Stillen sollte Teamwork sein

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Stillberaterin Dörte Freisburger (r.), hier im Gespräch mit Simons Mutter Karin Lorenzen, beantwortet die Fragen junger Eltern.

Stillberaterin Dörte Freisburger (r.), hier im Gespräch mit Simons Mutter Karin Lorenzen, beantwortet die Fragen junger Eltern.

Dörte Freisburger hilft, Probleme in der Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind zu lösen.

Bensberg - „Den Vätern tut es gut, hier zu sein“, sagt Dörte Freisburger. Die Stillberaterin weiß, dass das Großwerden der Kinder von den Eltern gern im Teamwork begleitet wird - weshalb viele Paare die Stillambulanz gemeinsam aufsuchen. Die Rolle der Männer habe sich verändert, so Freisburger. Sie machen sich Sorgen um die wunden Brustwarzen ihrer Frauen, sie wollen helfen. „Die Väter haben schon viel geschafft.“

Die Stillberatung befindet sich auf der Geburtsstation des Vinzenz-Pallotti-Hospitals (VPH) in Bensberg. Das VPH war 1997 als stillfreundliches Krankenhaus von der WHO / Unicef-Initiative zertifiziert worden. „Es war klar, dass hier ein erhöhter Bedarf für eine ambulante Stillberatung entstand“, erinnert sich Dörte Freisburger an die Anfangszeit.

In ihrem Beratungszimmer stehen ein Regal mit Fachliteratur, ein Schreibtisch mit Stuhl und zwischen zwei hellen Korbstühlen ein kleines Tischchen mit Keksen. Der kleine Raum fördere den engen Kontakt bei den sehr persönlichen Gesprächen. Diese nehmen in der Stillberatung viel Zeit in Anspruch. Obwohl das Telefon häufig klingelt, findet die 42-Jährige den Kontakt zu den Müttern und Vätern. Sie schaut aufmerksam beim Gespräch und konzentriert, wenn sie die Puzzleteile zusammenfügt. Es gebe die Angst, dass „die Frau als Mutter nicht ausreicht“, sagt Dörte Freisburger.

„Das Zusammenleben mit einem Kind ist eine neue Erfahrung. Das Lernen, Eltern zu sein und Freude daran zu haben, möchte ich hier vermitteln.“ Freisburger kennt die Probleme der Anfangszeit aus den vielen Gesprächen. Die Mutterrolle wolle erst geübt sein. „Die Frauen kommen her und wollen das Stillen aufgeben. Sie haben zu viel oder zu wenig Milch.“ Das sind neben wunden Brustwarzen die häufigsten Probleme. „Wir versuchen dann, gemeinsam einen Weg aus der Stillkrise zu finden.“

.„Wir brauchen den Austausch“, betont die Beraterin ernst. „In den 70er, 80er Jahren gab es einen Knick in der Stillbilanz. Das lag zum größten Teil daran, dass Mütter und Säuglinge direkt nach der Geburt getrennt waren.“ Sie blickt nachdenklich zur Seite. „Wir geben ihnen mit den stillfreundlichen Krankenhäusern die Kinder zurück.“ Stillen sollte wieder als etwas Natürliches empfunden werden. „Die Kinder gehen selbstbewusster aus einer Stillbeziehung, weil die Säuglinge von Anfang an bestimmen, wie viel und wann sie trinken“, so die Fachfrau. Manchmal klappt das Stillen trotz guten Willens nicht. Dann hilft Dörte Freisburger, diese „besonders wichtige Zeit“ mit alternativen Möglichkeiten zu nutzen.

Seit Februar 2005 ist sie Gutachterin für die Weltgesundheitsorganisation WHO und entscheidet mit, ob ein Krankenhaus als stillfreundlich eingestuft wird oder nicht. Freisburger freut sich über die neue Aufgabe. Stillstand ist nichts für die unermüdliche Frau.

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