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CybergroomingKinderschutzbund startet Kampagne gegen Gewalt im Netz

5 min
Auf dem Display des Handys eines Mädchens erscheint die Silhouette eines Mannes mit Kapuzenpullover.

Fast ein Viertel aller Minderjährigen war schon einmal von Cybergrooming betroffen.

Kinderschutzbund Köln beteiligt sich an der landesweiten Kampagne gegen sexuelle Gewalt in den sozialen Medien.  

Fast ein Viertel aller Minderjährigen war schon mindestens einmal von Cybergrooming betroffen. Damit ist die Belästigung im Internet gemeint, genauer: die Anbahnung von sexuellen Kontakten. „Cyber“ steht dabei für die Onlinewelt und „Grooming“ bezeichnet sinnbildhaft, dass sich Erwachsene im Netz bei jungen Menschen Vertrauen erschleichen für sexuelle Gewalttaten.

Wie die Studie der Landesmedienanstalt NRW „Kinder und Jugendliche als Opfer von Cybergrooming“ ergeben hat, kennt knapp die Hälfte der mehr als 2.000 Befragten zwischen acht und 17 Jahren den Begriff nicht, fast jede und jeder Siebte wurde schon über das Internet von einer erwachsenen Person zu einer Verabredung aufgefordert, mehr als jeder und jedem Achten wurde etwas als Gegenleistung für Fotos oder Videos von sich versprochen, sieben von 100 Minderjährigen wurden aufgefordert, sich vor der Kamera auszuziehen.

Kölner Kinder, Eltern und Lehrer über Cybergrooming aufklären

Was die Studie auch offenbart: Kinder und Jugendliche wünschen sich diesbezüglich mehr Hilfs- und Beratungsangebote. Und auf die Frage, an welche Vertrauensperson sie sich im Fall von Cybergrooming wenden, geben 43 Prozent einen Elternteil an, 36 Prozent eine Lehrkraft, einem Freund oder einer Freundin vertrauen sich 34 Prozent an – und 33 Prozent niemandem.

Genau hier sieht der Landesverband NRW des Kinderschutzbunds großen Handlungsbedarf – und hat die landesweite Kampagne „Mach mich nicht an! Cybergrooming, die versteckte Gefahr“ gestartet – mit dem Ziel, vor allem Eltern und Lehrkräfte auf die Gefahren des Phänomens aufmerksam zu machen. Unterstützt wird der Verband dabei vom Landeskriminalamt und der Landesanstalt für Medien. An der Kampagne beteiligt sich maßgeblich auch der Kinderschutzbund Köln.

Lars Hüttler

Ich befürchte, dass die Hälfte der Dritt- und Viertklässler erste Erfahrungen mit sexuellen Annäherungen von Erwachsenen im Netz gemacht hat, aber aus Scham nicht darüber spricht. Deshalb müssen wir unbedingt noch mehr Kinder erreichen
Lars Hüttler, Geschäftsführer Kinderschutzbund Köln

Bei der Auftaktveranstaltung in dessen Geschäftsstelle erklärte dessen Geschäftsführer Lars Hüttler die Schwerpunkte der Kampagne vor Ort: „Mit unserem, auch von wir helfen geförderten, Präventionsprojekt ‚Bärt und Bärta‘ konnten wir seit August 2021 bereits knapp 900 Grundschülerinnen und -schüler spielerisch über die verschiedenen Formen von sexualisierter Gewalt auch in den sozialen Medien aufklären. Ich befürchte, dass die Hälfte der Dritt- und Viertklässler erste Erfahrungen mit sexuellen Annäherungen von Erwachsenen im Netz gemacht hat, aber aus Scham nicht darüber spricht. Deshalb müssen wir unbedingt noch mehr Kinder erreichen.“

Da die Studie deutlich gezeigt habe, dass Eltern und Lehrkräfte im Fall von Cybergrooming erste Ansprechpartner für Kinder sind, plant der Kinderschutzbund Köln parallel dazu, Informationsabende für diese Personengruppen an Grundschulen anzubieten. „Wir müssen Eltern und Lehrkräfte intensiv über dieses Thema informieren, darüber, wie sie intervenieren und ihre Kinder schützen können und welche Gefahren in jedem Kinderzimmer lauern“, sagt Hüttler.

Wie Täter das Vertrauen der Kinder im Netz erschleichen

Dazu zählt auch, zu wissen, die wie Täter in der Regel vorgehen: Sie suchen gezielt auf den Plattformen Kontakt, auf denen Kinder und Jugendliche besonders aktiv sind und gerne Fotos und Videos teilen, wie Instagram, TikTok oder Snapchat – aber auch Online-Spiele wie Minecraft oder Roblox. Über zunächst unverbindlich klingende Chats bauen die Täter peu à peu Vertrauen zu den jungen Menschen auf. Das gelingt leicht, da viele Kinder und Jugendliche in ihren Profilen persönliche Informationen preisgeben. Oft geben die Täter vor, gleichaltrig zu sein und gemeinsame Interessen zu teilen oder sie geben sich als Talentscout oder Fotograf aus. Sie machen den Kindern und Jugendlichen Komplimente oder zeigen Verständnis für deren schwere Lebenssituation. Im späteren Verlauf fordern sie sie auf, sich persönlich mit ihnen zu treffen, Nacktbilder oder -videos von sich zu schicken – um sie damit später zu erpressen.

