Airbnb für WohnmobileWas das Kölner Start-up Rental Holidays anbietet

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RentalHolidays

Die Nachfrage nach Wohnmobilen ist gestiegen.

Köln – Airbnb ist eine Erfolgsgeschichte. Privatleute überlassen zeitweise ungenutzten Wohnraum – Kinderzimmer bis Ferienwohnung – anderen Privatleuten und verdienen sich so etwas dazu. Die Preise liegen unter denen einer Pension oder eines Hotels und so sind beide Gewinner. Einfache Idee. „Warum gibt es das nicht auch für Wohnwagen und Wohnmobile“, dachten sich Jasper Fiebelkorn (28), Marius Ruppel (32) und Jan Woltering (26). Die drei Kölner gründeten 2020 das Start-up Rental Holidays. Dort können Caravan-Besitzer nebenbei Geld verdienen und Camper an Wohnmobile und Co. kommen.

„Wohnmobile und Caravans werden oft nur vier oder sechs Wochen im Jahr von ihren Eigentümern genutzt, 40 bis 50 Wochen stehen sie einfach nur herum und kosten im Zweifel für eine angemietete Scheune oder einen Parkplatz noch Geld. Warum sollte man in dieser Zeit das Fahrzeug nicht einem anderen Camper überlassen und damit Geld verdienen“, sagt Jasper Fiebelkorn, der parallel zum Studium für den Wohnwagenhersteller Knauss Tabbert gearbeitet hat. Für die Gründer hat das Teilen der Camper auch einen Nachhaltigkeitsgedanken.

Camper begehrt wie nie

Ganz neu ist die Idee nicht. Es gibt private Verleiher von Wohnmobilen oder Caravans schon lange, schließlich boomt der Markt seit langem und durch zwei Jahre Corona noch viel mehr. Doch die meisten privaten Verleihmodelle haben einen gewaltigen Haken. Was passiert, wenn an dem Campingwagen ein Schaden passiert? Das hat viele Komponenten. Zum einen sind insbesondere Wohnmobile teuer. „Für viele unserer Vermieter ist das Reisemobil vielleicht nach dem Eigenheim die größte Anschaffung in ihrem Leben“, sagt Fiebelkorn. Entsprechend hoch sind mögliche Schäden. Es gibt zwar auch schon Wohnmobile ab 30.000 Euro Neupreis. Die allermeisten bewegen sich aber ab 70.000 Euro, nach oben gibt es keine Grenzen.

Wohnwagen – also Anhänger am Pkw – gelten als sehr empfindlich. Anders als beim Pkw kann ein Blechschaden schnell im Totalschaden enden, die dünnen Aluminiumhäute sind verletzlich. Was alle beide Fahrzeugtypen vereint, ist die Empfindlichkeit des Innenraums. Griffe, Schalter oder Schubladen sind konsequent auf Leichtbau getrimmt. All diese Aspekte verbunden damit, dass die großen Fahrzeuge für Ungeübte schwer manövrierbar sind, lassen viele Eigentümer beim Verleih zögern.

Versicherungen als Lösung

Um das zu verhindern, bieten die Gründer von Rental Holidays ein umfangreiches Versicherungspaket. „Unser Partner ist die Zurich-Versicherung“, sagt Marius Ruppel, der Versicherungsexperte im Gründerteam. Kasko und Haftpflicht sind also im Mietvertrag zwingend enthalten. „Optional kann man auch noch eine Versicherung auf das Inventar dazu buchen“, sagt Ruppel. Außerdem muss der Mieter dem Vermieter eine Kaution von 1000 Euro bei Mietantritt überlassen, in bar oder auf einem Treuhandkonto.

Den Preis für die Miete bestimmt der Vermieter selbst, allerdings gibt Rental Holidays eine Bandbreite vor: Wohnwagen (Anhänger), Campingbusse und Kastenwagen starten ab 20 Euro pro Nacht, größere Wohnmobile ab 35 oder 40 Euro, je nach Größe. Die Obergrenze für alle Fahrzeuge liegt bei 400 Euro. „Wir gehen davon aus, dass der Durchschnittspreis für Wohnwagen bei 70 und für Wohnmobile bei etwa 130 Euro pro Nacht liegen wird“, sagt Fiebelkorn.

Camping-Branche boomt

Die Camping-Branche jagt seit vielen Jahren von Rekord zu Rekord. So stieg die Zahl der neu zugelassenen Wohnmobile in den ersten sieben Monaten 2021 um fast 14 Prozent auf knapp 58.000. Allein in 2020 wurden in Deutschland 78.000 neue Wohnmobile verkauft. Das sind 45 Prozent mehr als 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie.

Ein Caravan ist ein Anhänger für Autos, in dem sich eine Wohnungseinrichtung befindet. Unterschied zu den Wohnmobilen (Reisemobilen) ist das Fehlen eines eigenen Antriebs. (tb) 

Legt man diese Durchschnittswerte zugrunde, würden bei einem Wohnmobil pro Tag 28,25 Euro an Servicegebühr für Rental Holidays und die Versicherung anfallen, unterm Strich würde der Vermieter also 114,75 Euro mit seinem Wohnmobil pro Tag verdienen. Bei einem Urlaub von zwei Wochen wäre das schon ein Verdienst von mehr als 1600 Euro. „Das kann auch attraktiv sein für Menschen, die nicht genug Eigenkapital fürs Wohnmobil angespart haben und sich so die Finanzierung des Fahrzeugs erleichtern“, sagt Fiebelkorn. Analog würden beim Durchschnitts-Caravan für 70 Euro etwa 7,41 Euro täglich für Service und Versicherung anfallen, es blieben also für den Wohnwagenbesitzer noch mehr als 60 Euro pro Tag an Gewinn übrig.

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So soll das System funktionieren: Auf der Internetseite www.rentalholidays.de können Vermieter kostenlos inserieren. Dazu geben sie Kontaktdaten an und erstellen ein Profil ihres Fahrzeugs. Bislang können sich nur Vermieter registrieren. Laut Angaben der Gründer haben das in den letzten Tagen etwa 30 Fahrzeugbesitzer gemacht. Anfang Mai dieses Jahres soll das Portal dann auch für Mieter freigeschaltet werden.

Der Knackpunkt für das Kölner Start-up wird es sein, genug Menschen zu finden, die bereit sind, ihr Reisemobil oder ihren Wohnwagen bereitzustellen. Denn für viele ist das Campingfahrzeug eine heilige Kuh oder gefühlt ein Familienmitglied.

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