Digitalchef von „Galeria“„Dem Standort Köln kommt eine besondere Bedeutung zu“

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„Galeria“ möchte noch stärker in den digitalen Handel einsteigen – Köln soll laut Digitalchef Marco Werner noch größere Bedeutung bekommen.

„Galeria“ möchte noch stärker in den digitalen Handel einsteigen – Köln soll laut Digitalchef Marco Werner noch größere Bedeutung bekommen.

  • Galeria Karstadt Kaufhof will online künftig auch Möbel und Baumarktartikel verkaufen.
  • Außerdem kooperiert der fusionierte Warenhauskonzern mit Zalando und Amazon.
  • Das Digitalgeschäft wird dabei aus Köln gelenkt. Digitalvorstand Marco Werner über die Bedeutung des Standorts nach dem Weggang der Kaufhof-Zentrale und die neue Strategie.

Herr Werner, Warenhäuser haben es seit Längerem schwer. Muss das Onlinegeschäft von Galeria den stationären Handel retten?

Wir stellen Galeria Karstadt Kaufhof als vernetzten Marktplatz der Zukunft auf, indem wir den Online-Handel noch stärker mit unseren Filialen verzahnen und neue Partner hinzugewinnen. Mit „Retten“ hat das nichts zu tun, sondern mit Wachstum.

Was wird sich durch die Fusion bei den Onlineplattformen von Karstadt und Kaufhof verändern?

Wir werden im Herbst auf unsere gemeinsame Plattform „Galeria.de“ umziehen. Wir wollen damit mittelfristig zu den zwanzig reichweitenstärksten deutschen Onlinehändlern aufsteigen. Die Mittel, um Galeria.de massiv zu verstärken, gewinnen wir im Wesentlichen durch Synergien. Diese Einsparungen fließen ins Marketing, aber wir investieren auch in Technologie und gute Mitarbeiter.

Zur Person und dem Unternehmen

Marco Werner Foto

Galeria-Digitalchef Marco Werner

Marco Werner ist seit Januar 2018 Digitalvorstand bei Galeria Karstadt Kaufhof. Er verantwortet dort das Online Geschäft und die Kundenpflege. Zuvor war er in gleicher Position bei Tchibo und dem Tiernahrungshändler Fressnapf tätig. Werner hat in Bremen ein Studium zum Diplom-Kaufmann absolviert.

Die fusionierten Warenhäuser Galeria Kaufhof und Karstadt wollen im Oktober auf ihre gemeinsame Onlineplattform „Galeria.de“ umziehen. Während die gemeinsame Firmenzentrale in Essen steht, bleibt das Digitalgeschäft am einstigen Kaufhofsitz in Köln.

Der Konzern kündigte außerdem jüngst an, seine Kooperation mit der Onlineplattform Amazon auszubauen und mit Zalando eine neue aufzubauen. In einigen Städten testet das Unternehmen zudem Wunschzeitlieferungen. (elb)

Mit Amazon gibt es schon einen sehr großen, erfolgreichen Marktplatz. Wieso sollten die Leute bei Galeria kaufen?

Zunächst einmal haben Karstadt und Kaufhof nach wie vor eine hohe Markenbekanntheit – und zwar quer durch alle Altersgruppen. Darauf werden wir aufbauen. Aber klar, wir müssen uns auch weiterentwickeln und neu positionieren. Im Zuge dieser Positionierung werden wir uns online wie eine Art „Entdeckermarktplatz“ aufstellen. Man könnte sagen, wenn Amazon für das Prinzip „suche und finde“ steht, werden wir perspektivisch für „entdecke, stöbere und lass dich inspirieren“ stehen.

Inwiefern wird sich durch das Onlinegeschäft auch das Sortiment im Warenhaus verändern müssen?

Man kann das eine nicht vom anderen trennen, denn schon heute hängen Filiale und Onlinegeschäft eng zusammen, beispielsweise, indem der Kunde zu Hause etwas reserviert und dann in der Filiale abholt. Durch den Marktplatz werden wir das Sortiment online stark verbreitern, aber dieses steht dann genauso auch den Filialen zur Bestellung (Instore Order) zur Verfügung.

Wo liegt denn der Anteil des Onlinehandels am Gesamtumsatz derzeit und wo wollen Sie da in den nächsten Jahren hin?

