Handwerk, Industrie, HandelSo steht es um weiblichen Azubi-Nachwuchs in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Die Handwerkskammer zu Köln am Heumarkt.

Die Handwerkskammer zu Köln am Heumarkt.

Der Frauenanteil unter den Auszubildenden in Deutschland nimmt weiter ab. So sieht es derzeit beim weiblichen Azubi-Nachwuchs in Köln aus.

Die Zahl der weiblichen Auszubildenden in Deutschland nimmt laut einer Statista-Erhebung seit 2009 kontinuierlich ab – obwohl Ausbildungskammern offensiv für mehr Frauen werben. Besonders im Handwerk sind Frauen noch immer eher schlecht vertreten. Ausbildungen der Industrie- und Handelskammern sind beliebter, aber auch hier zeigen die Zahlen, dass es deutlich mehr männliche Auszubildende gibt.

Frauen in Handwerksberufen in Köln – Zahlenlage nicht eindeutig erfassbar

Dabei weiß man gar nicht so genau, wie viele Frauen in Köln nach einer fertigen Ausbildung einem handwerklichen Beruf nachgehen. Laut Arne Schröder von der Handwerkskammer Köln ist es nämlich schwer, belastbare Zahlen zum Geschlecht fertiger Auszubildender im jeweiligen Handwerk zu finden.

Das liegt unter anderem daran, dass in der Handwerksrolle statistisch gesehen nicht erfasst wird, welches Geschlecht Mitarbeitende in Handwerksbetrieben haben. Eine verlässlichere Einschätzung über den Frauenanteil im Handwerk kann daher nur während der Ausbildung über die Ausbildungsverträge erfasst werden.

Alles zum Thema Junges Köln

Köln: Immer weniger Frauen erlernen ein Handwerk

So wies die Handwerkskammer Köln für das Stadtgebiet im Jahr 2021 insgesamt 3967 Ausbildungsverhältnisse auf, davon waren 655 weibliche Auszubildende – das entspricht 16,5 Prozent. Im Jahr 2022 verzeichnete die Handwerkskammer Köln insgesamt 3861 eingetragene Ausbildungsverhältnisse, darunter 596 weibliche Auszubildende, die damit 15,4 Prozent ausmachen.

Somit macht der Anteil weiblicher Auszubildender in den vergangenen zwei Jahren nicht einmal ein Fünftel aller Azubis im Handwerk in Köln aus. Und trotz des leichten Rückgangs weiblicher Auszubildender im Handwerk im Vorjahr zeigen sich Überraschungen bei den beliebtesten Ausbildungen von Frauen laut einer Liste der Handwerkskammer Köln:

  • Friseurin
  • Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk
  • Augenoptikerin
  • Zahntechnikerin
  • Tischlerin
  • Kraftfahrzeugmechatronikerin
  • Maler und Lackiererin
  • Hörakustikerin

Neben nachgefragten Ausbildungen wie Friseurin oder Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk – die regelmäßig zu den beliebtesten Handwerks-Ausbildungen zählen – finden sich auch eher unerwartete oder zumindest traditionell eher von Männern besetzte Berufe – wie Tischlerin, Kraftfahrzeugmechatronikerin sowie Malerin und Lackiererin.

Bei Ausbildungen in Industrie und Handel ist ebenfalls ein leichter Rückgang weiblicher Auszubildender zu verzeichnen. 2021 gab es insgesamt 20.371 Auszubildende, davon waren 6703 weiblich – das entspricht 32,9 Prozent. Vergangenes Jahr gab es insgesamt 19.723 Auszubildende, davon waren 6372 weiblich, die somit 32,3 Prozent ausmachten.

Der Anteil weiblicher Auszubildender in Industrie und Handel in den Jahren 2021 und 2022 ist also mit fast einem Drittel deutlich höher als im Handwerk. Die erfreulicheren Zahlen bei Industrie und Handel lassen jedoch nicht darüber hinwegblicken, dass insgesamt immer noch zu wenig Frauen in Köln eine Ausbildung antreten.

Besser sieht es bisher in diesem Jahr aus: Bei der Agentur für Arbeit meldeten sich im Laufe des ersten Beratungshalbjahres 3520 Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber – ein Plus von neun Prozent gegenüber 2022. Von insgesamt 3520 Bewerbungen stammen 1292 von Bewerberinnen und machen einen Anteil von 36,7 Prozent aus.

Wir arbeiten aktiv daran, Frauen für männlich dominierte Ausbildungen zu gewinnen – wir wollen mit Klischees und Vorurteilen aufräumen
Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln

Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, will aber noch mehr Frauen für das Handwerk begeistern: „Aktuell ist es immer noch so, dass Dreiviertel der Bewerber für handwerkliche Ausbildungen männlich sind, aber wir arbeiten aktiv daran, Frauen für männlich dominierte Ausbildungen zu gewinnen – wir wollen mit Klischees und Vorurteilen aufräumen.“ 

KStA abonnieren