den Ball aufnehmen durfte“, sagte Seoane.

Simon Rolfes fordert „wache und clevere“ Werkself

Auch Sportdirektor Simon Rolfes befürwortet die Neuerung, wie er am Mittwochmorgen vor dem Abflug der Leverkusener Mannschaft nach Bergamo am Flughafen Köln-Bonn erklärte: „Was auffällt ist, dass mehr Tore in den bisherigen K.o.-Spielen gefallen sind. Es gibt dieses Abwarten offenbar nicht mehr, dieses Bollwerk. Natürlich hatte dieses ganze Rechnen auch immer einen Reiz, wenn ein Tor viel verändern konnte. Aber ich glaube, dass die Attraktivität der Spiele ohne die Regel zunimmt.“

Für das Hinspiel bei den offensivstarken Italiener, die nun keine Angst vor dem einst besonders schwerwiegenden Heim-Gegentor haben müssen, forderte Rolfes einen „wachen und cleveren“ Auftritt, man müsse von Beginn an körperlich dagegenhalten. „Das Weiterkommen ist klar unser Ziel“, sagte Rolfes – gerne dank vieler auf fremdem Platz erzielter Tore.

KStA abonnieren