FlutkatastropheBauern rechnen mit hohen Ernteausfällen

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Großflächig liegt das fast erntereife Getreide nach dem Starkregen am Boden.

Großflächig liegt das fast erntereife Getreide nach dem Starkregen am Boden.

Rhein-Erft/Köln – Die Flutkatastrophe hat auch schwere Schäden auf den Feldern angerichtet. Mit Satellitenbildern solle bis gegen Ende der Woche ein erster Überblick gewonnen werden, sagte ein Sprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Bonn. „Wir gehen davon aus, dass etliche Tausend Hektar betroffen sind.“

Ernte eigentlich auf Hochtouren

Unter anderem bei Erftstadt und Euskirchen hat der Starkregen Felder unter Wasser gesetzt. Teils wurde Getreide von den Fluten umgewälzt, auf anderen Flächen sind die Pflanzen großflächig umgekippt. Andere Felder sind mit Wasser durchtränkt, so dass die schweren Mähdrescher nicht fahren können und die Böden erst trocknen müssen.

Eigentlich sollte die Getreideernte derzeit auf Hochtouren laufen. Nach Angaben der Kammer sind Bauern auch mit Traktoren bei Aufräumarbeiten eingespannt. Neben den unter Wasser stehenden Feldern bereite zudem vermülltes Grünland Sorgen, hieß es. Dort seien auch Baumstämme und Autos angespült worden und Benzin ausgelaufen.

Bis zu 2500 Betriebe betroffen

„Mit welchen Verlusten wir im landwirtschaftlichen Bereich des Rheinlands zu rechnen haben, kann man noch nicht abschätzen“, erklärt Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbands (RLV). Nach wie vor sei die Lage unübersichtlich und Regionen unterschiedlich stark betroffen. Der Verband schätzt die Zahl der geschädigten Betriebe im Verbandsgebiet auf 2000 bis 2500. In den Ebenen entlang der Erft gehe das Wasser nur  langsam zurück. „Das ist vor allem für Kartoffeln, Gemüse und andere Sonderkulturen schlecht“, sagt Conzen dem Fachmagazin Agrar Heute. Überschwemmtes Getreide sei häufig nicht mehr zu ernten. „Was wir noch nicht wissen, ist, wie die Böden das aushalten, wann sie anfangen zu verschlämmen“, sagt Conzen.

„Wir waren fast durch mit der Wintergerste“, sagt Kreislandwirt Willy Winkelhag aus dem Rhein-Erft-Kreis. Großflächig ist das Getreide vielerorts eingeknickt. „Wenn die Ähren nicht direkt mit der Erde verbunden sind, können sie noch geerntet werden“, sagt Winkelhag. Die Mähdrescher können die Ähren anheben und verarbeiten. Bei 150 Litern Regen, der landstrichweise innerhalb eines Tages pro Quadratmeter gefallen sei, sei das aber längst nicht überall der Fall. Zudem müsse jetzt mit dem Dreschen gewartet werden, bis die Ähren abgetrocknet seien. „Wir rechnen mit etwa 20 Prozent Verlusten beim Getreide“, so der Kreislandwirt.

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Der EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski hat betroffenen Landwirten Finanzhilfe in Aussicht gestellt. Im Rahmen der EU-Agrarpolitik stünden Werkzeuge zur Verfügung, um den Wiederaufbau nach Naturkatastrophen zu unterstützen, sagte er. Eine konkrete Höhe oder einen Zeitpunkt nannte der Kommissar nicht. (mit dpa)

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