Bislang beträgt der Anteil fünf Prozent, in den nächsten drei bis fünf Jahren wird dieser Wert auf zehn bis 20 Prozent steigen. Die Anzahl der Artikel, die wir anbieten, soll auf mehrere Millionen wachsen. Bislang gibt es bei Karstadt.de etwa 300 000.

„Wir werden stark in Reichweite investieren“

Wie wollen Sie denn bislang stationär kaufende Kunden zum Online-Shoppen auf Galeria.de animieren?

Wir werden beispielsweise das Produktportfolio mit neuen Branchen erweitern. Dazu sprechen wir mit vielen interessanten Partnern. Wir denken zum Beispiel auch in Richtung von Sortimenten wie Baumarktartikeln und Möbeln. Gerade der Onlinemarkt für Möbel ist bislang unterentwickelt und hat viel Potenzial. Neben den Sortimenten werden wir auch das Thema Content, Social und Inspiration deutlich ausweiten, um dem Motto „Entdecker-Marktplatz“ gerecht zu werden. Darüber hinaus dürfen Sie davon ausgehen, dass wir stark investieren werden in Reichweite und Preiswürdigkeit.

Galeria Karstadt-Kaufhof hat jüngst angekündigt, mit Amazon und Zalando zu kooperieren. Dabei gab es zwischen reinen Online- und stationären Händler lange Vorbehalte. Wie kam es zum Umdenken?

Ganz einfach: Beide Seiten können voneinander profitieren. Nicht umsonst denken viele reine Onlinehändler gerade darüber nach, wie sie stationäre Geschäfte aufbauen können.

Wie sieht denn die Kooperation mit Zalando genau aus?

Wir bieten Artikel aus den Bereichen Bekleidung, Schuhe, Accessoires, Parfümerie sowie Uhren und Schmuck als Verkäufer auf der Internetseite von Zalando an. Galeria Karstadt Kaufhof verknüpft also den Bestand seiner Lager und der Filialen mit dem Zalando-Onlineshop. Bestellungen von Kunden können so direkt auch von einer Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale übernommen und abgewickelt werden. So profitieren sogar unsere Filialen von Online-Marktplätzen.

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Und wovon profitiert Galeria in der Zusammenarbeit mit Amazon?

Hier sieht das Pilotprojekt vor, dass sich Kunden ein Amazon-Paket in eine Karstadt-Filiale liefern lassen und abholen können. Das generiert zusätzliche Frequenz, zieht in Teilen ganz neue Kundengruppen an und bietet die Möglichkeit für zusätzlichen Umsatz.

Was macht Sie so sicher, dass Kunden, die ein Päckchen in der Filiale abholen, auch etwas kaufen?

Erhebungen aus den USA zeigen auch, dass 30 Prozent der Abholer in den Läden im Anschluss etwas kaufen. Ich denke, wir werden das sogar noch steigern können, denn wir haben ein sehr breites Sortiment und bieten Beratung an. Das kann nicht jeder. Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass wir unsere Filialen künftig sehr viel stärker als Logistiklager nutzen – auch für Drittkunden.

Auch das kann flächendeckend kaum jemand in Deutschland. Aber wir erreichen innerhalb von 15 Minuten rund 80 Prozent der Bevölkerung im urbanen Raum. Daraus werden wir ganz neue Geschäftsfelder entwickeln.

„Wir sind im Gespräch mit Sozialpartnern“

Wenn Sie die Logistik stärker im Warenhaus bündeln und bereits zwei große Lager in Unna und Essen haben – brauchen Sie dann die großen Kaufhof-Lager noch?

Wir streben wie gesagt ein starkes Drittkundengeschäft an. Unsere Teams sehen sich in diesem Zusammenhang natürlich auch die Kaufhof-Logistik an und dazu sind wir natürlich auch in Gesprächen mit unserem Sozialpartner.

Die neue Unternehmenszentrale von Galeria Karstadt Kaufhof wird in Essen angesiedelt sein. Das Digitalgeschäft wird immerhin am einstigen Sitz von Kaufhof in Köln sitzen. Wie wird es organisiert?

Wir sehen Digitalisierung als Chance und werden davon profitieren. Wir werden deshalb das Digitalgeschäft mit zunächst rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreiben. Dem Standort Köln kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu: Hier werden wir vor allem die Plattform Galeria.de weiterentwickeln und das Data Driven Marketing aufbauen.

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