Ryanair Deutschland-Chef im Gespräch„Billigflüge werden zehn Prozent teurer“

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Ein Flugzeug von Ryanair beim Abflug am Flughafen Köln/Bonn. (Archivfoto)

  • Andreas Gruber ist Deutschland-Chef von Ryanair.
  • Wegen Corona und steigenden Kraftstoffpreisen steigen Flugpreise, auch die von Billigfliegern.
  • Im Interview erklärt Gruber, warum Billigflüge trotzdem am Markt bleiben und welche Rolle NRW, Düsseldorf und Köln/Bonn für Ryanair spielen.

Köln – Corona hat die Airlines belastet, jetzt steigen die Kraftstoffpreise. Ist das das Ende von Billigfliegern?

Andreas Gruber: Billigflüge sind keineswegs Geschichte. Wir erwarten jedoch in der gesamten Branche bis zu zehn Prozent höhere Flugpreise. Billigflüge werden sich auf alle Fälle durchsetzen, weil wir unseren Passagieren bessere Preise bieten werden, wie wir es schon immer getan haben. Wir haben bis zu 80 Prozent unseres Kerosinbedarfes preislich abgesichert und werden keine Treibstoffzuschläge an unsere Kunden weitergeben, wie es bei anderen Fluggesellschaften der Fall ist. Im Moment beträgt unser durchschnittlicher Tarif 37 Euro.

Ist das Gepäck dann dabei?

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Kleines Handgepäck, etwa eine Tasche, ist selbstverständlich frei. Wer mit einem Trolley reist, muss Priority-Boarding buchen, das ist dann etwas teurer. Allerdings sitzt man damit auch als erster im Flugzeug. Das ist übrigens ein Modell, das uns ein anderer Billigflieger aus Köln nachgemacht hat (lacht). Es scheint also Erfolg zu versprechen.

Welche Rolle spielt Köln/Bonn für Ryanair?

Wir sind seit zehn Jahren hier in Köln/Bonn. Eine Basis haben wir hier seit 2014. Seitdem haben wir 14 Millionen Passagiere von und nach Köln/Bonn geflogen. Wir haben hier fünf Flugzeuge dauerhaft stationiert, damit ist Köln/Bonn unser zweitwichtigster Standort in Deutschland nach Berlin. Wir sind hier am Rhein ganz klar die Nummer zwei, hinter Eurowings, aber klar vor Easyjet.

Zur Person

Andreas Gruber wurde 2018 von Niki Lauda zum Chef von Laudamotion ernannt. Zuvor war er in verschiedenen Führungspositionen bei Air Berlin tätig. Gruber blieb auch nach der Übernahme durch Ryanair Group als Chef von Laudamotion tätig und ist auch Sprecher der Ryanair für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Welche neuen Ziele planen Sie ab Köln/Bonn?

Wir bieten aktuell mehr als 180 Abflüge in der Woche zu 38 Destinationen. Neu sind sieben, darunter etwa Budapest, Rom, Stockholm, Athen oder Fuerteventura.

Welche Angebote haben Sie ab Düsseldorf?

Düsseldorf spielt bei uns keine Rolle mehr. Der Grund sind die hohen Kosten, die dort verlangt werden. Es gibt auch keine Pläne, mit dem Flughafen Düsseldorf aktuell zu sprechen, das scheitert einfach an den zu hohen Gebühren dort. Köln ist unser zweitgrößter Standort in Deutschland, aber wir könnten weiterwachsen, wenn die Zugangskosten gesenkt werden würden, wie es etwa Nürnberg getan hat.

Ist Deutschland ein schwieriger Markt für Sie?

Deutschland hat eine verfehlte Luftfahrtpolitik gefahren. Es wäre mehr möglich gewesen, um die Luftfahrtbranche in der Krise zu stärken. Tatsächlich aber hat man nur eine einzige Airline unterstützt, das aber massiv mit enormen Summen aus den Taschen der Steuerzahler. Dass wir darauf reagieren mussten, sieht man auch an zwei Zahlen. In dem vergleichsweise kleinen Land Österreich haben wir 19 Flugzeuge, in der zehnmal so großen Bundesrepublik dagegen nur 25 Jets. Man sieht also, was mit niedrigeren Steuern und Gebühren alles möglich wäre.

Wie deutlich spüren Sie noch die Folgen der Corona-Krise?

Die Auslastung unserer Flieger lag im März bei 87 Prozent. Wir haben im vorigen Geschäftsjahr, das am 31. März endete, knapp unter 100 Millionen Passagiere befördert, vor Corona waren es 149 Millionen. Entsprechend erwarten wir im abgelaufenen Jahr einen Verlust von 350 bis 400 Millionen Euro. Im neuen Jahr wollen wir wieder Geld verdienen. Für das Jahr 2026 ist unser Ziel, 225 Millionen Passagiere zu befördern. Dazu setzen wir auch auf neues Fluggerät. Wir haben 210 neue Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max bestellt. Sie sind deutlich sparsamer als ältere 737 mit 16 Prozent weniger Kerosinverbrauch und obendrein bieten sie noch mal mehr Sitzplätze. Und wichtig für die Anwohner hier in Köln und dem Umland: Sie sind auch noch leiser als ältere Jets, 40 Prozent weniger Lärmemissionen.

Wie wichtig ist NRW für Ihr Unternehmen?

In Weeze haben wir drei Flugzeuge stationiert und bieten 80 Flüge die Woche. Dort sind wir Marktführer mit 98 Prozent Marktanteil. Außerdem sind wir in Dortmund vertreten. Von hier aus können wir auch Kunden aus den Niederlanden gewinnen.

Wie sind ihre Erwartungen an Sommer- und Osterferien?

Unsere Erwartungen sind ambitioniert. Wir erwarten für 2022/2023 rund 2,8 Millionen Passagiere ab Köln/Bonn.

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