Bonn – Wenn Geschäfte über Monate geschlossen sind, lassen sich die Kunden ihre Ware eben nach Hause liefern: Der Boom im Onlinehandel hat der Deutschen Post DHL im vergangenen Jahr Rekordzahlen beschert. Es wurden so viele Pakete verschickt wie nie zuvor – und die Geldreserven sind prall genug gefüllt, dass der Bonner Konzern ein Aktienrückkaufprogramm startet. „Die Deutsche Post ist sicher in der besten Verfassung, in der sie jemals war“, sagte Konzernchef Frank Appel bei der Vorstellung der Jahreszahlen am Dienstag. Dennoch ist eine Portoerhöhung wahrscheinlich. Ein Überblick.
Paketboom steigert Umsätze
Sowohl beim Umsatz (plus 5,5 Prozent auf 66,8 Milliarden Euro) als auch beim Operativen Gewinn (plus 17,4 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro) konnte die Deutsche Post im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich zulegen. Das lag auch am Boom des Onlinehandels: Die Zahl der in Deutschland versendeten Pakete stieg um etwas mehr als 15 Prozent auf 1,8 Milliarden Sendungen – und damit deutlich stärker als in den Jahren zuvor. Die seit Jahren sinkende Sendungsmenge im Briefgeschäft konnte damit überkompensiert werden (Umsatzplus von 6,9 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro).
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Auch das internationale Paketgeschäft der jungen E-Commerce-Sparte wuchs kräftig, gemessen am Umsatz um 19,4 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Das Express-Geschäft legte ebenfalls deutlich zu. Rückgänge gab es dagegen bei der konjunkturabhängigen Sparte für Lieferkettenlösungen (minus 7,4 Prozent), die sich zum Jahresende hin aber wieder stabilisierte.
Mehr Geld für Aktionäre
„Wir haben Finanzkraft wie nie zuvor“, sagte Appel am Dienstag. Das führe dazu, dass man alle Stakeholder am Erfolg des Unternehmens beteiligen könne: Mitarbeiter – in Form des bereits ausgezahlten Corona-Bonus von 300 Euro. Kunden – in Form verbesserter Service. Aktionäre – durch eine erhöhte Dividende und ein Aktienrückkaufprogramm. Letztere sollen nach 1,15 Euro in den vergangenen drei Jahren dieses Mal 1,35 Euro je Aktie erhalten. Damit würde der Konzern rund 1,7 Milliarden Euro ausschütten. Außerdem kündigte die Deutsche Post bereits am Montagnachmittag ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro an.
Und das Porto?
Dürfte weiter steigen. „Wir haben natürlich einen Kostenzuwachs in verschiedenen Bereichen. Wir haben die Löhne deutlich erhöht, wir haben steigende Verbrauchskosten unter anderem bei Treibstoffen“, sagte Post- und Pakete-Vorstand Tobias Meyer. Man erwarte „dass das bei der Preissteuerung berücksichtigt wird“. Für eine Portoerhöhung muss die Deutsche Post einen Antrag bei der Bundesnetzagentur stellen. Zuletzt hatte allerdings unter anderem das Kölner Verwaltungsgericht eine alte Erhöhung für „voraussichtlich rechtswidrig“ befunden. Der Bundestag hat jedoch eine Änderung des Postgesetzes beschlossen, die der Post mehr Spielraum gibt.
Chance für den Streetscooter
Es war die Überraschung der vergangenen Wochen: Nachdem die Deutsche Post Anfang 2020 nach erfolgloser Käufersuche angekündigt hatte, den Bau des Elektrotransporters Streetscooter einzustellen, soll es nun gleich mehrere Interessenten geben. Das berichtete zum Beispiel das Manager Magazin. In den vergangenen Monaten hatte sich bereits abgezeichnet, dass die Produktion nicht wie angekündigt 2020 auslaufen würde. Am Dienstag hielt Appel sich bei der Frage nach der Zukunft des Streetscooters bedeckt: Man sei „sehr zufrieden“ mit ihm und werde dieses und möglicherweise sogar noch nächstes Jahr Fahrzeuge produzieren. „Darüber hinaus gibt es zu diesem Thema keine Neuigkeiten.“
Ausblick
Der Bonner Konzern rechnet damit, dass der Onlinehandel auch 2021 wachsen wird, wenn auch im weiteren Verlauf nicht mehr so stark wie im Vorjahr. In der Folge erwartet er einen weiteren deutlichen Anstieg des operativen Ergebnisses auf mehr als 5,6 Milliarden Euro. Denn auch der Welthandel dürfte sich dem Unternehmen zufolge wieder erholen – „und damit die Volumina in den globalen Logistikaktivitäten“.