KÖLN - Die Frage stellte sich zwar schon, als Christoph Daum noch Trainer des 1. FC Köln war. Beantwortet hat sie nun jedoch Zvonimir Soldo, der neue starke Mann am Geißbockheim: Nemanja Vucicevic wird nach zwei Jahren im Verein keinen neuen Vertrag beim 1. FC Köln erhalten. Diese Nachricht verbreiteten die Kölner am Mittwoch und beendeten damit eine monatelange Zeit der Ungewissheit.
Eine Überraschung ist die Trennung nicht. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit eines Verbleibs des 29-Jährigen ähnlich groß. Vucicevic ist ein Spieler mit hoher technischer Veranlagung, der jedoch selten effektiv spielte: In 53 Ligaspielen (davon 24 in der Zweiten Liga) erzielte der Serbe zwei Treffer für die Kölner - zu wenig für einen Offensivspieler, selbst die Quote des oft gescholtenen Fabrice Ehret war deutlich höher.
Große Momente
Andererseits hatte Vucicevic stets seine Momente. In Erinnerung bleibt etwa die Szene, in der Vucicevic beim Kölner Sieg in München Nationalverteidiger Philipp Lahm wie einen Schuljungen auswackelte und anschließend Brosinskis Treffer zum 2:0 auflegte. Die Kluft zwischen Potenzial und Leistung hat Zvonimir Soldo offenbar als nicht überwindbar eingeschätzt. Dass der Zeitpunkt der Entscheidung damit zusammenhängen könnte, dass die Kölner einen Alternativspieler für Vucicevic gefunden haben, wäre eine andere Deutungsmöglichkeit. Doch das weisen die Kölner zurück. „Es wäre für Nemanja in der kommenden Saison extrem schwer geworden“, teilte FC-Manager Michael Meier gestern mit, „wir haben uns für die rechte Mittelfeldseite bereits mit Sebastian Freis verstärkt, im offensiven Mittelfeld ist Lukas Podolski eingeplant.“
Meier liefert damit einen interessanten Einblick in die weitere Personalplanung der Kölner. „Ein paar“ Spieler wolle man noch verpflichten, hat Präsident Wolfgang Overath in dieser Woche gesagt. Zwei Außenverteidiger sowie ein Mittelfeldspieler, so die bisherige Deutung. Zuletzt scheint sich das allerdings gedreht zu haben: Soldo offenbarte anlässlich seiner Präsentation am vergangenen Freitag den Plan, Lukas Podolski im offensiven Mittelfeld spielen zu lassen und damit mehr ins Zentrum des Kölners Spiels zu stellen. Sollte Freis tatsächlich für die rechte Seite eingeplant sein, bestünde also vergleichsweise geringer Bedarf im Mittelfeld. Vielmehr bräuchten die Kölner dann: einen weiteren Stürmer.
Soldo hat sich festgelegt, ein System mit zwei Spitzen spielen lassen zu wollen. Im Sturm sind die Kölner jedoch bislang nur mit Milivoje Novakovic verlässlich besetzt - auf den in der vergangenen Saison zunächst ständig verletzten und auch im Saisonfinale in körperlich bedenklichem Zustand spielenden Manasseh Ishiaku sollten die Kölner jedenfalls nicht ein weiteres Mal vertrauen. Dass Novakovic außerdem nach seiner Leistenoperation zum Saisonstart auszufallen droht, könnte daher nicht der einzige Grund dafür sein, dass sich die Kölner derzeit auch nach weiteren Stürmern umsehen. Nach kroatischen Medienberichten stehen die Kölner in Kontakt mit Bojan Vrucina vom kroatischen Erstligisten Belupo Koprivnica. Der 24-Jährige absolvierte in der Rückrunde der Saison 2007 / 2008 acht Spiele für den MSV Duisburg, konnte jedoch nicht überzeugen. Eine Verpflichtung stehe unmittelbar bevor, heißt es aus Kroatien.
Offen ist weiterhin, ob sich die Kölner noch um einen weiteren Torhüter bemühen werden. Neue Keeper „sucht man immer“, hat Michael Meier neulich erklärt. Man wolle die Planung davon abhängig machen, was aus dem Kroaten Miro Varvodic wird. Das 20-jährige Torhütertalent steht derzeit bei den Kölnern klar hinter Faryd Mondragon und Thomas Kessler, Spielpraxis können ihm die Kölner derzeit nicht bieten. Varvodic ist bis zum 30. Juni von Hajduk Split ausgeliehen. Die Variante, dass die Kölner Gebrauch von ihrer Kauf-Option machen, um Varvodic dann gleich zu verleihen, gilt Klub-intern als unwahrscheinlich. Womöglich werden sich die die Kölner also auch noch auf dem Torhütermarkt umschauen.
