Der neue OB Torsten Burmester kündigt beim Arbeitgebertag eine Initiative der Stadtverwaltung für 2026 an. Die Kölner Arbeitgeber freut das.
Burmester-VorstoßJetzt soll es der Bürokratie in der Kölner Verwaltung an den Kragen gehen

Gunnar Herrmann ist Kölner Arbeitgeberpräsident und begrüßt den Abbau von Bürokratie.
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Kölns Oberbürgermeister Torsten Burmester hat auf dem Kölner Arbeitgebertag angekündigt, Bürokratie in der städtischen Verwaltung abzubauen. „Meine Aufgabe ist klar: Eine echte Willkommenskultur für verantwortungsvolle Unternehmen schaffen“, sagte der SPD-Politiker bei der Veranstaltung in der Floria. „Dazu gehört eine Verwaltung, die nicht bremst, sondern ermöglicht. Mein Ziel ist es, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, Prozesse zu digitalisieren und klare Zuständigkeiten zu schaffen.“ Burmester nannte die Initiative der Bundesregierung zum Bürokratieabbau ein starkes Signal und bezeichnete sie als überfällig: „Jeder und jedem ist schließlich klar, dass etwas schiefläuft, wenn selbst mittelständische Betriebe bis zu 50 verschiedene betriebliche Beauftragte einsetzen müssen.“
„Deshalb wird der Verwaltungsvorstand der Stadt Köln im ersten Quartal 2026 in einer eigenen Sitzung einen klaren Fahrplan zum Bürokratieabbau beschließen“, kündigte Burmester an. Er nehme sich dabei zum einen den Vorstoß der Bundesregierung zum Vorbild, zum anderen die Ergebnisse der „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“.
Diese geht auf den früheren Innenminister Thomas de Maizière und den ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, zurück. Zusammen mit zahlreichen Fachleuten haben sie 35 Vorschläge entwickelt, wie Staat und Verwaltung einfacher, effizienter und bürgernäher arbeiten können. Ihren Abschlussbericht übergaben die Initiatoren im Juli an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
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Kölns OB Burmester ist seit drei Wochen im Amt
Ob und an welchen Stellen Burmester bereits jetzt – knapp drei Wochen nach seinem Start als Kölner Stadtoberhaupt – Potenziale zum Abbau von Regeln und Auflagen identifiziert hat, führte der Politiker vor 250 Besucherinnen und Besuchern des Arbeitgebertages aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht im Detail aus.
Köln muss sich gegen die Deindustrialisierung stemmen
„Köln muss sich gegen die Deindustrialisierung stemmen“, hatte Burmester zuvor gesagt. „Auch wenn die Zukunft unserer Industrie klimaneutral ist, müssen wir als Politik wieder verlässliche, realistische Wege dorthin formulieren.“ Die Stadt werde zu diesem Zweck ihr Flächen- und Standortmanagement neu aufstellen und neue Gewerbeflächen zielgerichtet insbesondere an Unternehmen aus den Bereichen KI und Life Science vergeben.
Wirtschaftliche Stärke und gute Arbeitsplätze seien die Grundlage dafür, dass Köln funktioniere, sagte Burmester. Als Oberbürgermeister sei es seine Aufgaben, den Unternehmen am Standort den Rücken freizuhalten. „Ich möchte, dass Köln ein Standort bleibt, der industrielle Wertschöpfung, Mittelstandskraft und Gründergeist verbindet. Bestehende Arbeitsplätze müssen wir sichern und neue schaffen. Dafür brauchen wir Innovationen, wir brauchen Zukunftsbranchen, aber wir brauchen genauso robuste Produktion, Handwerk und Dienstleistungen.“
Wir begrüßen seine Idee zur Schaffung eines solchen Verwaltungsrates
Dabei erinnerte der Oberbürgermeister die anwesenden Arbeitgeber an ihre soziale Verantwortung und daran, dass der Einbruch der Tarifbindung in den vergangenen Jahrzehnten eine zunehmende Verunsicherung der Arbeitnehmer zur Folge habe – „und ein wachsendes Gefühl, dass die Chancen der Wirtschaft nicht für alle gleichermaßen greifbar sind.“ So sei das Zusammenspiel von wirtschaftlicher Dynamik gepaart mit sozialer Stabilität der Wachstumsmotor für Deutschland und auch für Köln. „Denn Innovation entsteht dort, wo Menschen Chancen haben. Kaufkraft entsteht dort, wo Arbeit fair entlohnt wird.“
Lob für Kölner Bürokratie-Abbau-Pläne
Lob für Burmesters Bürokratie-Abbau-Pläne gab es vom Kölner Arbeitgeberpräsidenten Gunnar Herrmann. „Wir begrüßen seine Idee zur Schaffung eines solchen Verwaltungsrates. Ein sehr strukturierter Ansatz, da stehen wir als Arbeitgeberverband hinter“, sagte Herrmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Rande des Unternehmertages. Die Pläne ermöglichten „klare Strukturen, kurze Wege und eindeutige Verantwortlichkeiten“, so der frühere Ford-Chef. „Das Projekt lebt natürlich dann von den jeweiligen Mitgliedern der Kommission.“
Zuletzt veröffentlichte Konjunkturstudien, die belegen sollen, dass die Wirtschaft besser dastehe als medial dargestellt, müsse man mit Vorsicht genießen. Die Kölner Unternehmen würden aktuell oft Schulnoten von befriedigend bis ausreichend vergeben. Die Einigung der Regierung auf den Umgang mit Stromkosten für die energieintensive Industrie begrüßt Herrmann als „positiven Schritt“. Dennoch merkte er in Richtung Politik an: „Die Industrie vermisst das Vertrauen in die Planungssicherheit“.

