Chinesische Möbel drängen dank der US-Zölle auf deutschen Markt. Jeder dritte Hersteller plant jetzt Kurzarbeit.
36 Prozent KurzarbeitDeutschlands Möbelhersteller verlieren an Boden

Mit Küchen lässt sich noch ein gutes Geschäft machen, andere Segmente verlieren.
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Die deutsche Möbelindustrie leidet im Jahr 2025 unter einem ganzen Bündel an Krisen. Wie der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) am Dienstag im Kölner Messe-Hochhaus mitteilte, hat die Branche laut amtlicher Statistik in der ersten Hälfte 2025 rund 7,9 Milliarden Euro umgesetzt. Das ist ein Minus von 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auf dem Heimatmarkt wurde ein Umsatzrückgang von 6,2 Prozent auf rund 5,2 Milliarden Euro verzeichnet. Im Ausland fielen die Einbußen etwas geringer aus. Dort sank der Umsatz um 2,9 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro. Die Exportquote lag mit 34,1 Prozent leicht über dem Vorjahreswert (33,4 Prozent).
Die Ursachen für die Krise der Möbelbauer sind vielfältig. Grundsätzlich gilt: Deutschlands Möbelhersteller verlieren an Boden, weil die Menschen weniger Geld für Sofas, Tische, Stühle, Betten und Matratzen ausgeben. Nachdem die Branche schon im vergangenen Jahr ein Umsatzminus von 7,8 Prozent hinnehmen musste, schwächelt das Geschäft also auch 2025.
Die Menschen geben weniger Geld aus
„Die größte Sorge bereitet unseren Unternehmen das schwache Konsumklima, wie eine aktuelle Verbandsumfrage ergeben hat. Die Erholung der Verbraucherstimmung lässt weiter auf sich warten“, sagt Jan Kurth, Geschäftsführer des VDM. Der abermalige Anstieg der Sparneigung zeige, dass die Verunsicherung der Verbraucher noch immer hoch ist. Bei größeren Anschaffungen wie dem Möbelkauf herrsche weiter Zurückhaltung. Anders als in Corona-Zeiten, als sich die Deutschen mangels Reise- und Gastronomie-Möglichkeiten vor allem ihre Häuser und Wohnungen schön machten, geben sie aktuell ihr Geld lieber gar nicht aus, und wenn, dann für Reisen. Die Debatten um mögliche Steuererhöhungen würden diese Sparneigung noch verschärfen, so Kurth.
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Wir werden nicht mit China konkurrenzfähig, wenn es darum geht, einen Stuhl für 25 Euro herzustellen
Der Blick auf die Auftragslage der Möbelbranche im ersten Halbjahr 2025 zeigt eine uneinheitliche Entwicklung der Segmente. In der Küchenmöbelindustrie zeichnet sich eine Stabilisierung des Auftragseingangs ab. Der wertmäßige Auftragseingang lag bis Ende Juni um 3,6 Prozent über dem Vorjahr und auch die Mengen haben sich endlich stabilisiert. Dagegen mussten die Polstermöbelhersteller (minus 5,1 Prozent) und die Wohnmöbelindustrie (minus 7,6 Prozent) Einbußen hinnehmen.
Die beiden Segmente stehen – anders als die Küchen – unter einem verstärkten Importdruck. Im ersten Halbjahr stieg der Wert chinesischer Möbelimporte in Deutschland um ein Viertel auf 1,7 Milliarden Euro. Kurth sagt, dass der reine Preiskampf gegen solche Konkurrenz aussichtslos sei. „Wir werden nicht mit China konkurrenzfähig, wenn es darum geht, einen Stuhl für 25 Euro herzustellen.“ Man könne aber mit Argumenten zur Qualität, Sicherheit und Herkunft der Materialien überzeugen.
Als Ursache für den verstärkten Importdruck aus China und anderen asiatischen Ländern macht der Möbelverband vor allem die Zollpolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump aus. Die hohen Zölle auf chinesische Importe in die USA zwängen die Asiaten, sich nach anderen Märkten umzuschauen, einer davon ist offensichtlich Deutschland.
US-Zölle steigen von im Schnitt 2,5 auf 15 Prozent
Aber auch Zölle auf deutsche Möbeleinfuhren in die USA belasten die Branche. Lange Zeit fiel auf Möbel aus Deutschland in den USA nur ein Zollsatz von durchschnittlich null bis fünf Prozent an, im April ging es auf pauschal zehn Prozent hoch und seit diesem Monat sind es 15 Prozent. „Unsere Mitglieder können diese Zölle mit ihrer Marge nicht kompensieren, sie geben sie eins zu eins an die amerikanischen Konsumenten weiter“, sagt Verbandschef Kurth.
„Angesichts der angespannten Auftragslage nutzen unsere Unternehmen nach wie vor das Instrument der Kurzarbeit“, so Kurth. Im laufenden dritten Quartal planen 36 Prozent der vom VDM befragten Hersteller mit diesem Instrument. Der Anteil hat sich damit im Vergleich zum zweiten Quartal 2025 deutlich erhöht, damals hatten 21 Prozent der Betriebe Kurzarbeit angemeldet.
Im Herbst soll es immerhin etwas bergauf gehen. Dann ist die Urlaubszeit zu Ende, das Wetter wird schlechter und die Menschen verbringen mehr Zeit in ihren eigenen vier Wänden, wodurch sie verstärkt über die Anschaffung neuer Möbel nachdenken, so die Erfahrungen der Möbelindustrie. Der Verband geht davon aus, dass der Herbst den Markt so beleben wird, dass das Umsatzminus am Ende für das Gesamtjahr nur noch bei drei Prozent liegen wird.
Köln ist als Messestadt für die Möbelbranche von herausragender Bedeutung. Den Veränderungen im Markt begegnet die Messe Köln mit einem veränderten Messe-Angebot. Die Möbelmesse IMM findet im Januar in Köln statt und wird zur reinen Fachbesucher-Veranstaltung mit vier belegten Hallen auf dem Messegelände.
Als Angebot für Endverbraucher werden die Interior Design Days (IDD) als neues Konzept von 26. bis 29. Oktober in Köln stattfinden. „Diese Ausstellung findet nicht auf dem Messegelände, sondern verteilt in ganz Köln statt“, sagt Messemanager Matthias Pollmann. Drei Locations werden von der Messe Köln selbst bespielt, die Design Post in Deutz, das Machwerkhaus und der Stadtpavillon. Weitere 20 Spielorte der IDD werden bei Kölner Händlern sein, verstärkt an den Ringen. Der Eintritt ist frei.