All das zeigt: Cybergrooming ist kein Kavaliersdelikt, es fällt hierzulande unter den Straftatbestand „Sexueller Missbrauch von Kindern“. Wer Minderjährige im Internet mit sexueller Absicht bedrängt, muss mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen. Der Kontakt muss dabei nicht zwingend sexuell geprägt sein, strafbar ist bereits die Kontaktaufnahme mit der Absicht, das Kind zu sexuellen Handlungen zu bringen.

Die lauernden Gefahren im Datenverkehr des Internets

Eric Dieden, Kölner Kriminalhauptkommissar im Bereich Kriminalprävention, ist seit vielen Jahren in Schulen unterwegs, um über Cybergrooming aufzuklären. Bei der Auftaktveranstaltung der Kampagne hat er von seinen Erfahrungen aus der Praxis berichtet. „Viele Kinder tappen aus Neugier, Einsamkeit oder mangelnder Erfahrung in die Falle. Wir brauchen dringend ein Digitaltraining für Eltern. Auch politische Regelungen könnten helfen. Wie im Straßenverkehr lauern auch im Datenverkehr des Internets überall Gefahren. Warum führen wir nicht wie andere EU-Länder einen Digitalführerschein ein?“, fragt Dieden und fordert, dass Eltern sich mit den Medien ihrer Kinder vertraut machen: Wie richte ich ein Konto ein? Welche Fotos werden geteilt? Welche Funktionen lassen sich sperren?

Eric Dieden

Ich möchte nicht gegen Kinder ermitteln, nur weil ihnen das Wissen fehlt. Es ist die Pflicht und erzieherische Verantwortung von uns Erwachsenen, uns mit der digitalen Lebenswelt der jungen Generation vertraut zu machen. 
Eric Dieden, Kölner Kriminalhauptkommissar im Bereich Kriminalprävention

„Ich möchte nicht gegen Kinder ermitteln, nur weil ihnen das Wissen fehlt. Es ist die Pflicht und erzieherische Verantwortung von uns Erwachsenen, uns mit der digitalen Lebenswelt der jungen Generation vertraut zu machen. Ich kämpfe dafür, dass wir uns alle der Realität stellen, denn wir begegnen Cybergrooming in allen sozialen Schichten und Altersstufen.“

„Eltern können ihre Kinder am besten vor Cybergrooming schützen, indem sie im engen Kontakt mit ihnen bleiben. Es geht nicht um Kontrolle, sondern darum, eine Vertrauensbasis zu schaffen, in der Kinder angstfrei über alles sprechen können – auch über Dinge, die ihnen peinlich sind“, sagt Hüttler.

Kinderschutzbund sucht Spenderinnen und Spender

Um die Kampagne landesweit gut aufzustellen, muss Personal geschult und neue Stellen geschaffen werden. Dafür ist der Kinderschutzbund auf Spenden angewiesen. Die Bethe-Stiftung beteiligt sich bereits an der Förderung der landesweiten Kampagne – „wir helfen“ unterstützt die Umsetzung in Köln und der Region.


Auszug aus dem neuen „wir helfen“-Folder 2025_2026

So können Sie helfen

  1. Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: Kinder frühzeitig auf einen guten Weg zu bringen“ bitten wir um Spenden für Präventionsprojekte in Köln und der Region, die vor allem benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu einer motivierenden Zukunftsperspektive verhelfen. Damit jeder junge Mensch eine Chance hat!
  2. „Die Spendenkonten lauten:“ wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.
  3. Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
  4. Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
  5. Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung, geben Sie bitte +S+ im Verwendungszweck an. Sollten sie regelmäßig spenden, ist auch eine jährliche Bescheinigung möglich. Bitte melden Sie sich hierzu gerne per E-Mail bei uns. Soll Ihre Spende nicht veröffentlicht werden, notieren Sie +A+ im Verwendungszweck. Möchten Sie anonym bleiben und eine Spendenbescheinigung erhalten, kennzeichnen Sie dies bitte mit +AS+.
  6. Bitte geben Sie in jedem Fall auch immer ihre komplette Adresse an. Auch wenn Sie ein Zeitungsabonnement der „kstamedien“ beziehen, ist Ihre Adresse nicht automatisch hinterlegt.
  7. Sollten Sie per PayPal spenden, beachten Sie bitte, dass Ihre Spende immer anonym ist. Wünschen Sie eine Spendenbescheinigung, schicken Sie eine E-Mail an uns.
  8. Sollten Sie anlässlich einer Trauerfreier, einer Hochzeit oder eines Geburtstags zu einer Spendenaktion aufzurufen, informieren Sie uns bitte vorab per E-Mail über die Aktion. Sehr gerne lassen wir Ihnen dann, zwei Wochen nach dem letzten Spendeneingang, die gesammelte Spendensumme zukommen.
  9. Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon: 0221-224-2789 (Allgemeines, Anträge, Regine Leuker) 0221-224-2130 (Geschäftsführung/Redaktion, Caroline Kron), wirhelfen@kstamedien.de
  10. Mehr Informationen und die Möglichkeit, online zu spenden finden Sie auf unserer Vereinshomepage hier >>